Die Ausstellung „München \<)oa‘‘.
hoben zu werden die der Konfektion mit ihrem
prächtigen Mittelraum von Th. Veil (Abb. 560)
und die von M. Pfeiffer geleitete Gruppe von
Stickereien, Spitzen rc., — ferner die der Gold-
fchiniede (unter der künstlerischen Leitung von 'Karl
Bauer-Ulm), der Zinngießer (Franz Ringer) und
der Kupferschmiede (desgleichen).
Wo, wie in den letztgenannten Fällen, die aus-
gestellten Dinge an sich schon dekorativen Wert be-
sitzen, da haben diese der Aufmachung schon soweit
vorgearbeitet, daß ihr nur wenig mehr zu tun übrig
bleibt; wo das aber nicht der Fall ist, da müssen —
will man eine gewisse Zusammengehörigkeit zwischen
den Einzelstücken einer Gruppe und zugleich ihre
Einheitlichkeit gegenüber der Nachbargruppe er-
weisen — die etwa im gegebenen Objekt vorhan-
denen Keime zu dekorativer Entwicklung gebracht
werden, wenn es auch nur geringfügige Außerlich-
keiten zu fein scheinen. Zeder Eharakterzug, der in den
einzelnen Ausstellungsobjekten einer Gruppe wieder-
kehrt, kann zum Ausgangspunkt einer Kette deko-
rativer Gestaltung werden; wenn nicht schon das
einzelne Element dekorativ ist, kann es doch deko-
rativ von Bedeutung werden durch die Art seiner
Verwendung.
Wer wollte von einem einzelnen Rechteck sagen,
es fei dekorativ schön oder nicht? Dekorative Be-
deutung kann es aber sehr wohl gewinnen durch die
Art seiner Teilung, Wiederholung, Reihung rc. Daß
man dann in einem späteren Stadium der Entwick-
lung das Bedürfnis hat, die Eintönigkeit der ewigen
Rechtecke zu unterbrechen, ist begreiflich; aber das
Mittel dagegen besteht nicht darin, das Rechteck zu
vergewaltigen, wo es die Führung hat — wie z. B. !
bei all unseren durch Falsen entstandenen Papier-
und Buchformaten —, sondern durch verschiedene
Gruppierung, durch Vergesellschaftung mit anderen
Formen, durch Wechsel in der Farbeusw. Wo das
Ausstellungsmaterial aus lauter rechteckigen Flächen
besteht, wie bei allen Erzeugnissen der graphischen
Kunst, da ist der Aufmachung schon buchstäblich der
gerade Weg vorgezeichnet; es kommt nur darauf an,
richtig zu gruppieren und rhythmisch zu zerlegen, durch
Ordnung der Vielheiten einen übersichtlichen Organis-
mus zu schaffen. Bei der formalen Ähnlichkeit
zwischen Wand- und Papierfläche gilt es, deren Größe
in ein paffendes Verhältnis miteinander zu bringen,
bzw. die Wand zu gliedern; kleine Blätter vertragen
sich — auch wenn man sie schon in gerahmten
Gruppen zu Einheiten höheren Grades zusammen-
faßt — besser mit kleinen, niedrigen Räumen als
mit großen; mit der Größe des Einzelnen wächst
auch die des Ganzen. Treffliche Beispiele hiefür
bieten die Abteilung der Photographien (von Paul
Wenz und Otto Baur) und der Münchener Orts-
gruppe des „Bundes deutscher Architekten" (von
Eugen pönig) —- als vornehmste vielleicht Fr.
Bruckmanns Verlagsschätze (von p. L. Trooft).
Pier sind die Wände des ungewöhnlich großen
Raumes auf 2/3 ihrer pöhe durch schwarzbraun ge-
beiztes pfostenwerk aus Eichenholz in Nischen zer-
legt, worin teils in Schautischen, teils auf dem dunkel-
braun bezogenen Hintergrund Stichproben aus den
kostbaren Bilderwerken des Verlags ausgelegt sind.
