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N°. 51

K u n st - B l a t t.

Donnerstag, den 26.

Juni

1828'

Kunst-Literatur.

Die christlichen Bilder, ein Beförderungsmittel des
christlichen Sinnes. Von Jgn. Heinr. v. Wcs-
senberg. (muta poösis.) Iwcy Bande. 8. Com
stanz, 1827. Verlag von W. Wallis.

(Beschluß.)

Wir haben uns lange bey dieser kürzeren Hälfte der
Wessenberg'schen Schrift aufgehalten. Sie zeugt von dem
Kunstsinn und dem Kunststudium des Verfassers eben so
sehr, als von seinen freysinnigen dogmatischen Ansichten
in Betreff des biblischen und traditionellen Glaubens, ob-
wohl die Ideen desselben, wie wir im Bisherigen ange-
deutet haben, von dem Traditionellen und Aeußerlichen
seiner Kirche noch nicht so weit los geworden sind, daß
er das rein Innerliche, Geistige und in sinnlicher, kör-
perlicher Form Undarstellbare dem Reiche der Ideen und
Begriffe anheimzustcllen wagte.

Die zwepte Abtheilung führt die vorzüglichsten Mu-
sterbilder für den Kirchengebrauch auf und gibt dem Künst-
ler Winke, wie er die einzelnen Gegenstände auffassen und
darstellen, dem Kunstfreunde die 'Regeln an, wornach er
vorhandene christliche Knnstgebilde beurtheilen soll. In
einzelnen Abschnitten werden hier die Bilder von Gott
Vater, von dem Sohne Gottes, dem Reich des Himmels
oder dem Aufenthalte der Seligen im Vereine mit Gott,
von der Madonna mit dem Kinde, von der heiligen Fa-
milie, von den Engelsfiguren, von Christi Geburt, An-
betung der Hirten, Veschneidung, Darstellung des Kindes
Jesus u. s. w., von dem Täufer Johannes und seinen
Schicksalen, von Jesu Leben, Predigt und Leiden, und
was darauf folgte bis zur Himmelfahrt, von der Aus-
gießung des heiligen Geistes aus der Apostelgeschichte,
Sceuen aus der Geschichte, dem Sterben und der Him-
melfahrt Mariä, Figuren und Köpfe der Evangelisten
und Apostel, die büßende Magdalena, Bilder von Pro-
pheten^ Scenen ans der Geschichte des alten Testaments,
vorzügliche Darstellungen einzelner Heiligen der christlichen
Kirche, evangelische Parabeln und Gleichnisse, die Vor-
hölle und das lezte Gericht, symbolische und allegorische

Bilder abgehandelt. Das Vorzügliche ist auch hier die
theoretische und dogmatische Seite. Der erste Abschnitt,
der im Ganzen noch zur ersten Abtheilung gehört, gibt
die einzelnen Haupterfordernisse christlicher Bilder an,
und spricht zugleich von den Verstößen, welche man bey
so vielen derselben gegen die Würde der christlichen Re-
ligion, die Zeitrechnung, die Ortsverhältnisse, das Costüm
und die Wahrheit findet. Den ferneren Abschnitten ist
immer das ihren Gegenstand betreffende Theoretische'vvr-
angestellt, und ausgenommen wieder das über Gott Vater
Gesagte, sind hier vortreffliche Bemerkungen, Resultate
einer klaren inneren Anschauung, Zeugnisse eines ver-
nunftmäßigen und biblischen Christenthums ausgesprochen.
Dahin gehört vornämlich, was über Christus, den Sohn
Gottes, und über Maria mit dem Kinde gesagt ist. Die
Beschneidung Jesu, wird Th. II. S. 23 gesagt, werde
füglich mit der darauf folgenden Namengebung ver-
tauscht, weil jene für sich selbst zur sinnlichen Darstellung
wenig schicklich, und zumal bey Jesus die Namengebung
von höherer Bedeutung sep; ferner S. 149; „In wie-
ferne die einzelnen Auftritte der Leidensgeschichte des
Messias für die künstlerische Darstellung geeignet seyen,
wird wohl vorzüglich davon abhängen, ob dabey der Aus-
druck des Leidens nicht über den Ausdruck der siegenden
göttlichen Geistcsstarke die Obermacht gewinne." Wenn
leztere im Nachtheil stehe, so sey der erbauende Zweck
verfehlt. Mehrere Scenen scheinen außer den Grenzen
der Kunst zu liegen. Die der Darstellung in Kirchen
würdigsten seyen das Gebet in Gethsemane, der Kuß des
Verräthers-,' der Hingang nach Golgatha, und wie Jesus
das Haupt neigt und stirbt. Ebenso finden wir treffliche
Anweisungen über die Darstellung der Auferstehung des
Herrn, sofern das Grab eine Felsenhöhle war und Jesus
aus demselben treten, nicht, wie die Bilder ihn ge-
wöhnlich vorstellen, auffliegen mußte; über das Pfingst-
fest, über Maria Himmelfahrt, welche für Herrn von
-Wellenberg als eine historisch unbegründete, aber fromme
Meynung eine schöne symbolische Bedeutung gewinnt;
über dis Darstellung der Heiligen «. A. Hier stoßen
wir auf eine Stelle, die den edcln Mann, der nicht daö
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