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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Berlepsch-Valendas; Hans E. von: Das Kunstgewerbe-Museum zu Flensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0353

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Das Kunstgewerbe-Museum zu Flensburg.

holsteinschem Boden entstanden oder aus benachbarten
Ländern dahin verbracht und mit den bodenständigen
Resultaten dermaßen eins geworden, daß die Ver-
schiedenheit der Provenienz völlig in den Hintergrund
tritt. Die reich ausgestatteten Zimmer wohlhabender
oder reicher Bauern machten nicht den Eindruck, als
ob ihre Bestandteile zusammengetragen worden seien,
vielmehr wirken sie heute noch, nachdem sie aus dem
Zusammenhang mit ihrem ursprünglichen Standorte
losgelöst sind, als geschlossene Erscheinungen, künstlerisch
einheitlich. Auch zum Einpassen fremder Arbeit in ein
heimisches Gebilde gehört künstlerischer Geschmack; er
war dieser Bauernkultur in ganz hervorragendem Waße
eigen. Bildet auch eine gewisse Derbheit vielfach den
Grundzug — das schadet nichts. Besser ist sie in der
Kunst wie im Leben immer, als der verfeinerte Eklek-
tizismus. Der Stempel der Selbständigkeit ist ihr Werk-
mal. Der aber geht dem andern ab. Deshalb hob
sich auch eine Figur wie Bismarck so gründlich von
den herkömmlichen Erscheinungen seines Berufskreises
ab. Zn ihn: steckte, war sein perkommen auch adelig,
als stärkste Eigenart die unbeugsame Kraft und Derb-
heit, die in der Ackerscholle, nicht auf den: Parkett-
boden ihre Wurzeln hat.

Den reichen Inhalt des
aufzählen zu wollen, ist nicht
Wer Spezielles erfahren will,
den der verstorbene peinrich
gehendster Sachkenntnis verfaßt hat,
pinweise. Außerdem erscheint binnen

Flensburger Wufeums
Aufgabe dieser Zeilen,
findet in dem Führer,
Sauermann mit ein-
alle möglichen
kurzer Zeit ein

Flensburger Kunst-
gewerbe - Museum:
Geschnitzte Elle
und zwei geschnitzte
Rocken, Herkunft
unbekannt.

umsaitgreicheres Werk mit zahlreichen Illustrationen, p— Die Samm-
lung greift bis in prähistorische Zeiten
zurück uitd bewahrt an Woor- und
Gräberfunden aus paläolithischer und
neolithischer, weiter aus der Bronze-,
der älteren und jüngeren Eisenzeit
eine Wenge vorzüglicher Objekte.

Interessant ist der in Waxbüll ge-
fundene Baumsarg. Die Form hat
sich, wie aus den im Wufeum zu
Lingby befindlichen Exemplaren her-
vorgeht, bis in die Witte des fst. Jahrhunderts erhalten, wie
denn auch im Alemannischen heute noch der Sarg als
„Totenbäum" bezeichnet wird. — Bon frühmittelalterlichen
Arbeitet: profane:: Charakters ist nichts erhalten. Die Wobei
der gotischen Zeit sind auch ziemlich spärlich vertreten. An
den: vorhandenen Waterial äußert sich eigentliche Schreiner-
arbeit weniger als Zimmermannstechnik. Das mag mit den:
Uinstand Zusammenhängen, daß das freistehende Wöbel eine
Ausnahme, das eingebaute die Regel bildete und daß das

7 [6. Flensburger Kunstgewerbe-
museum: Tellerbord aus Nord-
friesland. ;s. Jahrh.

Bedürfnis nach Schmuckentfaltung überhaupt nicht in dem Waße vorhanden

') Bilder aus dem Flensburger Kunstgewerbe-Museum, herausgegeben von Direktor vr.
Sauermann, im Selbstverlag des Museums. (Herausgeber ist der Sohn Heinr. Sauermanns.)
 
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