Wie in den genannten Fällen die Gestalt
der Einzelobjekts bestimmend für die Ausbildung
der ganzen Aufmachung gewesen ist, so ist es in
anderen Fällen die Farbe. Wo die Hygiene mit
ihrer Forderung ungetrübtester Reinlichkeit das Feld
beherrscht — wie in Krankenzimmern, Operations-
sälen, Bade- und Toiletteräumen, nicht minder in
Küche und Bäckerladen, da wird das Weiß den Vor-
rang beanspruchen; darum ist es ganz sinngemäß,
wenn man im gegebenen Fall sich dieser Forderung
bei der Aufmachung erinnert. Das ist auch bei
allen diese Gebiete berührenden Ausstellungsgruppen
geschehen, indem die Wände auch in ihren unteren
Partien hell gehalten worden sind.
Viel häufiger bestimmt die farbige Erschei-
nung der ausgestellten Gegenstände selbst
die Farbe ihrer Umgebung, seine Aufmachung; denn
in letzter Linie ist doch sie es (einschließlich der
Schatten als Farbstufen), die die Wirkung auf das
Auge festgelegt. Zn Fritz Klee's Repräsentations-
raum der Musikabteilung bestiminte offenbar das
leuchtende Orange des Steingraeber-Flügels die Farbe
j des ganzen Gemachs. Am vernehmlichsten spricht
der Flügel selbst, etwas gedämpfter die Portieren und
Wandfelder, noch mehr der Bodenbelag; die weißen
und hellgrauen Wandeinfassungen sind von gelben
Punktreihen begleitet und so in der Gliederung ver-
deutlicht: an diesem Zusammenklang ist natürlich
auch das gelbliche Veluin des Oberlichts stark be-
teiligt. Zu welch störenden Wirkungen der Mangel
solcher Übereinstimmung führen kann, läßt sich dicht
daneben beobachten, wo z. B. eine unten ultramarin-
blaue, oben hellgraue, mit grün und weiß ornamen-
tierte Wand in den dazwischen ausgestellten ganz
verschiedenfarbigen Musikinstrumenten farblich gar
kein Echo findet.
Es gibt gewiß nicht viel Dinge, die mit dem
Künstlerischen so wenig zu tun haben wie gußeiserne
Maschinenteile und ähnliches; aber die Farbe er-
brachte auch an ihnen den Befähigungsnachweis
des Zusammenfassens zu künstlerisch einheitlicher
Wirkung. Zn F. S. Kustermanns Saal (von
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hoben zu werden die der Konfektion mit ihrem
prächtigen Mittelraum von Th. Veil (Abb. 560)
und die von M. Pfeiffer geleitete Gruppe von
Stickereien, Spitzen rc., — ferner die der Gold-
fchiniede (unter der künstlerischen Leitung von 'Karl
Bauer-Ulm), der Zinngießer (Franz Ringer) und
der Kupferschmiede (desgleichen).
Wo, wie in den letztgenannten Fällen, die aus-
gestellten Dinge an sich schon dekorativen Wert be-
sitzen, da haben diese der Aufmachung schon soweit
vorgearbeitet, daß ihr nur wenig mehr zu tun übrig
bleibt; wo das aber nicht der Fall ist, da müssen —
will man eine gewisse Zusammengehörigkeit zwischen
den Einzelstücken einer Gruppe und zugleich ihre
Einheitlichkeit gegenüber der Nachbargruppe er-
weisen — die etwa im gegebenen Objekt vorhan-
denen Keime zu dekorativer Entwicklung gebracht
werden, wenn es auch nur geringfügige Außerlich-
keiten zu fein scheinen. Zeder Eharakterzug, der in den
einzelnen Ausstellungsobjekten einer Gruppe wieder-
kehrt, kann zum Ausgangspunkt einer Kette deko-
rativer Gestaltung werden; wenn nicht schon das
einzelne Element dekorativ ist, kann es doch deko-
rativ von Bedeutung werden durch die Art seiner
Verwendung.
