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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Gmelin, Ludwig: Die Ausstellung "München 1908", [1]: Vorgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0312

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Die Ausstellung „München (90s".

526. („München (908".) Münchener Rünstlertheater (Zuschauerraum); von Mar Littmann.
Vertäfelungen ausgeführt von Anton Pässe nbach er, Vorhangstickerei von Margarethe von Brauchitfch,

Lüster von Wilhelm & Co.

die Längsachse der einen mit der Achse des Pauptcin-
gangs zusammenfiel ^), wurde nicht nur Platz für
einen wirkungsvollen Prospekt gewonnen, sondern
auch ein 8000 qm großer, quadratischer, auf drei
Seiten umschlossener, zweiter Pos, an dessen vierter,
offener Seite sich längs den: park ein reizvoller
Spaliergang anschließt, der zu der ganz am West-
ende gelegenen Pauptrestauration führt bzw. zu dem
westlichen Ausgang hinleitet.

Diese Zerlegung des ganzen Platzes in ein-
zelne deutlich geschiedene Gruppen hatte den großen
Vorteil, daß beim Betreten des Platzes sich der
Blick nicht in endlose fernen verlieren kann, was
besonders bei der beschränkten pähe der Bauten
von Belang ist; überdies ergab sich noch eine wirk-
same Steigerung vom Portal durch den kurzen
Vorhof über die beiden Pauptplätze, deren Auer-
axen gleichfalls kräftig markiert wurden: im ersten
fjof durch den Mittclvorsprung der Palle III und
durch das vom Verein „Ausstellungspark" errichtete
„Münchner Künstler-Theater", im zweiten durch die

x) Lin Gedanke, der schon bei dem gleichfalls prämiierten
Aonknrrenzentwurf von löirschmann zum Ausdruck kam.

Eingangstreppe zu Palle II und durch den Park-
eingang „Figurenhain". Um neben der architek-
tonischen Strenge auch der malerischen Gruppierung
ihr Recht zu geben, ergriff man gerne die sich bie-
tende Gelegenheit, die unregelmäßige Lücke hinter
dem Durchpaß zwischen den Pallen II und III zu
einem feuchtfröhlichen Erfrischungswinkel auszuge-
stalten.

Noch einmal erlangt die strenge Architektonik
außerhalb der Pallen die Vorherrschaft: bei der
im Scheitel des Bogens gelegenen Pauptrestauration
mit den zugehörigen Bauten und Fontänenanlagen;
dann beginnt — nach dem Vergnügungspark hin
und in diesein selbst — das freie Spiel von zwang-
los zusammengestellten Bauten aller Art, ländliches
Gasthaus, Sommerhaus, Arbeiterhäuser, Strecken-
wärterhaus, kleine Schau-, Schieß-, Reithallen und
die verschiedenen Erfrischungsbuden, die in der Bier-
halle ihren Gipfelpunkt erreichen. Pier führt wieder
die „heilige Ordnung" ihr strenges Regiment, selbst
im Garten, wo die Baumreihen sich dem quadra-
tischen Schema fügen mußten. Wie wäre aber ein
geordneter Wirtschaftsbetrieb bei Massenbesuch ohne

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