Kleine Nachrichten.
5^2. („München >y08".) Türen im Hauptrestaurationssaal; von Lman. v. S et b 1.
Plastischer Schmuck von Jos. wackerte, ausgeführt von der Kgl. Porzellan-
manufaktur Nymphen bürg; eingelegte Türflügel von lv. Till.
Werkstätten" richtiger bezeichnet. Die erste Art ist
die Lehrlingsschule, die zur Ausbildung der Hand-
werksgehilfen dient, eine Art, die in Amerika sehr
verbreitet ist; die zweite Art Lehrwerkstätten steht in
engem Zusammenhang mit den gewerblichen Fort
bildungsschulen; sie beschäftigt die Fortbildungs-
schulpflichtigen Lehrlinge wöchentlich während einiger
Stunden (München). Als dritte Art sind die mit
Aunstgewerbefchulen verbundenen Werkstätten zu be-
trachten. Seine Beobachtungen in dieser Richtung
schilderte Redner in folgenden Worten:
Um den Wert dieser Werkstätten besser erkennen
zu können, sei zunächst untersucht, was aus den Zog
lingen solcher Aunstgewerbeschulen wird, denen keine
Werkstätten ungegliedert sind. Wir haben die Er-
fahrung gemacht, daß die jungen Leute, welche eine
Reihe von Semestern in vollem Tagesunterricht nur
mit Zeichnen beschäftigt werden — mögen sie auch
eine Meisterlehre in einem kunstgewerblichen Berufe
durchgemacht haben — in der Regel nicht als Prak-
tiker, sondern als Zeichner in die kunstgewerblichen
Betriebe zurückkehren. Diejenigen unserer Schüler mit
wirklich künstlerischer Begabung finden ein gutes
Fortkommen, sind gesucht und werden gut bezahlt.
Wie steht es aber mit denen, welche der Praxis
entfremdet sind und bei denen die künstlerische Be-
gabung zum entwerfenden Auustgewerbler nicht aus-
reicht? Nur wenige von ihnen kehren zur prak-
tischen Arbeit zurück, und diese sind dann unge-
wandter als ihre Altersgenossen und werden infolge-
dessen nicht leicht zu besseren Arbeiten herangezogen,
bei denen sie allenfalls ihren Geschmack würden be-
tätigen können. Als Zeichner
aber nrit ungenügender künst-
lerischer Begabung finden sie zwar
auch Stellung, werden aber weni-
ger gut bezahlt. Werte schaffen
sie denr Aunstgewerbe nicht.
Erst im Gefolge der neueren
Entwicklung des Aunstgewerbes
haben wir die grundsätzliche
Wichtigkeit der Beschäftigung
des Aunstgewerbeschülers mit denr
Material erkairnt. — — Das
Gefühl für Material und Aon-
struktion läßt sich aber nicht an-
ders entwickeln, und die denr Ma-
terial und denr Gebrauchszweck
angemessenen Formen lassen sich
rricht anders firrden, als aus der
anhaltenden Beschäftigung mit
dem Material heraus, als durch
das Einleben in das Material.
Das ist aber nicht anr Reißbrett möglich, sondern
nur in der Werkstatt, an der Hobelbank, anr Schraub-
stock, am Webstuhl. Hier wird der Schüler ganz
von selbst gezwungen, die sachlichen Gebote von
Material und Technik zu befolgen. Diese Gebots,
die Material und Technik vorschreiben, und die bei
dem Geschnrackswandel aller Zeiten ihre Geltung
behalten, müssen auch heute wieder einen der Ais-
gangspunkte für künstlerische Neugestaltung billen.
— Das Einleben in das Material kann nirgnds
besser geschehen als in einer Schulwerkstätte, weil die
Schüler sich hier mit inehr Muße, mit mehr Luhe
ihrer Arbeit hingeben können, als es im restlos
nach Erwerb drängenden Gewerbebetriebe möglich
ist. Ruhe gehört aber zu aller guten Handirbeit.
— 3n den Schulwerkstätten kann ferner nancher
technische Versuch gemacht werden, für den in der
Praxis die Zeit mangelt.
Die Ausbildung in handwerklichen um indu-
striellen Betrieben weist heute besonders -veierlei
Übel stände auf. Viele Handwerker halsn nur
Teilarbeit zu verrichten und lernen ihren Beruf nicht
mehr in vollem Umfang kennen; dann hat lle Sucht,
sich gegenseitig zu unterbieten, die uugesmde Art,
Arbeit um jeden Preis herbeizuschaffen, die Pfusch-
arbeit gezeitigt. Beide Ursachen für die vilfach un-
zulängliche Ausbildung der Aunsthandweiker haben
aber noch ein drittes im Gefolge. Der Fwan; zu
Teilarbeit wie zur Pfuscharbeit bewirkt daß der
Handwerker bei seinem Werk keine Schoffenssieude
mehr empfindet. — — Gelingt es unseren "unst-
gewerbeschulen mit Hilfe ihrer Werkstätten unddurch
io
5^2. („München >y08".) Türen im Hauptrestaurationssaal; von Lman. v. S et b 1.
