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Nachkommen war. Georg Peurbach aus dem Land ob der
Ens, geb. 6. Map 1425, war ein Schüler des Astronomen
Johann von Gemünde zu Wien und der erste in Deutsch-
land, der die Sternkunde zur selbstständigen Forschung erhob.
Als szjähriger Jüngling schon erregte er auf einer Reise in
Italien Staunen und Bewunderung durch seine Kenntnisse,,
und auf den Lehrstuhl der Astronomie zu Wien berufen, brach-
te er mit einfachen Instrumenten neue und vollkommenere
Beobachtungen zu den damals vorhandenen Erfahrungen
hinzu. Sein Schüler ward Johann Müller, von seiner
Vaterstadt Königsberg in Franken, - wo er 143.6 geboren
war, Regiomontanus genannt; bald seinem Meister über-
legen, nahm er dessen Ruhm mit sich auf eine Reise nach
Italien, zu welcher ihn der Kardinal Bessarion einlud,
und als er nach seiner Rückkehr aus dem- Vaterlande der
Gelehrsamkeit zu dem Könige Matthias Corviuus von
Ungarn' zog, verdankte dieser der geistigen Aufregung,
welche ihm dir vielerfahrene Gast gebracht, die Verlänge-
rung des Lebens. Um aber dje Mittel zur Vervollkomm-
nung der Srernkunde zu finden, deren er bedurfte, wandte
er sich endlich nach der Stadt, welche damals .vor allen an-
dern in Deutschland durch Kunst- und Gewerbfleiß glanzte,
nach Nürnberg, wo treffliche Arbeiter in allen Gebieten
der Technik und ein weitverbreiteter Handelsverkehr ihn
der Hcrbeyschaffüng alles Röthigen versichern konnten. Da-
mals waren Adam Kraft, als Bildhauer, Sebastian Lin-
denast, ein Kupferschmied, Hans Heus, ein Schlosser-
meister, Hans Bäuerlein und Jakob Walch- und vor allen
Michael Wohlgemut!), als Maler in Nürnberg berühmt;
die Dratharbeiten', welche Meister Rudolph fertigte, die
Glocken, -welche Conrad und Andreas gofien, die Orgeln
des Burkhard und Conrad Rotenburger, selbst die Zier-
arbciten eines Harscher und die hölzernen zierlichen Ge-
rathschasten, die aus Stengels Werkstätte kamen, gingen
von Nürnberg aus durch alle Welt, und so hatten auch
Martin Behaims, eines Nürnbcrgers, Entdeckungen unge-
kannter Länder die Vaterstadt in freudige Bewegung ge-
sezt. Was endlich unfern Regiomontan am meisten airzog,
war die damals erst kürzlich errichtete Druckerei) des Anto-
nius Coburger, die zwepte in Deutschland nach der in
Mainz, aber bereits mit vier und zwanzig Pressen und
mehr als hundert Arbeitern versehen. Unter diese Umge-
bungen trat Regiomontan in demselben Frühling 1471 ein,
in welchem Albrecht Dürer, der nachmals hochbcrühmte
Maler, geboren ward, und es zeigte sich bald der wohlthatige
Wechseleinfluß zwischen bürgerlichem Gewerbfleiß und dem
Gedeihen der Wissenschaft und Kunst. Der Patricier Bern-
hard Walther wurde Regiomontans eifrigster Schüler und
errichtete die erste vollkommener eingerichtete Sternwarte
in Europa, und bald waren die Werkstätten der Nürnbergi-
scheu Meister mit Fertigung mathemathischer und astrono-
mischer Instrumente beschäftigt und selbst die Drucker-

, pressen wurden durch Regiomontan verbessert. Neue Aus-
gaben älterer astronomischer Werke, Berechnungen, Kom-
passe und Himmelsgloben, Brennspiegel und Automaten
fertigte der in alle Tiefen der Wissenschaft eingeweihte
Mann, und sezte dadurch jede kunstverwandte Hand in die
thatigste Bewegung.-„So glich" sagt der Vf., „unser Re-
giomontan einem Gebirg, welches mit seinem Gipfel den
befruchtenden Thau des Himmels empfängt, den es au
seinem Fuße in Gestalt der segnenden Quellen dem Lande
mittheilt."- __ ,

Aber nicht lange sollte Regiomontan die Freude dieses
schöpferischen Wirkens genießen. Vom -Papst Sirtu-S iy.
zum Bischof von Regensburg ernannt, vor Antritt feines
Amtes aber nach Rom berufen, um dort eine Reform des
Kalenders zu begründen, starb er ein Jahr nach seiner
Ankunft daselbst, 1476, wahrscheinlich an Gift, das ihm
griechischer Neid bengebrachr. . Aber, die Liebe zur Mathe-
matik und zu einem wissenschaftlich begründeten Kunst- und
Gewerbfleiß hatte Regiomontan in Nürnberg auf lange Zeit
erweckt. Eine ganze Reihe , berühmter Mathematiker und
Mechaniker hatte diese Stadt bis ins i7te Jahrhundert
anfzuweisen. In allen Zweigen des Maschinenwesens tha-
ten sich erfindungsreiche Köpfe hervor, wie Hans Bnll-
mann, der Verfertiger astronomischer Uhren, Peter Hele,
der Erfinder der Taschenuhren, Erhard Etzlaub, welcher
vortreffliche Kompasse durch ganz Europa versandte, Hans
Frey, der Verfertiger künstlicher Heronsbrunnen, Albrecht
Dürers Schwiegervater und mehrere andere, welche der
Verfasser, anführt. Die Architekten Hieronymus Gärtner
und Peter Karl trugen weit über Albrecht Dürers Zeit
hinaus den Gewinn, welchen die Mechanik und Baukunst
aus den mathematischen Wissenschaften geschöpft, und selbst
die Malere» und Bildnerey verdankte ihr schnelles Empor-
blühen großentheils jener Anregung zum strengen Studium,
welche Regiomontan in alle Werkstätten gebracht hatte,
„An Albrecht Dürer" sagt der Vf., „erkennt man leicht die
Schule, welche ihm zwar nicht den Geist, welcher höher
war als die Schule, eingehaucht, wohl aber die eigen-
thümliche Form und die bei, ihm vorherrschende. Betrach-
tungsweise der äußeren Welt gegeben. Er ist der Mathe-
matiker der Maler, überlegend, bedenkend , messend die
Verhältnisse der Größen der einzelnen Theile und des per-
spektivischen Erscheinens der Gegenstände von verschiedenem
Abstand. Seinem kräftigen Geiste scheint es zuweilen
schwer geworden zu scpn, sich von der gehalteneren ma-
thematischen Betrachtungsweise der Formen zur vollen Frev-
heit des Selbsterschaffens .zu erheben. Der. vielgeübte Mann
hat sich selbst um die Astronomie ein wöhlgegründetes Ver-
dienst erworben , da er eine Sternwarte, wozu ihm der
ältere Heinsogei und Stabius das Material gegeben, aufs
trefflichste gezeichnet und in.Holz geschnitten." Diebesten
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