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und Giebel aber auf dem andern stehen; diese Theile
übrigens bequem znin Ganzen zusammengefügt werden
können. Diese Zeichnungen sind mit der größten Ge-
nauigkeit in vierzehnmal verjüngtem Maßstab entworfen
und mit bewundernswürdiger Sorgfalt und Geschicklich-
keit auf Stein übertragen und zwar so rein und fein,
daß, trüge nicht ein jeder Stoff ein gewisses eigcnthüm-
liches Gepräge, das ihn verräth, auf den Abdruck über,
man in Versuchung kommen könnte, die Abbildungen
für Stahlstiche zu nehmen. Beide Blatter rühren indeß
nicht von einem und demselben Künstler her, und zeichnet
sich das eine mit dem Tode und dem Begräbniß Mariä,
von Unger jun. gravirt, durch einfachere Behandlung,
reinere und festere Zeichnung, vornehmlich in Formen
und Charakteren, vor dem andern, das Herwegen,
obschvn mit vieler und dankenswerther Kunst gefertigt,
das jedoch complicirt und unsicher in der Behandlung
ist, mit Vortheil aus.
Das Werk ist dem König Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen zugeeignet; die Dedication selbst bildet ein
geschmackvolles Kunstblatt in Golddruck. Möge es dort
ähnliche Unternehmungen, wie die, der es seine Ent-
stehung verdankt, wenn nicht veranlassen, doch bestens
fördern! Den eigentlichen Zauber der Glasmalerei, diese
durch Licht verklärte Farbenpracht, kann freilich keine
Nachbildung auf undurchsichtigere Stoffe wiedergeben,
allein von der Harmonie der Zusammenstellung gibt sie
doch ein Bild, so gut, wie in die Aufgabe und Bedeu-
tung der Glasmalerei für unsere Tage eine genügende
Einsicht. cf.
Nachrichten vom Januar.
Sculptur.
Pom, 12. La». Thorwaldsen vollendet jetzt sechs
Basreliefs für den König von Württemberg. Vier derselben
stellen die Jahreszeiten vor; eines die Hirtin mit den Liebes-
göttern i» einem Nest, und das letzte: Amor, der zur Venus
kommt und stch über die Biene beklagt, die ihn in die Hand
gestochen, als er eine Rose pflückte. Zn zwei Aposteln,
welche nach Kopenhagen für die dortige Metropolitankirche
bestimmt sind, hat T. die Skizzen vollendet. Das Gerippe
zu dem einen ist schon aufgerichtet. Ein Basrelief, „die
Anbetung der Hirten," hat er in den Weihnachtstage» ge-
macht. — Der dänische Bildhauer Bissen modellirt eine
Venus, die ganz frei, ohne Nebenwerk, ihren Haarschmuck
ordnend, dasteht. Einen Amor, der seinen Pfeil auf einem
Stein wetzt, hat er unlängst vollendet. Eine Reihe Skizzen
zu Figuren, von denen er allein 18 für seine Regierung
auszuführen hat, zeugt von seiner reichen Phantasie und
bekundet zugleich, wie viel die dänische Regierung für die
Kunst und ihre Künstler thut.
Paris, i. Ja». Der Minister des Innern hat bei
V e n o t die Marmorbüste Savarh's für die Säle des In-
stituts bestellt.
i. Jan. Ein kunstverständiger junger Deutscher, Herr
Sohn, hat eine Substanz erfunden, aus welcher er die
besten Werke der deutschen Bildhauerkunst (von Rauch,
Schwanthaler, Thorwald en :e.), so wie auch antike Gruppen,
mit grosicm Erfolg Nachbilder. Seine Werkstatt in der ele-
ganten Straße Vivicnne wird von allen Kunstkennern besucht.
Er bcabstchtigt später die Gruppen im Versailler Garten und
in den Tuilerien zu modelliren. Er nennt die Substanz
französischen Meerschaum.
Galvanoplastik.
