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Nv '91

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t t.

Donnerstag, den i3. November 1828.

N c k r 0 l 0 g.

Carl Ernst Christoph Heß, Professor der
Kupfcrsiecherkunst an der k. Akademie der bil-
(■ dendcn Künste in München. Gest, den Lösten
Juli 1828. '

Carl Ernff Christ0pH Heß wurde den 22sten
Jänner 1755 zu Darnffmot gehören, wo sein Vater Jo-
hann Heinrich Heß als Hofinstrumentenmacher lebte. Mit
seinem löten Jahre wurde er schon Waise, und es blieb
ihm nur eine ältere Schwester, die jedoch anch nicht für
ihn sorgen konnte. Seine Verwandten schickten ihn des-
halb nach Strasburg zu einem Schwerdtfeg.er in die Lehre,
und er mußte hier, da ihm gar keine Unterstützung ge-
reicht werden konnte, in drückender Noth die Anfangs-
gründe des Handwerks erlernen und mit rastloser Arbeit
sein Brod verdienen. Zwev -Jahre hatte dieser Zustand
gedauert, als die Vcrheirathnng seiner Schwester ihm
eine günstigere Lage verschaffte. Sein nunmehriger
Schwager, der Goldciseleur und Medailleur Hohleisen,
ließ ihn zu sich nach Mannheim kommen und gab ihm
Anweisung in ■ seiner Kunst. Cr bildete sich mit raschen
Fortschritten in diesem neuen Fache aus und begann schon
ans natürlichem Antriebe an den Instrumenten, Gefäßen
und Waffen, die er fertigte, mannigfaltige Verzierungen
und andere Gegenstände einzugraviren. Der verstorbene
König Marimilian von Bayern erhielt zu jener Zeit als
Jüngling einen Hirschfänger, auf welchen eine Jagd von
der Hand unseres Heß gravirt war, und noch in späten
Jahren erinnerte ihn der wohlwollende Monarch oft an
diese Jugendarbeit.

Der Aufenthalt in Mannheim, wo mehrere Kunst-
sammlungen und eine Kunstschule sich befanden, hätte für
ein so entschiedenes Kunsttalent, wie Heß, nicht günstiger
sepn können, und bald entwickelte sich in ihm der unwi-
derstehliche Trieb, sich in der zeichnenden Kunst mit vol-
ler Anstrengung auszubilden. Er besuchte deshalb in al-
len seinen Frehstnnhen die dortige Schule, und bcnuzte,
auch zu Hause jeden Augenblick bis in die späte Nacht,

um nach geliehenen Originalen sich ,zu üben und Fertigkeit
im Zeichnen zu' erwerben,

Dieser unermüdliche Eifer zog die Aufmerksamkeit
des dortigen Akademie- und Galleriedirektors Krähe auf
sich; er nahm allmählich ein lebhaftes Interesse an dem
jungen Menschen und versuchte endlich, ihn durch zweck-
mäßige Unterstützung in seinem Studium der Kupfer-
stecherknnst zuzuwenden, für die er in seinen Gravirnngen
schon so viele Anlagen gezeigt hatte. Obgleich diese Wen-
dung seines Schicksals erst erfolgte, als seine schönsten
Jugendjahre schon verflossen waren, ergriff er doch die
Aufforderung mit dem freudigsten Eifer. Allein auch
hier trat ihm seine gänzliche Vermögenslosigkeit mit drük-
kenden und fast unbzwinglichen Hindernissen in den Weg,
und er mußte seine neue Laufbahn damit beginnen, sich
durch den Stich von Wechselformularen und andern un-
bedeutenden Blättern seinen täglichen Unterhalt zu ver-
dienen.

Im Jahre 1776 'befand er sich deshalb zu Augsburg
und war dort so glücklich, sich mit diesen Arbeiten so viel
zu erwerben, daß er sich endlich im Stande sah, seinem
Drange nach weiterer Ausbildung einige Zeit zu widmen.
Er machte einige Versuche in Figuren und Landschaften,
und fertigte nach und nach mehrere kleine Werke mit der
Radirnadel, welche ihn allmählich als Kupferstecher bekannt
machten. Im Mai des Jahres 1777 lud ihn sein Gön-
ner, der Akademiedircktor Krähe, von Mannheim aus
ein, nach Düsseldorf zu kommen, um dort an einem
Werke mitzuarbeiten, welches nach den Gemälden der dor-
tigen Gallerte herausgegeben werden sollte. Er folgte
dem Ruf mit Freuden und unternahm sogleich einige
Platten nach Rembrandt, welche so sehr gefielen, daß er
bald darauf, im Jahre 178«, zum außerordentlichen Mit-
glied der dortigen Akademie ernannt wurde. Sein Ruf
entfaltete sich von nun an mit größter Schnelligkeit, denn
schon zwei) Jahre darauf fand der Churfürst von Pfalz-
bayern sich bewogen, ihn (am 22stcn Okt. 1782) zum
Hofkupferstecher, und gleich darauf (am 2gsten Dcc. des-
selben Jahres) zum wirklichen Professor der Akademie zu
ernennen. Im Jahre 1785 unternahm er eine Reise nach
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