Kleine Nachrichten.
550. („München (908".) Kleinhäuser für die Gartenstadt lsellerau bei Dresden (Gründung der „Deutschen Werkstätten
sür ksandwerkskunssi Dresden und München); entworfen von Rich. Riemerschmid.
getragen würde. Die (bloße, stumpfe, mechanische
Arbeit sei weder für den einzelnen noch für das
Volk eine Aapitalsvermehrung. Die stumpfsinnige
Arbeit unterstehe dem ehernen Lohngesetz; nur Arbeit
mit Geist, nur Qualitätsarbeit sei nicht zu imitieren,
sei nicht dauernd billiger zu machen, inüsse schließlich
doch das Geld auf sich Zuströmen machen und den
Markt behalten.
An: Sonntag stand das überaus wichtige Thema:
„Die Heranbildung des gewerblichen Nachwuchses"
auf der Tagesordnung. Neben N)olf Dohrn re-
ferierte pofrat Bruckmann als Industrieller und
Prof. Rudolf Bosselt als Aunstgewerbeschullehrer.
Auch diese Auseinandersetzungen zeigten eine erfreu-
liche Übereinstimmung der drei ausschlaggebenden
Faktoren. Man war sich durchaus darüber klar,
daß es ein Idealzustand wäre, wenn die gewerblichen
Schulen ihre Türen schließen könnten, wenn das Ge-
werbe allein aus sich heraus die Erziehung des Nach-
wuchses so gut zu besorgen vermöchte, wie cs das
Interesse der Nation fordert. So lange dies aber
noch nicht der Hall, müsse die Schule ihre ganze
Stoßkraft darauf richten: die Leute zur Praxis und
zur Disziplin des gewerblichen Lebens zu erziehen.
Dabei dürfe sie freilich nienmls dem kleinen Selbst-
interesse einer bestimmten Erwerbsgruppe, den Son-
derinteressen einer bestimmten Mode dienen. Das
Ziel der Schule reiche weit hinaus über derartige
Tagesziele; es käme darauf an, selbständige Hand-
arbeiter und charaktervolle Menschen zu erziehen. Um
Ärmst handle es sich immer nur für wenige; Qualität
und Geschmack, das wäre das Ziel für die Menge.
Es fei nicht gut, das gewerbliche Schulwesen über-
mäßig zu zentralisieren; vielmehr erwiese es sich als
nützlich, wenn die Schule sich jeweilig den örtlichen
Verhältnissen anpasse. Auch die Aufstellung eines
festen, undurchbrechlichen Lehrplanes fei nur ein
Hindernis; hingegen käme alles darauf an: für diese
gewerblichen Schulen wirkliche Erzieher, Persönlich-
keiten, die gründliches Aönnen mit lautester Gesinnung
verbinden, zu gewinnen. Dohrn wies besonders
darauf hin, wie nachdrücklich der Staat feine er-
zieherischen Bemühungen unterstützen könnte, wenn
er selbst mit all seinen Aufträgen stets auf höchste
Qualität dränge. Die amtliche Stelle für das Er-
ziehungswesen müßte mit der für das Submissions-
wesen sich geistig identifizieren. Den drei Referaten
folgte eine überaus lebhafte Diskussion, an der sich
u. a. Ministerialrat Or. v. Bla ul, Gberregierungs-
rat v. Dönhoff, Geheimrat Or. Muthefius und
Stadtschulrat Or. Aerschen st einer sowie mehrere
Gewerbetreibende und Aünstler beteiligten. Auch in
den Ausführungen dieser Redner war das eigentliche
Leitmotiv: die Ausbildung des ganzen Menschen als
szs
550. („München (908".) Kleinhäuser für die Gartenstadt lsellerau bei Dresden (Gründung der „Deutschen Werkstätten
sür ksandwerkskunssi Dresden und München); entworfen von Rich. Riemerschmid.
getragen würde. Die (bloße, stumpfe, mechanische
Arbeit sei weder für den einzelnen noch für das
Volk eine Aapitalsvermehrung. Die stumpfsinnige
Arbeit unterstehe dem ehernen Lohngesetz; nur Arbeit
mit Geist, nur Qualitätsarbeit sei nicht zu imitieren,
sei nicht dauernd billiger zu machen, inüsse schließlich
doch das Geld auf sich Zuströmen machen und den
Markt behalten.
An: Sonntag stand das überaus wichtige Thema:
„Die Heranbildung des gewerblichen Nachwuchses"
auf der Tagesordnung. Neben N)olf Dohrn re-
ferierte pofrat Bruckmann als Industrieller und
Prof. Rudolf Bosselt als Aunstgewerbeschullehrer.
Auch diese Auseinandersetzungen zeigten eine erfreu-
liche Übereinstimmung der drei ausschlaggebenden
Faktoren. Man war sich durchaus darüber klar,
daß es ein Idealzustand wäre, wenn die gewerblichen
Schulen ihre Türen schließen könnten, wenn das Ge-
werbe allein aus sich heraus die Erziehung des Nach-
wuchses so gut zu besorgen vermöchte, wie cs das
Interesse der Nation fordert. So lange dies aber
noch nicht der Hall, müsse die Schule ihre ganze
Stoßkraft darauf richten: die Leute zur Praxis und
zur Disziplin des gewerblichen Lebens zu erziehen.
Dabei dürfe sie freilich nienmls dem kleinen Selbst-
interesse einer bestimmten Erwerbsgruppe, den Son-
derinteressen einer bestimmten Mode dienen. Das
Ziel der Schule reiche weit hinaus über derartige
Tagesziele; es käme darauf an, selbständige Hand-
arbeiter und charaktervolle Menschen zu erziehen. Um
Ärmst handle es sich immer nur für wenige; Qualität
und Geschmack, das wäre das Ziel für die Menge.
Es fei nicht gut, das gewerbliche Schulwesen über-
mäßig zu zentralisieren; vielmehr erwiese es sich als
nützlich, wenn die Schule sich jeweilig den örtlichen
Verhältnissen anpasse. Auch die Aufstellung eines
festen, undurchbrechlichen Lehrplanes fei nur ein
Hindernis; hingegen käme alles darauf an: für diese
gewerblichen Schulen wirkliche Erzieher, Persönlich-
keiten, die gründliches Aönnen mit lautester Gesinnung
verbinden, zu gewinnen. Dohrn wies besonders
darauf hin, wie nachdrücklich der Staat feine er-
zieherischen Bemühungen unterstützen könnte, wenn
er selbst mit all seinen Aufträgen stets auf höchste
Qualität dränge. Die amtliche Stelle für das Er-
ziehungswesen müßte mit der für das Submissions-
wesen sich geistig identifizieren. Den drei Referaten
folgte eine überaus lebhafte Diskussion, an der sich
u. a. Ministerialrat Or. v. Bla ul, Gberregierungs-
rat v. Dönhoff, Geheimrat Or. Muthefius und
Stadtschulrat Or. Aerschen st einer sowie mehrere
Gewerbetreibende und Aünstler beteiligten. Auch in
den Ausführungen dieser Redner war das eigentliche
Leitmotiv: die Ausbildung des ganzen Menschen als
szs