Die Ausstellung „München 1908".
5?o. („München *908".) Diele eines Jagdhauses.
Entwurf: ljeinr. Possenbacher; Ausführung Anton Pössenbacher. Ausmalung nach Entwurf von Jul. Mössel
ausgesührt von Schmidt Sc L 0.; — Metallarbeiten von Wilhelm & (£0.
(Alles Holzwerk Natureichen; grüne Polster.)
allem auf das Erkennen und Beherrschen der tech-
nischen Bedingungen hinzielte, haben sie, ohne Preis-
gabe ihres malerischen, farblichen Grundempsindens,
ohne gewollten Anschluß an ältere formen, es er-
reicht, zweckliche und geschmackliche Forderungen
unserer Tage zu befriedigen. In den Ausdrucks-
mitteln haben sich dabei aber rein sachlich, technisch
so bedeutende Veränderungen ergeben, daß wir uns
zunächst mit diesen befassen müssen, bevor auf ein-
zelne Räume näher eingegangen werden kann.
* *
Zwischen der Raumkunst der Ausstellung s888
und der gegenwärtige** besteht schon darin ein großer
Unterschied, daß man jetzt das damals ausschließlich
maßgebende Drei-Wände-System ganz aufgegeben
hat und nur vollständige ringsumschlossene, vom
Besucher betretbare Zimmer bietet, die völlig unfern
Wohngemächern entsprechen, scheint das auch mehr
eine Sache der Ausstellungstechnik, so ist doch die
Folge davon, daß man jetzt weniger auf die Wir-
kung nach außen spekuliert als vielmehr auf Trau-
lichkeit, Wohnlichkeit hinarbeitet und durch die völlige
räumliche Begrenzung den Beschauer, der durch die
Räume hindurchgehen muß, in die verwirklichte
Raumstimmung zu versetzen strebt. Diese Absonde-
rung gegen die Außenwelt bedeutet zugleich eine
Abkehr vom Äußerlichen, eine Verinnerlichung, ein
Auf-sich-selbst-Besinnen, — gewiß ein erfreuliches
Zeichen. Auch der Ersatz des vielen Tandes an
bemalten Gipsstatuettchen, Likörservicen, an „pracht-
werken" und wertlosen Nippsachen aller Art durch
wenige aber gute Bronzen, Porzellangruppen, ein
paar schön gebundene Bücher zeugt davon. Nkan
sucht bei unseren bürgerlichen Wohngelassen mit Ab-
sicht eine möglichst intime Wirkung, und wenn einer-
seits die städtische Bauordnung im Bund mit der
Hygiene gewisse Rttnimalhöhen vorschreibt, so sucht
inan anderseits die für eine lauschige Raumstimmung
zu große Höhe dadurch scheinbar herabzumindern,
daß man den Vberteil der Wand mit der Decke
farblich ganz in Übereinstimmung hält, so daß der
Deckenrand niedriger gerückt scheint.
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5?o. („München *908".) Diele eines Jagdhauses.
Entwurf: ljeinr. Possenbacher; Ausführung Anton Pössenbacher. Ausmalung nach Entwurf von Jul. Mössel
ausgesührt von Schmidt Sc L 0.; — Metallarbeiten von Wilhelm & (£0.
(Alles Holzwerk Natureichen; grüne Polster.)
allem auf das Erkennen und Beherrschen der tech-
nischen Bedingungen hinzielte, haben sie, ohne Preis-
gabe ihres malerischen, farblichen Grundempsindens,
ohne gewollten Anschluß an ältere formen, es er-
reicht, zweckliche und geschmackliche Forderungen
unserer Tage zu befriedigen. In den Ausdrucks-
mitteln haben sich dabei aber rein sachlich, technisch
so bedeutende Veränderungen ergeben, daß wir uns
zunächst mit diesen befassen müssen, bevor auf ein-
zelne Räume näher eingegangen werden kann.
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Zwischen der Raumkunst der Ausstellung s888
und der gegenwärtige** besteht schon darin ein großer
Unterschied, daß man jetzt das damals ausschließlich
maßgebende Drei-Wände-System ganz aufgegeben
hat und nur vollständige ringsumschlossene, vom
Besucher betretbare Zimmer bietet, die völlig unfern
Wohngemächern entsprechen, scheint das auch mehr
eine Sache der Ausstellungstechnik, so ist doch die
Folge davon, daß man jetzt weniger auf die Wir-
kung nach außen spekuliert als vielmehr auf Trau-
lichkeit, Wohnlichkeit hinarbeitet und durch die völlige
räumliche Begrenzung den Beschauer, der durch die
Räume hindurchgehen muß, in die verwirklichte
Raumstimmung zu versetzen strebt. Diese Absonde-
rung gegen die Außenwelt bedeutet zugleich eine
Abkehr vom Äußerlichen, eine Verinnerlichung, ein
Auf-sich-selbst-Besinnen, — gewiß ein erfreuliches
Zeichen. Auch der Ersatz des vielen Tandes an
bemalten Gipsstatuettchen, Likörservicen, an „pracht-
werken" und wertlosen Nippsachen aller Art durch
wenige aber gute Bronzen, Porzellangruppen, ein
paar schön gebundene Bücher zeugt davon. Nkan
sucht bei unseren bürgerlichen Wohngelassen mit Ab-
sicht eine möglichst intime Wirkung, und wenn einer-
seits die städtische Bauordnung im Bund mit der
Hygiene gewisse Rttnimalhöhen vorschreibt, so sucht
inan anderseits die für eine lauschige Raumstimmung
zu große Höhe dadurch scheinbar herabzumindern,
daß man den Vberteil der Wand mit der Decke
farblich ganz in Übereinstimmung hält, so daß der
Deckenrand niedriger gerückt scheint.
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