Ausstellung „München ;go8".
533. („München (908".) Theater. Lafe; von Paul pfann.
überläuft, da er nach seinen Materialkenntnissen
sich sagt, daß Steinbalken von so großen Längs- und
bei so kleinen Auerdimensionen unzweifelhaft durch-
brechen müssen?) Die Münchener Ausstellungshallen
sind — neben anderen —- schlagende Beispiele dafür,
wie auch unsere anscheinend aufs festeste begründeten
ästhetischen Theorien durch technische Tatsachen ins
Wanken gebracht werden können. Aber so gewiß
wie zur klassisch-antiken Zeit neben dem griechischen
Bauformenkreis sich die römische Bogenkonstruktion
ästhetische Berechtigung errang, ebenso gewiß werden
auch wir unser ästhetisches Empfinden den neu ge-
wonnenen technischen Möglichkeiten anpassen müssen.
Wir sehen unseren Extremitäten auch nicht ohne
weiteres an, was sie als Träger leisten können; was
wir äußerlich wahrnehmen können, sind Weichteile
- von den Knochen fast nichts. Wir brauchen uns
also nicht zu beunruhigen, weil wir die Knochen der
Eisenbetonbauten nicht auch sinnlich wahrnehmen
können.
Wohl die interessantesten Beispiele der Anwendung
des Eisenbetons sind die nach dein preisgekrönten
Entwurf von Ernst Pfeifer von Gebrüder Rank
‘) Die Fensteröffnungen erreichen eine Breite von weit
über 7 ui.
ausgeführten sechsarniigen Kandelaber, welche die
Ecken des quadratischen Pauptplatzes markieren
(Abb. 532).
Büßt der erste Eindruck der Gesamtanlage durch
das Uberschneiden und Abbrechen der Hauptachse an
Größe ein, so wird man dafür durch die Traulich-
keit, Geschlossenheit der einzelnen Abschnitte mehr
wie entschädigt. Der Architekturcharakter der Pallen-
bauten beruht ganz aus Sachlichkeit, Schlichtheit, viel-
leicht nur allzusehr; aber man ist auf anderen Ausstel-
lungen oft genug durch allerlei Protzenkünsteleien so
angewidert worden, daß man die natürliche Unge-
künsteltheit wie ein erfrischendes Bad empfindet. Sie
verdirbt nichts. Die Baufornien, in denen die neuen
Konstruktionsgedanken zur Aussprache gelangt sind,
werden mit keiner Stilwandlung in Konflikt geraten,
weil ihr Etil aus der Sachlichkeit hervorgegangen,
die sich überall Beachtung und Würdigung erringt.
Da ist nichts, was oberflächlichem Sinnenkitzel dient;
und darin liegt die Bürgschaft für dauernden Wert.
„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, das
Echte bleibt der Nachwelt unverloren." Und echt
sind diese Bauten; sie werden sich darum auch mit
allen kommenden Geschmackswandlungen zu ver-
söhnen wissen.
533. („München (908".) Theater. Lafe; von Paul pfann.
überläuft, da er nach seinen Materialkenntnissen
sich sagt, daß Steinbalken von so großen Längs- und
bei so kleinen Auerdimensionen unzweifelhaft durch-
brechen müssen?) Die Münchener Ausstellungshallen
sind — neben anderen —- schlagende Beispiele dafür,
wie auch unsere anscheinend aufs festeste begründeten
ästhetischen Theorien durch technische Tatsachen ins
Wanken gebracht werden können. Aber so gewiß
wie zur klassisch-antiken Zeit neben dem griechischen
Bauformenkreis sich die römische Bogenkonstruktion
ästhetische Berechtigung errang, ebenso gewiß werden
auch wir unser ästhetisches Empfinden den neu ge-
wonnenen technischen Möglichkeiten anpassen müssen.
Wir sehen unseren Extremitäten auch nicht ohne
weiteres an, was sie als Träger leisten können; was
wir äußerlich wahrnehmen können, sind Weichteile
- von den Knochen fast nichts. Wir brauchen uns
also nicht zu beunruhigen, weil wir die Knochen der
Eisenbetonbauten nicht auch sinnlich wahrnehmen
können.
Wohl die interessantesten Beispiele der Anwendung
des Eisenbetons sind die nach dein preisgekrönten
Entwurf von Ernst Pfeifer von Gebrüder Rank
‘) Die Fensteröffnungen erreichen eine Breite von weit
über 7 ui.
ausgeführten sechsarniigen Kandelaber, welche die
Ecken des quadratischen Pauptplatzes markieren
(Abb. 532).
Büßt der erste Eindruck der Gesamtanlage durch
das Uberschneiden und Abbrechen der Hauptachse an
Größe ein, so wird man dafür durch die Traulich-
keit, Geschlossenheit der einzelnen Abschnitte mehr
wie entschädigt. Der Architekturcharakter der Pallen-
bauten beruht ganz aus Sachlichkeit, Schlichtheit, viel-
leicht nur allzusehr; aber man ist auf anderen Ausstel-
lungen oft genug durch allerlei Protzenkünsteleien so
angewidert worden, daß man die natürliche Unge-
künsteltheit wie ein erfrischendes Bad empfindet. Sie
verdirbt nichts. Die Baufornien, in denen die neuen
Konstruktionsgedanken zur Aussprache gelangt sind,
werden mit keiner Stilwandlung in Konflikt geraten,
weil ihr Etil aus der Sachlichkeit hervorgegangen,
die sich überall Beachtung und Würdigung erringt.
Da ist nichts, was oberflächlichem Sinnenkitzel dient;
und darin liegt die Bürgschaft für dauernden Wert.
„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, das
Echte bleibt der Nachwelt unverloren." Und echt
sind diese Bauten; sie werden sich darum auch mit
allen kommenden Geschmackswandlungen zu ver-
söhnen wissen.