München, 20. Jan. Prof. Steinheil beschäftigt sich
fortwährend mit mannigfaltige» galvanoplastische» Arbeiten,
und als vorzüglich gelungen dürfen wir die von ihm auf
diese Weise hcrgestellten Rcliefarbcitcn für den Taufstein im
Bamberger Dom anführen, die nach Sch dn laub's sinnigen
Compositionen die sieben Sacraincute darstellen. NachStigl-
maycr's ausgedehnten Versuchen stellt jedoch der galvano-
plastische Hohlguß iui Großen noch nicht diejenigen Vortheile
in Aussicht- die man sich von ihm für die monumentale
Plastik versprach, indem die gleichmäßige Slrnctur und Con-
sistenz des galvanoplastischen Products nicht gehörig verbürgt
erscheinen, folglich eine für größere Werke unerläßliche Be-
dingung nicht erfüllt ist. Würde diese Schwierigkeit beseitigt,
dann dürfte man unbedenklich wagen, die kolossalsten Werke
in einer einzigen zusammenhängenden Masse wie aus einem
Gusse auf diesem Wege herzustellen, wahrend nur die sich
stark von der Hauptmasse absondcrndcn Theile für sich ge-
gossen und angelölhet werden müßten, was sich mit der
Richmond'sche» Lölhlampe mit der größten Sicherheit und
Genauigkeit bewirken ließ. — Prof. Amslcr beschäftigt sich
jetzt mit Vervielfältigung von Kupfcrplatten aus galvano-
plastischem Wege.
Mebaillellkulibc.
Paris, 5. Jan. Der Graveur Borrcl arbeitet gegen-
wärtig an einer Medaille zur Erinnerung an Thäaulv».
London, 25. Jan. Zum Gedächtnis, der Taufe des
Prinzen von Wales wird eine Medaille geschlagen und an
die Gäste des Hofes vertheilt werden.
Füaierei.
Pom, 50. Dcc. Als vor zwei Jahren Ludwig Philipp
nach einem gefährlichen Seesturin bei Boulogne an's Land
stieg, benutzte der Maire, welcher Se. Maj. beglückwünschte,
diese Gelegenheit, für eine der dortigen Kirchen ei» Altar-
gcmälde zu erbitten. Der König gewährte die Bitte, und
beauftragte den bekannten deutschen Maler Lehman» mit
der Ausführung. Die Aufgabe betraf die Geißelung Christi.
So eben ist der Künstler mit dem fast vollendeten Bilde von
hier »ach Paris abgegangcn. Christus steht auf einer Er-
höhung von dc» Henkern umgebe», während das geheime
Werkzeug der Uuthat durch einen seitwärts stehenden Pha-
risäer angcdcutet ist. Links ist der Chor der Spötter durch
zwei scheußliche Physiognomien bezeichnet — Derselbe Künstler
hat ebenfalls für dc» König der Franzose» ei» Phantasie-
porträt des ersten Großmeisters des Tcmplerordcns gearbeitet.
Im Verlag und unter Verantwortlichkeit der I. G. Cotta'schen Buchhandlung.
und Giebel aber auf dem andern stehen; diese Theile
übrigens bequem znin Ganzen zusammengefügt werden
können. Diese Zeichnungen sind mit der größten Ge-
nauigkeit in vierzehnmal verjüngtem Maßstab entworfen
und mit bewundernswürdiger Sorgfalt und Geschicklich-
keit auf Stein übertragen und zwar so rein und fein,
daß, trüge nicht ein jeder Stoff ein gewisses eigcnthüm-
liches Gepräge, das ihn verräth, auf den Abdruck über,
man in Versuchung kommen könnte, die Abbildungen
für Stahlstiche zu nehmen. Beide Blatter rühren indeß
nicht von einem und demselben Künstler her, und zeichnet
sich das eine mit dem Tode und dem Begräbniß Mariä,
von Unger jun. gravirt, durch einfachere Behandlung,
reinere und festere Zeichnung, vornehmlich in Formen
und Charakteren, vor dem andern, das Herwegen,
obschvn mit vieler und dankenswerther Kunst gefertigt,
das jedoch complicirt und unsicher in der Behandlung
ist, mit Vortheil aus.
Das Werk ist dem König Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen zugeeignet; die Dedication selbst bildet ein
geschmackvolles Kunstblatt in Golddruck. Möge es dort
ähnliche Unternehmungen, wie die, der es seine Ent-
stehung verdankt, wenn nicht veranlassen, doch bestens
fördern! Den eigentlichen Zauber der Glasmalerei, diese
durch Licht verklärte Farbenpracht, kann freilich keine
Nachbildung auf undurchsichtigere Stoffe wiedergeben,
allein von der Harmonie der Zusammenstellung gibt sie
doch ein Bild, so gut, wie in die Aufgabe und Bedeu-
tung der Glasmalerei für unsere Tage eine genügende
Einsicht. cf.
Nachrichten vom Januar.
Sculptur.