Wer wollte von einem einzelnen Rechteck sagen,
es fei dekorativ schön oder nicht? Dekorative Be-
deutung kann es aber sehr wohl gewinnen durch die
Art seiner Teilung, Wiederholung, Reihung rc. Daß
man dann in einem späteren Stadium der Entwick-
lung das Bedürfnis hat, die Eintönigkeit der ewigen
Rechtecke zu unterbrechen, ist begreiflich; aber das
Mittel dagegen besteht nicht darin, das Rechteck zu
vergewaltigen, wo es die Führung hat — wie z. B. !
bei all unseren durch Falsen entstandenen Papier-
und Buchformaten —, sondern durch verschiedene
Gruppierung, durch Vergesellschaftung mit anderen
Formen, durch Wechsel in der Farbeusw. Wo das
Ausstellungsmaterial aus lauter rechteckigen Flächen
besteht, wie bei allen Erzeugnissen der graphischen
Kunst, da ist der Aufmachung schon buchstäblich der
gerade Weg vorgezeichnet; es kommt nur darauf an,
richtig zu gruppieren und rhythmisch zu zerlegen, durch
Ordnung der Vielheiten einen übersichtlichen Organis-
mus zu schaffen. Bei der formalen Ähnlichkeit
zwischen Wand- und Papierfläche gilt es, deren Größe
in ein paffendes Verhältnis miteinander zu bringen,
bzw. die Wand zu gliedern; kleine Blätter vertragen
sich — auch wenn man sie schon in gerahmten
Gruppen zu Einheiten höheren Grades zusammen-
faßt — besser mit kleinen, niedrigen Räumen als
mit großen; mit der Größe des Einzelnen wächst
auch die des Ganzen. Treffliche Beispiele hiefür
bieten die Abteilung der Photographien (von Paul
Wenz und Otto Baur) und der Münchener Orts-
gruppe des „Bundes deutscher Architekten" (von
Eugen pönig) —- als vornehmste vielleicht Fr.
Bruckmanns Verlagsschätze (von p. L. Trooft).
Pier sind die Wände des ungewöhnlich großen
Raumes auf 2/3 ihrer pöhe durch schwarzbraun ge-
beiztes pfostenwerk aus Eichenholz in Nischen zer-
legt, worin teils in Schautischen, teils auf dem dunkel-
braun bezogenen Hintergrund Stichproben aus den
kostbaren Bilderwerken des Verlags ausgelegt sind.
Wie in den genannten Fällen die Gestalt
der Einzelobjekts bestimmend für die Ausbildung
der ganzen Aufmachung gewesen ist, so ist es in
anderen Fällen die Farbe. Wo die Hygiene mit
ihrer Forderung ungetrübtester Reinlichkeit das Feld
beherrscht — wie in Krankenzimmern, Operations-
sälen, Bade- und Toiletteräumen, nicht minder in
Küche und Bäckerladen, da wird das Weiß den Vor-
rang beanspruchen; darum ist es ganz sinngemäß,
wenn man im gegebenen Fall sich dieser Forderung
bei der Aufmachung erinnert. Das ist auch bei
allen diese Gebiete berührenden Ausstellungsgruppen
geschehen, indem die Wände auch in ihren unteren
Partien hell gehalten worden sind.
Viel häufiger bestimmt die farbige Erschei-
nung der ausgestellten Gegenstände selbst
die Farbe ihrer Umgebung, seine Aufmachung; denn
in letzter Linie ist doch sie es (einschließlich der
Schatten als Farbstufen), die die Wirkung auf das
Auge festgelegt. Zn Fritz Klee's Repräsentations-
raum der Musikabteilung bestiminte offenbar das
leuchtende Orange des Steingraeber-Flügels die Farbe
j des ganzen Gemachs. Am vernehmlichsten spricht
der Flügel selbst, etwas gedämpfter die Portieren und
Wandfelder, noch mehr der Bodenbelag; die weißen
und hellgrauen Wandeinfassungen sind von gelben
Punktreihen begleitet und so in der Gliederung ver-
deutlicht: an diesem Zusammenklang ist natürlich
auch das gelbliche Veluin des Oberlichts stark be-
teiligt. Zu welch störenden Wirkungen der Mangel
solcher Übereinstimmung führen kann, läßt sich dicht
daneben beobachten, wo z. B. eine unten ultramarin-
blaue, oben hellgraue, mit grün und weiß ornamen-
tierte Wand in den dazwischen ausgestellten ganz
verschiedenfarbigen Musikinstrumenten farblich gar
kein Echo findet.
Es gibt gewiß nicht viel Dinge, die mit dem
Künstlerischen so wenig zu tun haben wie gußeiserne
Maschinenteile und ähnliches; aber die Farbe er-
brachte auch an ihnen den Befähigungsnachweis
des Zusammenfassens zu künstlerisch einheitlicher
Wirkung. Zn F. S. Kustermanns Saal (von
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