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N°. 21

K u n ft - B l a t t.

Sonnabend, den 15. März i Z s 8.

Albrecht Dürers bcvvrsiehcnde Feycr in Nürnberg
betreffend.

(Beschluß.)

Unter den kleineren Abschnitten, welche den Schluß des
Büchleins machen, befindet sich auch Willibald Pirkheimers
Brief, worin er den Tod seines geliebten Dürers und die
Qualen schildert, -durch welche die zänkische und niemals
zufriedene Hausfrau noch sein Ende beschleuniget. Er
starb ein Schatten seiner vormaligen Kraft und tief be-
trauert von seinem Freund und seiner Vaterstadt, für
welche mit ihm einer ihrer glänzendsten Sterne unter-
ging.

So wie Dürer sich selbst im 28sten Jahre seines Le-
bens auf dem Gemälde in der Münchner Galleric abge-
bildct hat, ist er von Hrn. Prof. Eberhardt in Mün-
chen vor Kurzem in einer sechs Fuß hohen Figur in Gyps
dargestcllt worden, und es ist wohl hier der schicklichste
Ort, dieses Werkes zu gedenken, das aus reiner Liebe und
Verehrung für den großen Künstler hcrvorgegangen ist.
Dürer steht aufrecht, in der Linken ein Buch, mit der
Rechten das Gewand haltend und ganz mit derselben Klei-
dung angethan, welche im Gemälde angedcutet ist. Die
einfachen Massen desselben formen sich günstiger, als man
dem Stoff nach erwarten sollte und in der Haltung der Figur
herrscht eine Ruhe und Würde, die den edlen und großen
Charakter andeutet. Vorzüglich aber ist in den schonen
Zügen des von langen, reichen Locken umwallten Ange-
sichts die stille Heiterkeit und der tiefe Ernst vollkommen
ausgedrückt, die so kräftig aus dem Gemälde sprechen,
dessen Aehnlichkeit hier von vorn gesehen ans das über-
raschendste mit dem Profil, welches auf andern Abbildun-
gen verkommt, vereinigt ist.

Der Bildner, welcher Dürers Monument für die
Stadt Nürnberg fertigen soll, Hr. Prof. Rauch in Ber-
lin , wird dem Vernehmen nach dabep die Figur zum Mu-
ster nehmen, in welcher sich Dürer auf dem Bilde der
heiligen Dreyfalkigkeit in Wien dargestellt hat. Rauch war
vor Kurzem auf einige Zeit in Nürnberg anwesend um die
vorläufigen Bestimmungen zu verabreden und wir wür-

den , da er auch München auf kurze Zeit besuchte, aus sei-
nen mündlichen Mittheilungen hier das Nöthige bepbrin-
gen, wenn uns nicht ein Schreiben aus Nürnberg, das
uns in diesen Tagen für das Kunstblatt zugekommen ist,
darüber vollständigen Bericht gäbe. Wir fügen nur noch
hinzu, daß Rauch beabsichtigt, wo möglich zur Verherr-
lichung des Festes schon das kleine Modell des Monumen-
tes nach Nürnberg zu senden, so daß die zahlreichen Theil-
nehmer daraus schon eine klare Vorstellung von dem Werk
erhalten werden.

*

* * *

Nürnberg, be» 5, Fcbr. 1828.

Der Bildhauer Rauch aus Berlin, welcher seit eini-
gen Tagen sich hier anfhielt, um wegen des zu errich-
tenden Standbildes von Albrccht Dürer genauere Abrede
niit dem Magistrate hiesiger Stadt zu nehmen, ist heute
nach München abgereiöt. Das Standbild soll hier und
von einem hiesigen Künstler gegossen werden. Es ist dieß
der Bildhauer Vurgschmidt, von welchem einige kleine
Figuren an dem schönen Brunnen, dann die Bildsäule des
Melanchthon öffentliche Beweise seiner Kunstfertigkeit sind.
Der Guß und die Ciselirung des Bischofs von Bamberg
von demselben Künstler hat nicht ganz Rauch's Beyfall
gefunden. Deßhalb soll Vurgschmidt noch in Berlin und
Paris sich in dieser Kunst vervollkommnen. Es muß er-
freulich seyn, daß gerade ein Nürnberger Künstler an der
Ausführung einer solchen Arbeit Theil hat, und die Aus-
gaben der Stadt für dieses allgemeine deutsche Denkmal
ihr wiederum zu Gute kommen.

Ueber den Platz hatte man hauptsächlich zwey Vorschläge
(denn ein dritter, welcher den frepen Raum am Thier-
gärtner Thore und im Angesicht des Dürer'schen Hanfes
wünschte, konnte wegen der Enge der Passage nicht beach-
tet werden.) Es war die Wahl zwischen dem Milchmarkt
und dem frepen Platz auf der Veste.

Ein hölzernes Probebild wurde deßhalb an bepden
Orten aufgerichtet. Obgleich cs sich auf der Veste bey
weitem imposanter ausnahm, so wählte doch Rauch den
Milchmarkt, weil er einmal mehr in der Stadt und nur
einige hundert Schritte von Dürers Wohnung entfernt
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