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eingelaufenen'Briefen erwähnen wir hier zweper Privat
briefe, die der Mittheilung werth erscheinen.

Goethe schreibt unterm iSten März uns Weimar:

„Ob ich mich gleich über meine alten Tage-nicht zu
..beschweren habe, so thut es mir doch doppelt und dreyfach
„levd, dem schönen allgemeinen vaterländischen Feste nicht
„beywvhnen zu können, welches in Nürnberg mit so vie-
„len Erinnerungen und Aussichten (hört!) gefepert wird.
„Gedenken Sie mein bep dieser frohen Gelegenheit und
„überzeugen Sich, daß ich an dem bestimmten Tage mich
„in Ihrer Mitte befinde."

Niebuhr schreibt unterm 27sten Marz von Bonn:

„Ew. Wohlgeborcn höchst verbindliches Schreiben mit
„der' Einladungsschrift zum deutschen Säcularfest habe ich
„mit großem Vergnügen und Dankbarkeit empfangen. Lei-
„der ist es mir, zumal bep der bevorstehenden Abwesen-
„heit während des Sommers unmöglich von der gütigen
„Einladung Gebrauch zu machen. Möge das Fest recht
„ersprießlich wirken und die Jünglinge mit den Gesin-
„nungen der ernsten und kräftigen Thätigkeit erfüllen,
„wodurch die Männer der Vorzeit groß waren und das
„Gemeinwesen, dem sie angehörten, groß machten! Möge
„Ihrer ehrwürdigen Stadt alles Glück blühen, welches ihr,
„wie die Welt nun steht, zu Theil werden kann."

Das Anerbieten der oben erwähnten Münchner Künst-
ler, zur Verherrlichung des Festes eine Reihe trans-
parenter Gemälde Scenen aus Albr. Dürers Leben ,zu lie-
fern, falls der Magistrat die Kosten der dazu nöthigen
Materialien übernehmen wollte, ward auf das bereitwil-
ligste angenommen. Die fungen Künstler, welche deßhalb
schon eine Woche früher am Freptage den 28sten März an-.
kamen, wurden zwei) Stunden von Nürnberg in Reichels-
dorf von dem ganzen Dürerverein empfangen. Der 'Hr.
Dr. Campe begrüßte mit einer kurzen freundlichen An-
rede im Namen des Magistrats und des Vereins die
Wanderer, und trank aus eiuem alten sauber gearbeiteten
Pokale der ganzen Gesellschaft ein Willkommen, worauf
der Becher kreiste und aus einem Fäßchen, (dem Mono-
gramme nach aus Dürers Keller) reichlich gefüllt ward.
Nach einem Nürnberger Imbiß nahmen 6 — 8 von Nürn-
berg gesandte Familienwagen, die Gesellschaft auf, welche
sich, in Nürnberg angekommen, über die Burg in Dürers
Hans begab und von dort aus zu einem gemeinsamen Mit-
tagsmahle im goldenen Nadbrdnnen zog. Mehrere von
diesen fanden bep Nürnbergern eine gastfreye Aufnahme,
einige auf Kosten der Stadt im bayrischen Hofe. Am
folgenden Tage begann nun im Saale des Rösselschen Kaf-
se'hauses das gemeinsame Arbeiten. Die Enge des Rau-
. mes bei, der Menge Arbeiter, Gehülfen und Handlanger,
Gespräch, Gesang und das Kreisen eines großen Pokals,
-der aus Dürers gut erhaltenem Hauskrüge gefüllt wur-

de,, gaben, diesem Zusammenleben einen solchen Reiz, daß
die von früh Morgens bis in die Nacht fortgesezte Arbeit'
ungemein erleichtert ward. Die Ankunft neuer Freunde
und Gehülfen aus fernen Gegenden wurde, je naher dem
Feste, desto zahlreicher. Dürers Haus war, allen Künstlern
und Kunstfreunden gastlich geöffnet, alle Abende der Sam-
melplatz, aber kaum hinreichend für die Zahl der gedräng-
ten Gäste. Es kam der eigentliche Festtag, Dürers To-
destag. Da aber der nte April auf den ersten Ostertag
fiel, sollte, um die kirchliche Fever nicht zu stören, das
Fest der Grundsteinlegung am -Montage begangen werden.
Die Künstler vereinigten sich indessen am Ostermorgen um
5 Uhr trotz des Schneewetters. im Sterbhause und zogen
von dg nach dem Johanniskirchhof hinaus zu des gefeper-
ten Grabe, das mit einem einfachen Epheukranze ge-
schmückt ward. Der Maler Er.nst Förster hatte ein
kurzes, auf das Doppelfest der Kirche und der Knust sich
beziehendes Lied gedichtet, das nach der Weise:' ,lWie
schon leucht uns der Morgenstern" unter-Posaunen - Be-
gleitung gesungen ward. Von da ging der Zug zu Pirk-
heimers Grabe, wo jir. Dr.; Campe ein von ihm selbst
gefertigtes Gedicht vorlas. Hier ward der Vers: „Mit
unsrer Macht ist nichts gethan" - ans Luthers bekanntem
.Liede:, Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen. Es
war natürlich, daß, jeder in stiller Betrachtung die ganze
Umgebung auf sich einwirken ließ, und keiner durch Rede
und Redensart diese Beschauung verdarb. Der Choral-
gesang, in den sich auch einzelne Weiberstimmen mischten,
und der Posaunen Tone ergriffen schon würdig die Herzen.

Am Abend um 6 Uhr begann nun die Aufführung
eines ganz neuen Oratoriums von Schneider: „Christus der
Meister", nach dem Terte des Dr. Philipp > Mayer, Lehrer
am.Gymnasium zu Nürnberg. Der dazu bestimmte große
Rathhanssaal ist-wegen der trefflichen Wandgemälde Dü-
rers, die an der Nordseite befindlich sind, jedem Künstler
bekannt genug. Seine Tiefe erstreckt sich von Osten nach
Westen. An der Westseite befand sich das Orchester, die
Ostseite, welche, wie bekannt, gemalte Kirchenfenster hat,
war durch eine große Nische in Gestalt einer Emporkirche,
zu welcher Stufen hinanführten, verkleidet. In diesem
Chore und an den breiten Vorderwänden desselben waren
die sieben Transparente, gleichsam wie Fenster aufgestellt.
Spitzbogen mit gothischen Verzierungen enthielten. über
jedem Bilde dre» kleine transparente Porträts und reich-
ten durch gothische Architektur verziert in das Himmels-
gewölbe der Nische, welches mit goldenen Sternen geziert
war. Der-Raum zwischen den Bildern war. ,durch Genien
gefüllt, welche auf einer Tafel Dürers Fertigkeit in ein-
zelnen Zweigen der Kunst andeuteten. Eine Inschrift be-
zeichnete.unter jedem Bilde den Stoff. Dieser ist größ-
tentheils aus dem in Campe's Reliquien erwähnten Tage-
buche Dürers geschöpft.
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