Pom, 12. La». Thorwaldsen vollendet jetzt sechs
Basreliefs für den König von Württemberg. Vier derselben
stellen die Jahreszeiten vor; eines die Hirtin mit den Liebes-
göttern i» einem Nest, und das letzte: Amor, der zur Venus
kommt und stch über die Biene beklagt, die ihn in die Hand
gestochen, als er eine Rose pflückte. Zn zwei Aposteln,
welche nach Kopenhagen für die dortige Metropolitankirche
bestimmt sind, hat T. die Skizzen vollendet. Das Gerippe
zu dem einen ist schon aufgerichtet. Ein Basrelief, „die
Anbetung der Hirten," hat er in den Weihnachtstage» ge-
macht. — Der dänische Bildhauer Bissen modellirt eine
Venus, die ganz frei, ohne Nebenwerk, ihren Haarschmuck
ordnend, dasteht. Einen Amor, der seinen Pfeil auf einem
Stein wetzt, hat er unlängst vollendet. Eine Reihe Skizzen
zu Figuren, von denen er allein 18 für seine Regierung
auszuführen hat, zeugt von seiner reichen Phantasie und
bekundet zugleich, wie viel die dänische Regierung für die
Kunst und ihre Künstler thut.
Paris, i. Ja». Der Minister des Innern hat bei
V e n o t die Marmorbüste Savarh's für die Säle des In-
stituts bestellt.
i. Jan. Ein kunstverständiger junger Deutscher, Herr
Sohn, hat eine Substanz erfunden, aus welcher er die
besten Werke der deutschen Bildhauerkunst (von Rauch,
Schwanthaler, Thorwald en :e.), so wie auch antike Gruppen,
mit grosicm Erfolg Nachbilder. Seine Werkstatt in der ele-
ganten Straße Vivicnne wird von allen Kunstkennern besucht.
Er bcabstchtigt später die Gruppen im Versailler Garten und
in den Tuilerien zu modelliren. Er nennt die Substanz
französischen Meerschaum.
Galvanoplastik.
München, 20. Jan. Prof. Steinheil beschäftigt sich
fortwährend mit mannigfaltige» galvanoplastische» Arbeiten,
und als vorzüglich gelungen dürfen wir die von ihm auf
diese Weise hcrgestellten Rcliefarbcitcn für den Taufstein im
Bamberger Dom anführen, die nach Sch dn laub's sinnigen
Compositionen die sieben Sacraincute darstellen. NachStigl-
maycr's ausgedehnten Versuchen stellt jedoch der galvano-
plastische Hohlguß iui Großen noch nicht diejenigen Vortheile
in Aussicht- die man sich von ihm für die monumentale
Plastik versprach, indem die gleichmäßige Slrnctur und Con-
sistenz des galvanoplastischen Products nicht gehörig verbürgt
erscheinen, folglich eine für größere Werke unerläßliche Be-
dingung nicht erfüllt ist. Würde diese Schwierigkeit beseitigt,
dann dürfte man unbedenklich wagen, die kolossalsten Werke
in einer einzigen zusammenhängenden Masse wie aus einem
Gusse auf diesem Wege herzustellen, wahrend nur die sich
stark von der Hauptmasse absondcrndcn Theile für sich ge-
gossen und angelölhet werden müßten, was sich mit der
Richmond'sche» Lölhlampe mit der größten Sicherheit und
Genauigkeit bewirken ließ. — Prof. Amslcr beschäftigt sich
jetzt mit Vervielfältigung von Kupfcrplatten aus galvano-
plastischem Wege.
Mebaillellkulibc.
Paris, 5. Jan. Der Graveur Borrcl arbeitet gegen-
wärtig an einer Medaille zur Erinnerung an Thäaulv».
London, 25. Jan. Zum Gedächtnis, der Taufe des
Prinzen von Wales wird eine Medaille geschlagen und an
die Gäste des Hofes vertheilt werden.
Füaierei.
Pom, 50. Dcc. Als vor zwei Jahren Ludwig Philipp
nach einem gefährlichen Seesturin bei Boulogne an's Land
stieg, benutzte der Maire, welcher Se. Maj. beglückwünschte,
diese Gelegenheit, für eine der dortigen Kirchen ei» Altar-
gcmälde zu erbitten. Der König gewährte die Bitte, und
beauftragte den bekannten deutschen Maler Lehman» mit
der Ausführung. Die Aufgabe betraf die Geißelung Christi.
So eben ist der Künstler mit dem fast vollendeten Bilde von
hier »ach Paris abgegangcn. Christus steht auf einer Er-
höhung von dc» Henkern umgebe», während das geheime
Werkzeug der Uuthat durch einen seitwärts stehenden Pha-
risäer angcdcutet ist. Links ist der Chor der Spötter durch
zwei scheußliche Physiognomien bezeichnet — Derselbe Künstler
hat ebenfalls für dc» König der Franzose» ei» Phantasie-
porträt des ersten Großmeisters des Tcmplerordcns gearbeitet.
Im Verlag und unter Verantwortlichkeit der I. G. Cotta'schen Buchhandlung.