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N°. 31

K u n st - B l a t t.

Donnerstag, den

Albrecht Dürers Säkularfeycr in Nürnberg«
Nürnberg, Len 6. April 1828.

Albrecht Dürers Name ist nicht blos in seiner
Vaterstadt heilig., ganz Deutschland nennt ihn mit Ehr-
furcht und Liebe. Wir haben daher nicht umsonst ge-
hofft , daß sein drittes Säkularfest gleiche Theilnahme
finden werde, in der Nähe, wie in der Ferne. Es ge-
wann doppeltes Interesse durch die Legung des Grnnd-
steins zu dem ehernen Standbilde, das nach dem Willen
des hochgesinnten Königes Ludwig ihm von seiner dank-
baren Vaterstadt errichtet wird und dessen Ausführung
dem königlichen Hofbildhauer Rauch m ajtiiu über-
tragen ist. War es anders möglich, als daß das Fest zu
einem allgemeinen Künstlerfeste und unsere Stadt der
Vereinigungspunkt wurde für alle, die Muse- genug fan-
den, ihre Verehrung gegen den Vater der deutschen Ma-
leren, an dem Orte, wo er lebte und wirkte und wo seine
Asche ruhet, auszusprechen? Ein öffentlicher Aufruf von
einigen Künstlern aus München und ein gleichzeitiger von
dem Albrecht Dürers Verein in Nürnberg lud alle Künst-
ler und Kunstfreunde zur Theilnahme an dem seltenen
Feste ein, und cs wurde das Haus Albrecht Dürers,
in welchem der genannte Verein seine Versammlungen hält,
als der Ort bezeichnet, wo die ankommenden Fremden
ihre Namen in ein eigenes Buch eintragen möchten. Bald
daraus erschien das Programm der Feyerlichkeiten bev der
Grundsteinlegung zu Dürers Denkmal in der Stadt Nürn-
berg, dem als-Einladungsschrift eine. Abhandlung des
Hrn. Bürgermeisters Scharrer über die Blüthezeir Nürn-
bergs in den Jahren 1480 bis 1530 vorausgeschickt ist, in
welcher der Verfasser mit der Begeisterung und Vorliebe
eines Patrioten eine der glänzendsten Perioden der Nürn-
betgischcn Geschichte behandelt. Nun säumte auch die äl-
tere, unter dem Namen: Verein von Künstlern und
Kunstfreunden bekannte Gesellschaft, die schon früher durch
ihre Bemühungen, die allgemeine Aufmerksamkeit auf die-
ses Fest hinzulenken und Beiträge z» A. Dürers Stand-
bild zu veranlassen, sich rühmlich ausgezeichnet hat, nicht

17. April 1828.

länger, schriftliche Einladungen an alle deutschen 'Akade-
mien, Kunstschulen, Künstlervereine und einzelne Privaten
ergehen zu lassen und ihnen Programme zuzusenden. Sv
geschah es denn auch, daß das Fest einer Theilnahme von
Fremden sich zu erfreuen hatte, wie kaum ein ähnliches
vor ihm. Nicht nur aus den benachbarten Städten Fürth,
Erlangen, Altorf, Schwabach, Ansbach, Bamberg, Bai-
reuth k„ sondern auch ans entfernteren Orten, Augsburg,
Regensburg, München, Stuttgart, Heidelberg, Dresden,
Dessau, Berlin rc., kam eine solche Anzahl von Fremden,
'daß der besuchteste Gasthof schon am Freytag vor dem Feste
mehrere Wagen abweisen mußte. Eine beträchtliche An-
zahl junger Künstler wurde auf Kosten der Stadt in Gast-
höftn untergebracht, eine andere fand in den angesehensten
Familien eine gastfreundliche Aufnahme und der Künstler-
verein, wie der Albrecht Dürers Verein beeiferten sich,
denselben in ihren,Lokalen angenehme Unterhaltung an den
Gesellschaftsabenden zu bereiten. Vor allem darf ich der
jungen Künstler und Döglinge der königlichen Akademie
aus München nicht vergessen, welche schon am 28. Marz
hier anlangten. Sie hatten der Stadt das Anerbieten ge-
macht, den Versammlungssaal mit Transparentgemälden,
Scenen aus Albrecht Dürers Leben verstellend, anszu-
schmücken, ein Anerbieten, das nicht anders als mit dank-
barer Bereitwilligkeit anznnehmen war. Die Kartons, die
sie mitbrachten, ließen eben so sehr, als der unermüdliche
Fleiß, mit welchem sie täglich bis in die Nacht hinein
ihrer Arbeit oblagen, etwas Ausgezeichnetes etwarten. 3»
gleicher Zeit waren mehrere hiesige KünUer geschäftig,
Transparente zur Beleuchtung des Thiergärtner ThoreS
neben Albrecht Dürers Haus zu bearbeiten.

Gleichsam zur Verherrlichung des Festes boten sich
auch die bevden hier bestehenden Künstlervereine,, deren
einer 36 Jahre, der andere, der Albrecht Dürers Namen
trägt, etwa 8 — 10 Jahre zählt, sich freundschaftlich, die
Hand und sicherten sich gegenseitig die Vereinigung zu,
welche jedoch, da diese Zusicherungen zu svgr kamen und
die Interessen-sich nigiinigfaltiq durchkreuzen,-vor dem Feste
nicht mehr realisirt werden konnte. ,
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