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derselbe» vorbehakten, schon lange ungeduldige Blicke an
sich zog. Der sterbende Codrus, *) von den Seinigen er-
Eanut, macht den Mittelpunkt dieses großen Gemäldes
-aus, um welchen sich Ueberraschung, Trauer, Mutt) und
Begeisterung in verschiedenen Abstufungen und regem Leben
reihen, Nächst dem Sieg verkündenden Priester spricht sich
Der rechts im Vorgrunde zu den Waffen greifende junge
Mann, obschon in untergeordneter Weise aus, wie er, im
Gefühl, daß etwas wichtiges vorgegangen, für sich das
Nächste bedenkt, indeß hinter ihm die kriegslustigen Jüng-
linge edlerer Geschlechter sich ungeduldig herandrängen. Diese
Bewegung von der einen., so wie die im Publikum beson-
ders Bepfall gewinnende Episode zur linken Seite der Haupt-
Personen, den Vater vorstellend, der vom Streitwagen her-
ab zu dem hellgelockten Knaben spricht, deuten auf augen-
blickliches Vorrücken, durch ein bestimmtes Zeichen veran-
laßt, und die, von dem reifen Krieger hoch über Cvdrns
sinkendem Haupte den Kampflustigen entgegengehaltene, auf
blauem Schilde prangende Victoria vollendet eben so die
pyramidale Form der Mittelgruppe, als sich darin dem,
der Geschichte Kundigen die Bedeutung des Ganzen kon-
centrirt. Die gelehrte Zeichnung, so wie die Meisterschaft
technischer Ausführung nach Verdienst zu loben, steht mir
-nicht zu, jedoch darf ich die Lebendigkeit der Färbung, so
wie die Harmonie des Ganzen als ein um so größeres Ver-
dienst nennen, da es de» so reicher Cvmpvsition sich hier
geltend macht. Von den kräftigsten Lichtern des Vorgrun-
des bis zu den zart verschmolzenen Tonen des Morgenhim-
mels wiegt sich, der Blick wohlgefällig auf den milden
Schwingungen der Farbenleiter. Wenn mir der Gestimmt-
charakter der Cvmpvsition als dem Geiste der neuen fran-
zösischen Schule verwandt erschien, so gilt dieß ebensowohl
der dramatischen Anordnung, als nicht minder der Bestimmt-
heit der Zeichnung und sicheren Führung des Pinsels, worin
so mancher wackere und sinnige deutsche Künstler den Pariser
Meistern, und somit auch Hrn. Prof. Matthäi nachsteht.
Nur die Bemerkung noch zum Schluß, daß in der so in-
teressanten Berliner Kunstausstellung vom Jahre 1826
nicht ein einziges Werk von gleichem Umfange und L,tu-
dium zu sehen war.

*> Von den Ständen der Nicbcrlausiy ihrem vormaligen
Svndlkns Herrn von Houwald (Bruder des Dichters) zum
Beweis achtungsvoller Dankbarkeit bestimmt und kürzlich
übergeben. Doch soll das Gemälde »och für einige Zeit
itn Atelier des Prof. Matthäi verbleiben.

Lithographie.

Bildnisse a u s g c z c i cy n c t e r Griechen und
Philhellen c lr nebst einigen Ansichten und
Trachten. Nach der Natur gezeichnet und her-
ausgegebeii von Karl Krazeiscn, königlich
Haler. Oberlicutcnant im Leibregimente. Erstes
Deft. München 1828. Subscriptivns - Preis
4 st-

