Die Ausstellung „München (90s".
5SH. („München (908".) Aus der kfalle für Jagd- und Angelsport;
Entwurf von Lugen kjönig.
beim offenen Auflegen der in Größe und Farbe so
verschiedenen Verlagswerke unvermeidlich, ist dadurch
gerade auf dasjenige Maß eingeschränkt, das zur
Belebung des Raumes von Vorteil ist. Ähnlich ver-
hält es sich mit den wenngleich stark biedermeiernden,
aber sehr feinen Stübchen des Verlags der „Jugend"
(Paul Rieth), von „Braun 6c Schneider", (von P.
£. Troost), von Alb. Langen (peinr. pösfen-
b a ch e r).
Zu einem schwierigen Problem wird die Aus-
machung bei ganz gleichartigen, zugleich völlig kunst-
fremden Dingen — wie z. B. Getreidesorten — oder
bei Dingen, die nur infolge von geschäftlichen Aon-
stellationen gemeinsam ausgestellt werden müssen;
die einen bieten in ihrer Eintönigkeit der dekorativen
Ausgestaltung zu wenig Anknüpfungspunkte, die
anderen sind so verschiedenartig, daß sie keinen ge-
meinsamen Faktor erkennen lassen. Je selbständiger,
umfangreicher, gespreizter die Ausstellungsgegenstände
auftreten, um so schwerer lassen sie sich unter einen
höheren Willen zwingen. Daß dies hier im Ganzen
gelungen ist, und daß kaum irgendwo ein Aussteller
seinen Nachbarn brutal auf die Füße tritt, das ist
ein Pauptverdienst der Aufmachungskunst unserer
Ausstellung.
Wo eine so gemischte Gesellschaft, wie
Schlafsophas, Ainderwagen, Schirmgestelle,
Drahtmatratzen, patentmöbelfedern und eine
Gobelinweberei zusammenkommt, da muß
grob dreingesahren werden, um die unge-
schlachten Gesellen zur Ordnung zu bringen.
Es verdient alle Anerkennung, wie z. B.
pans pertlein in der Gruppe Einzelmöbel
(Saal (57) sich der undankbaren Aufgabe
unterzogen hat, seinen derben Schutzbefoh-
lenen einen — Aasig zu schaffen, der ihr
Treiben den Augen der Vorübergehenden
etwas verschleiert und der aus schlichten
Spalierwänden — weiß aus grauem Grund
— besteht, dabei den Raum gliedert, ohne
seine Insassen unsichtbar zu machen. Mit
minder drastischen, aber gleichwohl kräftigen
Mitteln hat pugo Roeckl Jul. Fürfangs
Stuhl-Sortiment künstlerisch bemeistert, indem
er durch aufsteigende, oben zusammengebogene
Ruskuskränze die Wand in nischenartige
Felder zerlegt hat, die auf hohen: Sockel je
einen der in Form und Farbe ganz ver-
schiedenartigen Stühle aufnehmen.
Sehr geschickt hat Ludw. pohlwein
das Vielerlei in Schüffels Basar zusammen
gehalten, — in erster Linie durch die Farbe,
wenn auch das in zweierlei Abstufungen in
Bodenbelag, Tischdecken, Portieren, Wandbezug (bis
über Mannshöhe) verwendete Lila etwas vorlaut
dreinredet; Wände und Decken sind sonst weiß, durch
schwarze Linien in aufrechte Felder geteilt, die zu-
gleich die Stellung der schwarzen Möbel markieren;
die Möbel selbst — Schautische mit höheren Glas-
kästen abwechselnd — sind sehr einfach gebaut und
treten so neben dem Ausstellungsgut bescheiden zurück.
Von besonderem Interesse ist schließlich, wie die
Aunst sogar bei ganz trockenen, ihr völlig abge-
wandten Dingen nicht ohne Glück versucht hat, sich
anzuschmeicheln. Wie Zeno Di einer sich der un-
dankbaren Aufgabe unterzogen hat, ein Nachtbild
zu malen, das — aus der Vogelperspektive — die
Verteilung des elektrischen Lichts in der Umgebung
Münchens darstellt, ist aller Ehren wert; war es
hier dem künstlerischen Leiter der Gruppe (E. Ley-
kauf) auch nicht möglich, zwischen dem Bild und
den weißen Planzeichnungen an den grauen Wänden
ein freundnachbarliches Verhältnis anzubahnen, so
hat er doch den Fußboden durch den meterbreiten,
nächtlich dunkeln Rand und das hellgraue Mittelfeld
mit beiderlei Wänden in Beziehung gesetzt und ihn
so mit der erfolgreichen Vermittlung der Gegensätze
betraut.
