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sich bereits von ihm ein herrlicher Wasserfall in dem Mu-
seum von Nvbillard und Laurent befindet.

— ber.

Aus London.

Die Ausstellung der berühmten Freskogemälde von
Paul Veronese zieht alle Kunstfreunde an, und vielleicht
wurde hier seit der Einführung von Elgin's Marmorn
nie so viel über Kunst geredet, als in diesem Augenblick;
so groß ist die erregende Kraft dieser Meisterwerke. Eine
prachtvolle Villa, der Familie Morosini gehörig (einem
der ersten Häuser des alten Venedigs), zu La Sorranza
unfern dem Gestade des adriatischen Meeres schloß einst
diese Schätze ein. Aeltere Reisende gedenken dieser Fres-
ken mit Bewunderung; an Ort und Stelle schien man den
Werth derselben nicht zu kennen, denn nur ein Zufall
entriß sie dem Verderben. Der Graf Balbi war gegen-
wärtig, als man die Villa niederriß; er sah die Wand-
gemälde, erkannte, was man zu zerstören im Begriff war,
that dem Vandalismus Einhalt, ließ sie ablvsen und rettete
den größern Thcil derselben. Vendramini, ein bekann-
ter Kupferstecher, kaufte sie endlich und brachte sie nach
London, wo sie in diesen Wochen in Leahv's Gallerie ausge-
stellt )m- uuer in der romvarvey,' jmuiciiwtu/ m
dig war, kennt den Charakter des Paul Veronese hinrei-
chend ; diese Fresken sind aber unter allen seinen Werken
wohl am geeignetsten, uns mit seinem Talent bekannt zu
machen. Sie sind gut erhalten; es scheint, als seyen sie
eben vollendet worden. Das Auge verweilt vorzüglich bep
folgenden Darstellungen: Zwc» Figuren, Feuer und Luft
versinnlichend; die erstere Gestalt vorzüglich leicht und be-
lebt gehalten; drep Abtheilungcn, Frauen auf Blüthen-
kränzen ruhend, deren eine vorzüglich des Meisters Ge-
schick im Malen des Fleisches beurkundet; cs ist hier eine
Masse von Licht, fast kein Schatten, und doch tritt die
Gestalt hervor und scheint belebt; zwep Stücke, das eine
die Mathematik und Bildhauerkunst, das andere die Ge-
schichte, Malere», Vokal- und Instrumentalmusik dar-
stellend; die leztere Figur ist über alles Lob erhaben, hier
übt Auge und Hand, ihr Kunstjünger, hier seht, was
Genie und Studium vollbringen können! Alle diese Fi-
guren sind über Lebensgröße. Ein Schlachtstück; welches
Gewühl, welche Fülle von Gegenständen, und doch welche
Mäßigung und Einheit in der Cvmposition. Der Baum
im Vvrgrund widerspricht der Behauptung, daß Kaspar
Poussin der Erste gewesen, dessen Blätter der Wind be-
wegt habe. Merander und die Familie des Darius ; schön
gruppirt, reiche Draperie im Hintergrund; seltsam jedoch,
daß der Künstler den mazedonischen Helden zu einem Sechs-
ziger macht und gerades ihm den Kopf des Mannes auf-

sezte, der diese Arbeiten fertigen; ließ zwep kleinere
ovale Gemälde, zwep Liebesgötter mit einer Leper und
Ganimed in den Klanen des Adlers mit einem Liebesgott
darstellend, sind Wunder der Malerkunst, besonders die
leztere Gruppe, wo das Hauptlicht auf die Flügel des Lie-
besgottes cencentrirt ist; drey etwas größere Stücke mit
Liebesgöttern, wo besonders der sich auSzeichnet, der be-
müht ist, auf ein Geländer zu steigen; endlich manche
Nachahmungen von Statuen und Bronzearbeiten. Die Ein-
fachheit, die Größe der Cvmposition, die Kühnheit der
Farbengebung und häufig die Vollendung der Zeichnung
setzen in Erstaunen. Wenn Ein Dach die Cartons von
Raphael und Andrea Mantegna und diese Meisterwerke
vereinigte, so hätte England einen Tempel, um den es
von Europa beneidet würde, und der die Bewunderung
der Welt wäre, wie es der sepn wird, welcher die Elgin'-
schen Marmor, vielleicht im nächsten Jahre schon, anf-
nimmt. A.

Neue Kunstwerke,
i. Der Münster in Straßburg, gezeichnet von Au-
gust v. Bayer, gestochen von Schnell. Fol.
Mannheim bcv Artaria und Fontaine.

mnxr w.. vf,...'.wvtytu L-rirkirmiern oer veutschcn Kir-
chenbaukunst nimmt der Straßburger Münster eine der
ersten Stellen ein, und zumal hat der herrliche Thurm die
Bewunderung aller Zeiten erregt. Es mußte ein gewal-
tiger Geist sepn, der den kühnen Gedanken dazu fassen,
und dem Gebäude, de» der Leichtigkeit der Gliederung in
allen Theilen, die Dauer der fast formlosen Masse der
Pyramiden verleihen konnte. Betrachtet man daneben die
überschwengliche Fülle bedeutsamen Schmuckes, so muß
man billig erstaunen über den seltenen Reichthum der
Phantasie bep so scharfem Blick für Maaß und Verhältniß.

Es sind von dem Münster schon mehrere Abbildungen
vorhanden, allein außerdem, daß die Perspective und das
mannigfache Spiel der Lichter bep Werken der deutschen
Kirchenbaukunst dem Zeichner und Stecher große Schwie-
rigkeiten in den Weg legen, haben auch nur Wenige den
Charakter dieser Architektur ganz begriffen.

Das vorliegende Blatt von Schnell in Karlsruhe, ei-
nem Schüler des trefflichen Haldenwang, befriedigt in vol-
len» Maaße die Anforderungen , welche an eine solche Dar-
stellung gemacht werden können, und der wackere Künstler
Hat, ohne die Eigenthümlichkeit und Wirkung, des Ganzen
außer Argen zu.lassen, das Detail mit aller Sorgfalt und
Delikatesse behandelt, und sich, wie früher schon in der
Landschaft, so auch hier in der Architektur, als würdigen
Schüler eines mit Siecht hochgeachteten Meisters bewiesen.

. — ber.
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