Der Herausgeber faitd während seines Aufenthalts
in Griechenland, wohin er im Jabre 1826 mit deni Oberst-
kieutenant von Heidegger ging, Gelegenheit, die Bildnisse
«ieler in dem griechischen Befrepungskriege merkivürdig

gewordener Männer zu zeichnen, und seine sehr geistreich
und charaktervoll, ansgeführten Blatter erwarben sich bei)
seiner Rückknnst allgemeine Theilnahme. unter den Griechen-
freunden und von Seiten ihres künstlerischen Verdienstes
die ehrenvollste Anerkennung. Man sah aus ihnen, daß
die meisten bisher bekannten Bildnisse der griechischen
Häuptlinge und Heerführer bloße Erfindungen artistischer
Industrie gewesen waren, und um so lauter sprach sich der
Wunsch ans, daß diese treuen und gelungenen. Abbildun-
gen durch Lithographie vervielfältigt worden möchten. Hr.
Krazeisen hat die Herausgabe auf Subscription unternom-
men und in diesem ersten Hefte dem Publikum dre» eben
so interessante , als in der lithographischen Ausführung ge-
sungene Bildnisse vorgelegt. Das erste stellt Theodor
Colocotroni, Chef der bewaffneten Macht von Mo-
rea, in seinem ganzen militärischen Schmuck dar, das
zwe»te den Vize-Admiral Giacomachi Tombasi aus
Hydra, in der einfacher» Tracht der griechischen Seeleute,
das dritte den schottischen Philhellenen Thomas Gor-
d on, welcher von 1821 bis 1827^ sich unter den Griechen
aufhielt und sowohl durch Geld als durch bewaffnete Mann-
schaft ihnen sehr bedeutende Hülfe gewährte. Diese drey
Bildnisse, mit den Faksimiles der Namensunterschriften
versehen, sind ganz dem Geiste der Handzeichnungen an-
gemessen von Fr. Hanfstangl lithographirt worden, und
können sich den besten lithographischen Werken dieser Art
an die Seite stellen. Auf einem vierten Blatte hat der
Herausgeber eine Ansicht des Forts Palamides bei)
Napoli di Romania mitgetheilt. Man sieht im Vorder-
gründe einige halbzerstörte Mauern und Gebäude und
eine Gruppe bewaffneter Griechen, die mit ihrer Familie
unter einer Strohhütte wohnen; im Hintergründe erhebt
sich der steile Fels, woraus der mit Gewalt unbezwmg-
liche Palamides von den Venezianern erbaut wurde. Diese
Ansicht, die ein sehr charaktervolles Bild jener Gegenden
und Sitten gewährt, ist von Fr. Hohe mit vieler Sorg-
falt lithographirt. Auch der Drück der Blatter, ans der
Anstalt des Hrn. Selb verdient in Hinsicht seiner Klar-
heit und. Reinheit alles Lob; nur fehlt der Schwärze jene
Kraft, welche die neueren französischen Lithographien so
vortheilhast auszeichnet. Vielleicht daß die Anwendung
der Tonplatte eher nachtheilig als vortheilhast darauf wirkt.
Diesem Hefte ist ein Blatt Tert in deutscher und franzö-
sischer^Sprache bepgegeben, einige historische Notizen zur
Erklärung der Darstellungen enthaltend. Der Ankündi-
gung zu Folge, ist das Werk auf sechs Lieferungen berech-
net, und es wird unter den zahlreichen Freunden des grie-
chischen Befreyungskrieges ohne Zweifel die lebhafteste
Theilnahme finden. Auch hat unseres Wissens der Her-
ausgeber schon vor Erscheinen dieses Heftes sich einer
großen Anzahl von Subscribenten zu erfreuen gehabt.

Dieser Anzeige schließen wir die eines einzelnen Blat-
tes an, das Bildniß des Grafen Capo d'Jstria, von einer
talentvollen und geistreichen Dame, Gr. I. v. E. nach dein
Leben gezeichnet und von F. Müller in Karlsruhe litho-
graphirt. Auch diesem Blatt, welchem allgemein das Ver-
dienst großer Aehnlichkeit zuerkannt wird, ist das Facsimile
der Unterschrift mit dem Wahlspruch: ce qui nous flotte lo

plus c’est de vivre dans le Souvenir des hommcs beygesügt.

Es ist bep Velten in Karlsruhe erschienen und wird zum
Besten der Griechen verkauft. S.
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