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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Großmann, Karl: Richard Berndls Neubau des Hotels "Union" in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0016

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Richard Berndl's Neubau des Hotels „Union" in München.

2. Hotel „Union", München.

zupassen weiß, es sind Schmiedewerke von reizvoller
Erfindung und Ausgestaltung.

Die Felder zwischen den Fenstern sind stufen-
weise eingetieft, wodurch ein belebendes Spiel linearer
Schatten, hellerer und dunklerer Flächen zustande
kommt. Das bfauptgesims faßt ruhig und schlicht
zusammen. Der krönende Mittelgiebel mit den: —
zu wenig flächenhaften und deshalb in der Unten-
sicht wenig glücklichen — Madonnenrelief fügt sich
dem Ganzen nicht ein nnd hat wohl auch inehr den
Zweck, auf die Bestimmung des Hauses als katho-
lischer Aasinobau hinzuweisen, als eine künstlerische
Bereicherung zu sein.

Die Fenster mit ihrer Sprossenteilung und ihren
breiten Maßverhältnissen geben den Charakter des
Freundlichen und Traulichen nach außen hin.

Der Eingang liegt zwi-
schen zwei Wandabschrä-
gungen, die durch die Fenster
der Portierloge durchbrochen
werden; zwei Lorbeerbäum-
chen — wie auch auf den
Balkons — flankieren ein-
ladend die Flügeltüren, das
dunkle Grün gibt einen an-
genehmen Kontrast zu den:
Hellen Ton der geputzten
Fassade; man würde sie un-
gern vermissen, denn sie sind
als Schmuck ungleich wert-
voller als die gefürchteten
platt gedrückten Gipsorna-
mente, unter denen wir vor
noch gar nicht langer Zeit
zu leiden hatten.

Was uns außen ver-
sprochen wird, erfüllt sich
schon in: Vestibül (Abb. <$)
aufs schönste: es wetteifert
an Intimität mit der Diele
eines vornehmen Privat-
hauses. Die Wände sind
mit dunkler Rüstertäfelung
verkleidet, links vom Trep-
penaufgang ist der Raum
zur Entwicklung einer be-
haglichen Kaminecke mit
Korbmöbeln benutzt; zum
dunklen, weißgeäderten Grün
des belgischen Marnwrs ge-
sellt sich das Helle Messing
der Kamintüren, deren durch-
brochene Arbeit dem schlich-
ten Linienstil durchaus entspricht. — Decke und Wände
| sind weiß, erstere mit ganz flacher Felderteilung und
mit wenig farbiger Betonung der Hauptlinien. Auf
den: ‘Kam::: vor dem Spiegel vollendet eine Nymphen-
burger Porzellanfigur den wohnlichen Eindruck.

Wir gelangen links in das F r ü h st ü ck s z i m:n e r
(Abb. 7), das nach der Straße zu liegt und fein Licht
durch das vorher erwähnte große Fenster des Erd-
geschoßes erhält. Die Wände sind mit eigenartig
dunkelgrün gebeizter Eiche getäfelt, die ganz glatte
Decke trägt nur an den Stellen, von welchen die vier
Leuchter herabhängen, dezentes Stuckornament. Die
Felder der Wand zeigen ein kleines (Ornament,
Goldlinien auf blauem Grunde, ein leichter, gemalter
Fries zieht sich an der Kehle hin. Die Lüster
(Abb. 30) bestehen aus korbartigen, in durchbrochener
 
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