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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Gmelin, Ludwig: Die Ausstellung "München 1908", [2]: die Repräsentationsräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0341

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Die Ausstellung „München 1908"-'

558. („München ^908''.) vereinigte Münchener Brauereien;
Kollektivgruxpe und Aosthalle. Entwurf von Gabr. von Seidl, Bildschmuck von

Karl Schultheiß.

Im einzelnen galt als Ziel: Zusammenhalten
des Zusammengehörigen und freundnachbarliche
Verträglichkeit; dabei sind gemeinsame Hintergründe
und Bodenbeläge, gleichheitliche Farbenflecke, zu-
sammenfassende Linien die eiitfachsten und — bei
kluger Wahl weniger Farben — fast nie versagenden
Wittel zur Erzielung einheitlicher Wirkung. Die Wände
sind fast ausnahmslos unten eher dunkel als hell,
dagegen im oberen Drittel oder Viertel immer hell;
als Material kommen hauptsächlich glatter Rupfen
in allen möglichen stumpfen Tönungen zur An-
wendung, selten gemusterte Gewebe, dann auch schmal
gefältelte dünne und Helle Stoffe (diese namentlich
als Wandfriese und Deckenschrägen) und endlich Holz-
vertäfelung, — vereinzelt eingeschwärzte Goldleisten
und (bei gröberem Ausstellungsmaterial) Lattenspaliere.
Übrigens gehört es nicht zu den Seltenheiten, daß
edlere Holzarten bei der Ausstattung zu Vertäfelungen,
Glaskästen ic. verwendet wurden. Ahorn, Nußbaum,

ja sogar geschnitztes oder intar-
siertes Eichenholz kommen an
Schaukästen vor.

Von großer Bedeutung ist
die Anbringung der Firmen-
schriften: im Gegensatz zu ande-
ren Ausstellungen nirgends ein
ungebührliches Aufdrängen und
doch durch Anbringung am rich-
tigen Fleck — in einem Mval
an der Wand, in einer Sopra-
porta, oder in fortlaufenden
Wandfriesen (z. B. bei Winter-
sport und Autosport) — leicht
auffindbar und lesbar, dabei in
Farben, mit denen die betreffen-
den Gruppen ohnehin schon
durchsetzt sind.

Eine Besprechung von Ein-
zelheiten kann natürlich nur die
künstlerische Mitarbeit am
Ganzen und im Einzelnen ins
Auge fassen, das Gegenständliche
nur soweit es sich mit der Kunst
berührt.

Die Fälle, in denen das
Ausstellungsgut selbst aus in-
nern Gründen für die Auf-
machung bestimmend war, sind
nicht häufig; wir finden sie haupt-
sächlich in den Gebieten des
Sports. Der Sport stellt in
einzelnen seiner Zweige über-
haupt eines der erfreulichsten
Kapitel der ganzen Ausstellung dar, schon durch die
Großräumigkeit seiner fallen. Dem Bergsport
hat Erich Erler-Samaden zusammen mit Gtto
Dietrich und Max Kroneder ein Gewand ge-
geben, bei dem sich Großzügigkeit und Einheitlich-
keit um den Vorrang streiten (Abb. 563). Daß
hier die Farbe des fonngebräunten Holzes, der
schwarzbemoosten Tannen, des Latschengrüns die
Farbenstimmung ergaben, ist auch dem Laien ver-
ständlich; der Boden ist in seiner ganzen Ausdehnung
mit graugelben Kokosläufern belegt, die, zur deut-
licheren Scheidung der Schiffe, von Pfeiler zu Pfeiler
mit dem gleichen Schwarzgrün behandelt sind wie
der ganze Sockel. And wie reizvoll sind da all die
hundert beim Bergsport in Betracht kommenden Dinge
eingeordnet — von den wetterfesten Lodenanzügen
an bis hinab zu den fadesten Schmierfettbüchsen,
Nagel- und Kletterschuhen, Pickeln und Schnee-
reifen usw. Mit weiser Vorsicht sind die stark far-

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