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5SH. („München (908".) Aus der kfalle für Jagd- und Angelsport;
Entwurf von Lugen kjönig.
beim offenen Auflegen der in Größe und Farbe so
verschiedenen Verlagswerke unvermeidlich, ist dadurch
gerade auf dasjenige Maß eingeschränkt, das zur
Belebung des Raumes von Vorteil ist. Ähnlich ver-
hält es sich mit den wenngleich stark biedermeiernden,
aber sehr feinen Stübchen des Verlags der „Jugend"
(Paul Rieth), von „Braun 6c Schneider", (von P.
£. Troost), von Alb. Langen (peinr. pösfen-
b a ch e r).
Zu einem schwierigen Problem wird die Aus-
machung bei ganz gleichartigen, zugleich völlig kunst-
fremden Dingen — wie z. B. Getreidesorten — oder
bei Dingen, die nur infolge von geschäftlichen Aon-
stellationen gemeinsam ausgestellt werden müssen;
die einen bieten in ihrer Eintönigkeit der dekorativen
Ausgestaltung zu wenig Anknüpfungspunkte, die
anderen sind so verschiedenartig, daß sie keinen ge-
meinsamen Faktor erkennen lassen. Je selbständiger,
umfangreicher, gespreizter die Ausstellungsgegenstände
auftreten, um so schwerer lassen sie sich unter einen
höheren Willen zwingen. Daß dies hier im Ganzen
gelungen ist, und daß kaum irgendwo ein Aussteller
seinen Nachbarn brutal auf die Füße tritt, das ist
ein Pauptverdienst der Aufmachungskunst unserer
Ausstellung.
Wo eine so gemischte Gesellschaft, wie
Schlafsophas, Ainderwagen, Schirmgestelle,
Drahtmatratzen, patentmöbelfedern und eine
Gobelinweberei zusammenkommt, da muß
grob dreingesahren werden, um die unge-
schlachten Gesellen zur Ordnung zu bringen.
Es verdient alle Anerkennung, wie z. B.
pans pertlein in der Gruppe Einzelmöbel
(Saal (57) sich der undankbaren Aufgabe
unterzogen hat, seinen derben Schutzbefoh-
lenen einen — Aasig zu schaffen, der ihr
Treiben den Augen der Vorübergehenden
etwas verschleiert und der aus schlichten
Spalierwänden — weiß aus grauem Grund
— besteht, dabei den Raum gliedert, ohne
seine Insassen unsichtbar zu machen. Mit
minder drastischen, aber gleichwohl kräftigen
Mitteln hat pugo Roeckl Jul. Fürfangs
Stuhl-Sortiment künstlerisch bemeistert, indem
er durch aufsteigende, oben zusammengebogene
Ruskuskränze die Wand in nischenartige
Felder zerlegt hat, die auf hohen: Sockel je
einen der in Form und Farbe ganz ver-
schiedenartigen Stühle aufnehmen.
Sehr geschickt hat Ludw. pohlwein
das Vielerlei in Schüffels Basar zusammen
gehalten, — in erster Linie durch die Farbe,
wenn auch das in zweierlei Abstufungen in
Bodenbelag, Tischdecken, Portieren, Wandbezug (bis
über Mannshöhe) verwendete Lila etwas vorlaut
dreinredet; Wände und Decken sind sonst weiß, durch
schwarze Linien in aufrechte Felder geteilt, die zu-
gleich die Stellung der schwarzen Möbel markieren;
die Möbel selbst — Schautische mit höheren Glas-
kästen abwechselnd — sind sehr einfach gebaut und
treten so neben dem Ausstellungsgut bescheiden zurück.
Von besonderem Interesse ist schließlich, wie die
Aunst sogar bei ganz trockenen, ihr völlig abge-
wandten Dingen nicht ohne Glück versucht hat, sich
anzuschmeicheln. Wie Zeno Di einer sich der un-
dankbaren Aufgabe unterzogen hat, ein Nachtbild
zu malen, das — aus der Vogelperspektive — die
Verteilung des elektrischen Lichts in der Umgebung
Münchens darstellt, ist aller Ehren wert; war es
hier dem künstlerischen Leiter der Gruppe (E. Ley-
kauf) auch nicht möglich, zwischen dem Bild und
den weißen Planzeichnungen an den grauen Wänden
ein freundnachbarliches Verhältnis anzubahnen, so
hat er doch den Fußboden durch den meterbreiten,
nächtlich dunkeln Rand und das hellgraue Mittelfeld
mit beiderlei Wänden in Beziehung gesetzt und ihn
so mit der erfolgreichen Vermittlung der Gegensätze
betraut.
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