Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas; Hans E. von: Das Kunstgewerbe-Museum zu Flensburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0356

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Aunstgewerbe-Museum zu Flensburg

725. Mstenfelder f^of; Diele. In, Bautenmuseum zu Lyngby. (Wiederabdruck aus Iahrg. ;yc>s, Seite 22z.)

wig-polstein ebenso wie für die bürgerliche und
bäurische Bauweise des skandinavischen Nordens
kaum in Betracht kommt, nochmals aufzuleben.
Wie verschieden die Renaissance-Strömung sich gel-
tend machte, geht weiter deutlich aus Abb. 700
hervor. Der Schrank stammt aus Eiderstedt, ist (590
datiert, also dreißig Jahre älter als die Getäfel-
fragmente von Drengftedt. Altertümlichkeit der Be-
handlung ist, das erhellt hieraus deutlich, keineswegs
bestimmend für das Alter selbst. Dainit muß über-
all gerechnet werden, wo eigentliche Volkskunst neben
handwerklich-künstlerisch betriebener Arbeitsweise her-
geht. Die mit reichlichem Aartuschen werk versehene
Truhe aus den, südöstlichen Holstein (peiligenhafen)
ist ebenso bezeichnend für das Gesagte. Aurzum,
die reichen Materialien des Flensburger Museums
geben ein außerordentlich vielseitiges Bild des Ein-
dringens neuer Aunstweise in Gebiete, wo das Alte
nicht ohne weiteres den Platz räumte. Wesentliches
Interesse erwecken gerade in dieser Beziehung die
komplett erhaltenen Innenräume. Unbeschadet der
Vortrefflichkeit alles übrigen sind sie der Glanzpunkt
des Ganzen, nicht am wenigsten allerdings dadurch,
daß, wie schon gesagt, ihr Originalzustand unter der
Fürsorge eines so vortrefflichen, in jeder technischen
und künstlerischen Einzelheit und Eigenheit bewan-
derten Erhalters wie peinr. Sauermann es war, aufs
genaueste bewahrt blieb. Das Flensburger Museum

übertrifft dadurch zahlreiche weit größere Saum,langen
verwandter Art, in denen der Reichtum an Einzel-
objekten den, Mangel an großen Zusammengehörig-
keitsgruppen nicht abzuhelfen verinag. Letztere sind
allgeinein instruktiv; das Einzelobjekt hat ausschließ-
lich fachliches Interesse. In der Vernachlässigung
der Raumkunst mag der Grund für die Tatsache
liegen, daß die wenigsten Museen künstlerisch allge-
mein befruchtend gewirkt haben. — Die Räume
stammen aus den verschiedenen Gegenden des Landes,
von den wellsnumspülten Inseln, den „Palligen" der
Westküste, ebenso wie aus den, Aüstenlande an der
Ostsee, von der heutigen jütischen Grenze bis hinab
an die Elbe. Die Unterschiede, wie sie sich durch die
verschiedenartige Bevölkerung, durch das zähe Fest-
halten derselben an eigener Sitte, eigenem Brauch
in früheren Zeiten ergaben, sind daraus deutlich er-
kennbar.

Die Zimmer von Röm, (650 (Abb. 692), von
Morsum, (650, Nieblum, (657 (Abb. 695), pooge,
(669 (Abb. 687), befanden sich auf den Palligen;
die Räume von Schafflund, (760, Winnert, (702
(Abb. 689), Friedrichstadt, (620 (Abb. 695), gehören
den festländischen Landesteilen an, während jene aus
Gjenner, (657, Flensburg, (790, Unewattfeld, (650,
Schleswig, (789, für die Wohnweise an der Ostküste,
Westerbüttel, (793 (Abb.690) und Wewelsfleeth, (770
(Abb. 69(), für die Elbegegend bezeichnend sind.

537
 
Annotationen