Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N°. 81.

K u N ft

lütt.


sunersiiaZ, ^ £ ti 9» 0 { t c b ( t 1828»

Gemäldeausstellung in Düsseldorf im
August 1828.

Wir können keinen Bericht über die Gemälde-
ausstellung zu Düsseldorf geben, ohne einige all-
gemeine und historische Bemerkungen über die königliche
Kunstakademie daselbst voranzuschicken. Denn unsere
k. Akademie, von welcher die Ausstellung ausgeht, hat so
auffallende und urplötzliche Umwandlungen, innerlich wie
äußerlich , seit Kurzem erfahren, daß wir in unserer hie-
sigen Kunstgeschichte vollständig von Neuem zu zählen an-
fangen müssen. Es fehlt Düsseldorf weiter nichts mehr,
als sein alte, reiche Gallerte und noch einige aufkaufende,
herbeyziehende, reiche Kunstgönner, um wieder, wie sich
jezt andere Städte nennen, das deutsche Athen, oder, wie
die höflichen Franzosen es eine Zeit lang genannt haben,
das zweyte Paris zu heißen.

Mit der diesjährigen Gemäldeausstellung können die
vorhergehenden von 20 und 24 nicht verglichen, noch viel
weniger darf jene mit diesen verwechselt werden. Der au-
genscheinlichste Grund davon ist, daß seitdem sich eine
neue Malerschule hier festgesezt hat, die unserm Kunstle-
ben einen frischen Impuls gab und in demselben ein neues
Leben hervvrrief.

Der Ausdruck Schule ist zwar höchst vieldeutig und
verdächtig geworden, seit die Philosophen, Musiker und
Juristen sich nach Schulen,' gleichsam ratenweise kennt-
lich machen wollen. Aber wir verstehen, von Alters her,
unter diesem Worte, in seiner Beziehung auf Maler und
Bilder, daß diejenigen von Einer Schule sind, die einen
gewissen Charakter und Typus von selbst gemeinschaftlich
haben. Nirgend können Schulen in diesem Sinne leichter
entstehen, als an unserer Akademie, und es ist dieß fast
natürlich be» uns, da wir immer nur so glücklich sind.
Einen Lehrer für unsere Anstalt zu besitzen, der zugleich
Meister in seiner Art ist.

Seither Iwar der berühmte P. von Kornelius
Direktor unserer Akademie, und Stifter seiner weltbe-
kannten Schule an derselben. Vor 3ahr und Tag ist

Schadow aus Berlin in seine Stelle Hieselbst, wie in
seinen Einfluß eingetreten.

Kornelius sind seine eifrigsten Jünger nach München
gefolgt. Schadow, hat seine vollendetsten Zöglinge auS
Berlin hieher mitgebracht, und in einem eminenten Sinne
ist folglich Düsseldorf die Tochter- und Pflege-Anstalt von
Berlin. Wir zählen eben so stolz die Ahnen dieser Mut-
tex zu den unsrigen,- wie die. Verdienste unserer bepden
Vater Schadow und Kornelius.

ImAeußern charakterisiren sich die alte und die neue
Schule Hieselbst am sichtbarsten dadurch gegeneinander-
daß diese berufsweise sich mehr mit der Staffeleymalerey
abgibt, jene fast nur Freskomaler erzogen Hat. Da es
ein Hauptzweck unserer weisen Regierung ist, durch An-
legung einer Kunstakademie die künstlerische Geschmacks-
bildung und die Bildung überhaupt in der Provinz zu
verbreiten und allgemein zu machen, so scheint uns im All-
gemeinen mehr mit jener gedient zu seyn. Die Segnun-
gen der Freskomalerei), welche die fürsorgende Staatsklug-
heit in Anschlag zu bringen hat, treffen immer nur den
Einzelnen, der reich genug ist, sich sein theures Eigen-
thum kostspielig bemalen zu lassen, oder so glücklich, in ei-
ner Stadt zu leben, die entweder als Residenz oder we-
gen anderer Verdienste das Glück hat, vor andern Städ-
ten mit einem öffentlichen Freskobilde beschenkt zu werden.
Auch die Akademiker, die sich ihr Talent zinsbar machen
müssen, finden als Freskomaler nur ihr Unterkommen,
wo etwas Großartiges und Ungewöhnliches geschehen soll.
Soll aber eine Akademie ihre Schüler, das Alltägliche
überfliegend, nur für das Außerordentliche erziehen.?

Wir wollen den Vergleich zwischen den Schulen von
Schadow und Kornelius nicht absichtlich.bepbehalten,
obschon er hier so nahe liegt, daß ihn in diesen Tagen
jeder Düsseldorfer angestellt hat, und der Kontrast beyder
Schulen so arg ist, daß wir kaum sagen können, was
Schadow vermieden hat, ohne zugleich damit anzudeuten,
was Kornelius that. Allein eine Charakteristik der neuen
Malerschule von Schadow wird uns die müssige Wieder-
holung solcher Bemerkungen bey den einzelnen Bildern
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen