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II'-

es eigentlich sich gebildet hatte. Einige Jahre später baute
der -bekannte Sir James Thornhill hinter seinem Wohn-
haus, bey dem Coventt-Garden-Theater, einen Saal, der
zu den Versammlungen der Akademie und zum Aussrellen
neuer englischer Kunstwerke bestimmt ward. Die Bemü-
hungen des edeln Kunstfreundes blieben jedoch gleichfalls
ohne Erfolg. Diese Fehlschlagungen nahmen einem unter-
nehmenden Niederland e, Vanderbank, den Muth nicht.
Er stellte sich an die Spitze einer kleinen Anzahl von Künst-
lern, kaufte eine alte Preßbyterianischc Kapelle und richtete
sie zu einer Akademie ein. Gypsflguren wurden ange-
kaust, ein Mädchen von ausgezeichneter Schönheit saß als
Modell, die Theilnehmer mehrten sich und alles versprach
den besten Fortgang; bald aber fehlte das Geld, die nö-
thigen Ausgaben zu bestreiten; die Effekten des Instituts
wurden von den Gläubigern in Anspruch genommen und
die Gesellschaft loste sich ans.

Nach dem Ableben des Sir James Thornhill, im
Jahre 1754, kam ein Theil seiner Besitzthümer an den be-
rühmten William Hogarth. Hogarth erwog, von welchem
Vortheile eine Akademie der Künste für Künstler und Pu-
blikum sepn müsse, und schritt sofort zum Werk. Er glaubte
den Grund des frühern Mißlingens darin zu finden, daß
die Hauptglieder des Instituts sich eine zu große Autori-

tät über ihre ntih böfi

tiuuiy der Fvrmen in der französischen Akademie, das Er-
wählen von Präsidenten, Direktoren und Professoren so-
gleich von Anfang her der Zwietracht, dem Neide Raum
gegeben. Er sammelte also eine Anzahl von Künstlern um
sich, eröffnete eine Unterzeichnung zum Bau eines hinrei-
chend geräumigen Lokals; die nöthige Summe fand sich;
die neue Akademie wurde in der St. Martin's-Lane ge-
baut; Hogarth gab, um das Unternehmen nach seinen
Kräften zu fördern, alles her, was früher zu der Aka-
demie des Sir James Thornhill gehört hatte, und schlug
dann vor, daß jedes Mitglied eine gleiche Summe zur
Erhaltung der Anstalt geben und gleiches Stimmenrecht
bey allen auf die Gesellschaft bezüglichen Angelegenheiten
haben sollte. Die Akademie bestand dreyßig Jahre unter
Hogarth's Leitung fast unverändert fort; die Glieder der
Gesellschaft und das Publikum waren gleich zufrieden.

Als Georg III. den englischen Thron bestieg, bewies
derselbe ein so hohes Interesse für die Kunst, daß die mei-
sten Glieder der Akademie, gegen die Ansicht Hogarth's,
der die Unabhängigkeit seines Charakters wahren zu müs-
sen glaubte, um den königlichen Schutz zu einem Unter-
nehmen nachsuchteu, das die Errichtung einer Akademie
für Malerey, Bildhauerkunst und Architektur zum Zweck
hatte. Das Gesuch hatre bekanntlich den besten Erfolg.
Der König räumte die schönen Gemächer in Somerset-
hvuse fern Künstlern ein, die bald darauf eine ueue Ge-

sellschaft bildeten, bey welcher Sir Joshua Reynolds,
auf des Königs besondern Befehl, den Vorsitz führte.

A.

Neue Kupferstiche.

Die Dämmerung, gemalt von Claude, gestochen
von Haldcnwang. Gr. Qucrfolio.

Mit diesem vierten und lezten Blatt ist der herrliche
Cyclus der Tageszeiten vollendet. Claude wählte nicht
die Nacht, sondern den ersten Uebergang aus der Dunkel-
heit in die anbrechende Helle. Die Aufgabe, welche er sich
bey der ganzen Folge gemacht hatte, war das Licht in
seinen mannigfachen Abstufungen und Tönen, in seinen
verschiedenen Wirkungen je nach dem Standpunkt der
Sonne.

Allerdings sind auch die landschaftlichen Compositionen
in diesen Blattern von hoher Vortrefflichkeit, doch muß
man sie immer nur als jener Absicht untergeordnet be-
trachten. Der Stecher hat dieß sehr richtig gefühlt, und
wie große Kunst und Sorgfalt er auch auf Formen ver-
wandte, doch sein Hauptbestreben auf das zauberische Spiel
der Lichter gerichtet, welches uns in Claude's Werken,
zumal m ven Lageszewen, so wunderbar ergreift.

Dieses vierte Blatt ist nicht minder reich in seiner
Zusammensetzung als die drey vorhergehenden; links, ans
dem hügelichten Vorgrunde erheben sich prächtige Bäume,
zwischen deren Stämmen sich das hellste Licht zeigt, an-
deutend, daß dort die Sonne heraufkommen werde.

Nahe der Baumgruppe steht Jakob, der mit dem
Engel ringt. Sein Gefolge ist zum Theil noch in einiger
Entfernung am Boden gelagert, zum Theil schon im
Ausbruche begriffen. Tief im Mittelgründe, hinter eini-
gen Bäumen, sieht man die schönen Ueberreste eines
Tempels. Im Hintergründe begranzen den Horizont hohe
Berge, von denen ein mächtiger Fluß herabstrvmt, sich in
den Thälern des Mittelgrundes verliert, und im Vor-
grundc wieder zum Vorschein kömmt.

Das Eintönige, Matte der ersten, schwachen Tages-
beleuchtung, der Mangel an Mitteltönen und effektvollen
Widerscheinen, die dunkeln Lokalfarben und das Licht, die
noch zu wenig aufeinander wirken. Alles dieß mußte dem
Stecher Schwierigkeiten eutgegenstellen, unter denen man-
cher wackere Künstler erlegen wäre, und doch ist es gerade
hier, wo Haldenwang sich als Maler zeigt, und man muß
ihm zugcstehen, daß er, in Behandlung und Ausführung,
eine seltene Meisterschaft erprobt habe. Erfreulich wird
den Kunstfreunden die mit diesem Blatte ansgegebene
Nachricht sepn, daß sich der Künstler jezt mit dem Stiche
zwey schöner Ruisdael beschäftige, nach welchem Meister
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