Plastischer Schmuck von Jos. wackerte, ausgeführt von der Kgl. Porzellan-
manufaktur Nymphen bürg; eingelegte Türflügel von lv. Till.
Werkstätten" richtiger bezeichnet. Die erste Art ist
die Lehrlingsschule, die zur Ausbildung der Hand-
werksgehilfen dient, eine Art, die in Amerika sehr
verbreitet ist; die zweite Art Lehrwerkstätten steht in
engem Zusammenhang mit den gewerblichen Fort
bildungsschulen; sie beschäftigt die Fortbildungs-
schulpflichtigen Lehrlinge wöchentlich während einiger
Stunden (München). Als dritte Art sind die mit
Aunstgewerbefchulen verbundenen Werkstätten zu be-
trachten. Seine Beobachtungen in dieser Richtung
schilderte Redner in folgenden Worten:
Um den Wert dieser Werkstätten besser erkennen
zu können, sei zunächst untersucht, was aus den Zog
lingen solcher Aunstgewerbeschulen wird, denen keine
Werkstätten ungegliedert sind. Wir haben die Er-
fahrung gemacht, daß die jungen Leute, welche eine
Reihe von Semestern in vollem Tagesunterricht nur
mit Zeichnen beschäftigt werden — mögen sie auch
eine Meisterlehre in einem kunstgewerblichen Berufe
durchgemacht haben — in der Regel nicht als Prak-
tiker, sondern als Zeichner in die kunstgewerblichen
Betriebe zurückkehren. Diejenigen unserer Schüler mit
wirklich künstlerischer Begabung finden ein gutes
Fortkommen, sind gesucht und werden gut bezahlt.
Wie steht es aber mit denen, welche der Praxis
entfremdet sind und bei denen die künstlerische Be-
gabung zum entwerfenden Auustgewerbler nicht aus-
reicht? Nur wenige von ihnen kehren zur prak-
tischen Arbeit zurück, und diese sind dann unge-
wandter als ihre Altersgenossen und werden infolge-
dessen nicht leicht zu besseren Arbeiten herangezogen,
bei denen sie allenfalls ihren Geschmack würden be-
tätigen können. Als Zeichner
aber nrit ungenügender künst-
lerischer Begabung finden sie zwar
auch Stellung, werden aber weni-
ger gut bezahlt. Werte schaffen
sie denr Aunstgewerbe nicht.
Erst im Gefolge der neueren
Entwicklung des Aunstgewerbes
haben wir die grundsätzliche
Wichtigkeit der Beschäftigung
des Aunstgewerbeschülers mit denr
Material erkairnt. — — Das
Gefühl für Material und Aon-
struktion läßt sich aber nicht an-
ders entwickeln, und die denr Ma-
terial und denr Gebrauchszweck
angemessenen Formen lassen sich
rricht anders firrden, als aus der
anhaltenden Beschäftigung mit
dem Material heraus, als durch
das Einleben in das Material.
Das ist aber nicht anr Reißbrett möglich, sondern
nur in der Werkstatt, an der Hobelbank, anr Schraub-
stock, am Webstuhl. Hier wird der Schüler ganz
von selbst gezwungen, die sachlichen Gebote von
Material und Technik zu befolgen. Diese Gebots,
die Material und Technik vorschreiben, und die bei
dem Geschnrackswandel aller Zeiten ihre Geltung
behalten, müssen auch heute wieder einen der Ais-
gangspunkte für künstlerische Neugestaltung billen.
— Das Einleben in das Material kann nirgnds
besser geschehen als in einer Schulwerkstätte, weil die
Schüler sich hier mit inehr Muße, mit mehr Luhe
ihrer Arbeit hingeben können, als es im restlos
nach Erwerb drängenden Gewerbebetriebe möglich
ist. Ruhe gehört aber zu aller guten Handirbeit.
— 3n den Schulwerkstätten kann ferner nancher
technische Versuch gemacht werden, für den in der
Praxis die Zeit mangelt.
Die Ausbildung in handwerklichen um indu-
striellen Betrieben weist heute besonders -veierlei
Übel stände auf. Viele Handwerker halsn nur
Teilarbeit zu verrichten und lernen ihren Beruf nicht
mehr in vollem Umfang kennen; dann hat lle Sucht,
sich gegenseitig zu unterbieten, die uugesmde Art,
Arbeit um jeden Preis herbeizuschaffen, die Pfusch-
arbeit gezeitigt. Beide Ursachen für die vilfach un-
zulängliche Ausbildung der Aunsthandweiker haben
aber noch ein drittes im Gefolge. Der Fwan; zu
Teilarbeit wie zur Pfuscharbeit bewirkt daß der
Handwerker bei seinem Werk keine Schoffenssieude
mehr empfindet. — — Gelingt es unseren "unst-
gewerbeschulen mit Hilfe ihrer Werkstätten unddurch
io