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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Gmelin, Ludwig: Die Ausstellung "München 1908", [1]: Vorgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0324

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Die Ausstellung „München ;908".

539. (,,München J908“.) Hauptrestauration; von Lmanuel von Leidl.

liehen Cafe „Metropol", das nicht nur in: Äußern,
sondern auch in seiner ganzen Inneneinrichtung,
z. B. Servicen, Geschirren, Tischdecken ganz von
£. h 0 hlwein entworfen ist.

Damit sind wir bei den Gast- und Raststätten
des Vergnügungsparkes angelangt, unter denen natür-
lich die große, mit Vor- und Rückgarten auf 3000
Besucher eingerichtete Bierhalle die Hauptrolle spielt;
sie ist eine gemeinsame Arbeit von Btto Dietrich,
Btho Brlando Aurz und Franz Zell, ausgemalt
von Karl Thr 01l (Abb. 5^5 u. 5^7).J) Der Bau
bildet sozusagen den Zielpunkt der breiten Allee, die
den Vergnügungspark durchzieht — und er besteht in
der Hauptsache aus einem von ziemlich niedrigen
Mauern getragenen Riescndach, das allein an die
tausend durstige Seelen unter seine mächtigen Fittiche
nehmen kann; daneben breiten sich weitere fallen
aus und Gärten, deren noch mangelhafter Baum- * *)

rötlichgelbes Holz an dem blaugrün gepolfterten Mobiliar und der
hohen Vertäferung, darüber grün bezogene Dachschräge und Decke,
durch graugelbe Linienbänder gegliedert, deren Aufnagelung durch
großköpfige Nägel zu reizender rhythmischer Verzierung Anlaß
gegeben; auch der Nebenraum birgt, so klein er ist, eine wert-
volle Ausstattung in den Tönen silbergrau, weiß, braun.

*) Unsere Außenansicht ist ausgenommen, ehe der sehr
breite Vorgarten in seiner ganzen Ausdehnung angelegt war;
inzwischen ist auf der Kreuzung der Bierhallen-Achse mit der
Achse der Reitbahn ein großes Musikpodium errichtet und gleich-
zeitig (Juli) eine Doppelreihe kranztragender Flaggenstangen
durch den ganzen Vergnügungspark hindurch ausgestellt worden;
Abb. gibt von diesen neuesten Zustand eine Vorstellung,
während Abb. 5^6 noch aus dem Mai stammt.

schatten einstweilen durch riesige blauweiße, zeltförmige
Schirme ersetzt wird. Im Innern der Italic ist im
Gegensatz zu der neutralen Farbgebung der Paupt
restauration eine bunte Farbenausstattung erstrebt.
Auf den dunkelrot gestrichenen Tischen liegen grüne,
weißgemusterte Decken; die violett und weiß gestreiften
Mände endigen mit einer schwarzgelben Bordüre
und überbunten Blumenkränzen darüber. Blauweiß
wie das Innengewand der Dachfläche sind auch die
Gewänder der Aellnerinnen, und das Rot der Möbel
kehrt in den Holzlüstern wieder.

Liner seltenen Spezialität, einem altmünchnerischcn
(gegen Regen geschützten) Tanzplatz im Freien (Abb.533)
hat ihr Erbauer — Franz Zell — durch Beiziehung
des Schäfflertanzes eine eigenartige Gestalt ver-
liehen; aus dicken Bohlen ausgesägt und bemalt
stehen die Schäffler ringsum auf der inneren Brü-
stung und scheinen mit ihren Aranzbögen das Zelt-
dach zu tragen.

Der nahegelegene südliche Bsteingang ist weit
einfacher gestaltet als fein nördlicher Bruder; weiß-
gestrichene Lattenzäune und Torflügel zwischen blauen
Pfosten, begrenzt von niedrigen weißen IDärter-
häuschen, deren quadratische rote Ziegeldächer in
Gipfeltürmchen mit hoher grüner — Ballonmütze
endigen.

Der Gktoberfestgeist, der allgemein im Ver-
gnügungspark das Regiment führt, ist also auch an
den daran angeschlossenen Eingängen nicht spurlos
vorübergegangen. L. G,

(Fortsetzung folgt.)

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