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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Lasser, Moritz Otto von: Ausstellung der Ateliers und Werkstätten für angewandte Kunst: (W. von Debschitz und H. Lochner)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0070

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Ausstellung der Ateliers und Werkstätten für angewandte Kunst (w. v. Debjchitz und l). Lochner).

88. (D.-A.) Terpentin-Arbeiten; Leuchter und Streichholzständer nach Entwürfen von Fritz Schmoll von Eisenwerth,

Schalen nach Entwurf von Ej. Strauß. (‘/4 d. wirk!. Größe.)

^aune, eine architektonische Kaprize . . . Heinrich
^eine hat nie toller mit den Worten, mit den Lätzen
Jongliert, als es hier der Künstler mit den Gesetzen
^er Statik getan hat, tut. Die Wobei ruhen da alle
"Ur auf — Stäbchen! Auch dem Material gcgen-
"ber hat er sich recht frei benommen; Glas, Spiegel-
flächen, Messing, Holz (und auf dem sogar Bein)
^>nen zur Verwendung, ganz abgesehen von den
Stoffen u. dgl. Die Folge davon ist, daß es nicht
winier „zusammengeht" — aber vielleicht beabsichtigte
öer Architekt ein wenig Aufregung, Unruhe... Jeden-
falls muß gesagt werden, daß er das melodische
Dunkelviolett des Holzes aufs prächtigste heraus und
Zur Geltung gebracht hat; das lichte Glivgrün der
Postbezüge steht gar pikant dagegen, und doch einen
f'ch sowohl diese beiden als auch noch andere Farben
,rrt Räume gern zum gewollten, vornehmen Klange,
^in reizvoller Teppich und ein hübsches graues Tier-
f^!l darf beiin Ausmalen des kleinen Interieurs nicht
vergessen werden, die Wandverkleidung sei mit den
Sorten „ruhig und gut" gestreift, und besonders
Noch des Umstandes gedacht, daß W. v. Debschitz
für die künstlerische Fassung der Lichtquelle tätig war.

Der letzte Raum in der Flucht der Zimmer und
bäle, der s s. Innenraum, führt den Titel „Schlaf-
ZUnmer in weißlackiertem Fichtenholz" (Abb. 85
ü- 86), und ©. Reynier heißt sein Verfasser. Der
^aum aber dürfte auch „Lin Fest" heißen. Auf den
ersten Blick schon den Beschauer gewinnend, stellt er
rine überaus erfreuliche Leistung dar, fesselt, bezaubert,
'Nacht heiter, fröhlich. Doch wozu die vielen Ligen-
fchaftswörter? Das Schlafzimmer ist fast ganz in —
D^eiß gehalten; also Licht, wohin du schaust . . .
sonderbar! was es mit dem Weiß auf sich hat:
Einmal wird alles damit banal, ein andermal wird
nlles dadurch zu eleganten Schöpfungen. So hier.
Denn cs ist in Wahrheit ein höchst geschmackvoller,
tri gewissem Sinne großzügiger Raum, in dem wir
Uns soeben befinden. Die hübschen, warmen Farben

des verwendeten Marmors passen auch so gut zu
den weißen Licht-, den grauen Schattenflächen, und
dann die Sensation des delikaten lilafarbenen Bett-
überzugs, und die feschen, fast etwas frechgelben
Strohsessel; das find lauter Linfälle, für die mau
dem Künstler Dank sagt. Nur der graue Anstrich
unten an den Möbeln, als Schutz und Sockel ge-
dacht, hätte wegbleiben dürfen, denn durch ihn ist
das Ganze nicht feiner geworden. Sehr eigenartig
ist der Beleuchtungskörper des Raumes (Abb. 87);
übrigens keineswegs der einzige eigenartig gehaltene
der Ausstellung.

Scheiden wir nun von den Darbietungen der
Raumkunst, der Innenarchitektur. Wie wir sehen,
halten sie alle ein hohes Niveau inne, und wenn
wir trotzdem nicht alles in Bausch und Bogen lobten,

89. (D.-A.) Tischdecke; Stickerei von L. Diestelmann;
Seidenstickerei in graugrün und hellblau auf grobem Leinen.
(Vro d. wirkt. Größe.)
 
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