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fassung, die alle wahrhaft edlen Motive verschmäht, und
eben das Wahre und Natürliche allein in dem Nie-
drigen findet, mußte geradehin zum Scheußlichen führen.
Und in der That, die Blatter, wie Faust und Wagner
im Frepen sitzen, wie Mephistopheles als fahrender Schü-
ler (hier als eine Art von Lanzknecht) vor Faust tritt,
wie Faust auf der Straße Gretchen den Arm bietet, wie
er mit Mephistopheles auf den Blocksberg steigt, wie er
Gretchen aus dem Kerker holen will, wer kann sie ohne
Schauder betrachten? Selbst in'den wenigen, wo gute
Motive hervortreten, wie in Gretchens Monolog und in
ihrem Gebet in der Kirche ist doch das Eigcuthümliche
und Lobenswerthe wieder durch, Flüchtigkeit und Häßlich-
keit der Ausführung verdorben. Das beste möchte noch
das zum Prologus gehörige Blatt, der über die Erde
hinfliegende Mephistopheles seyn, eine Gestalt-, die an
Füßli's Compositionen erinnert. Wahrlich eine traurige
Aussicht für die Kunst in Frankreich, die solche Produkte
unter den Werken ihrer Historienmaler aufzählen muß!
Zn welcher Mepnung aber sie dem Publikum geboten wer-
den, sagt der Uebersetzer unumwunden in seiner Vorrede.
Nachdem er die Zeichnungen von Retzsch, (denn die von
Cornelius scheinen ihm ganz unbekannt zu seyn), ™ peu

froids et pas toujours exempts de roideur genannt hat,
fährt er fort! Ceux que nous publions auj-ourd’hui n'es-
ßuieront pas , a coup sur, un pareil reproche, On
pourra leur en adresser d’autros, parceque nulle pro-
duction de Part n’est ä l’abri de la critique; mais s’il
nous est permis d’anticiper sur le jugement du public,
nous ne doutons par que chacun n’y admire la hardiess’,
avec la quelle le dessinateur s’est clance, sur les pas
de IM r. de Goethe, hors des chcmins battus; toute
la verve ercatrice du poete, quelque chose
merae de ce que les esprits exacts se p 1 a i-
sent ä appeler son de'vergondage d’imagina-
tion, nous pensons que chacun l’yretrou-
rera du premier coup d’oei], Ainii, pour les
personnes qui n’avaient pu faire connaissance avec
Faust que par l’intermediairc de notre faible traduction,
cet ouvrageva, grace k M r. Delacroix, re-
prendre la physionoraie franche et origi-
nale qui lui appartient, et dont nous l’avions
de'pouilie a leurs yeux. Also glaubt selbst der Uebersetzer,
Goethe's Dichtung könne nur in diesen düstern und fraz-
zenhaften Gestalten richtig aufgefaßt werden? Glücklich,
daß Hrn. Stapfer seine Sprache nicht erlaubte, die plly-
sionoinie franche et originale seines Vorbildes so ins

Abscheuliche zu verzerren, wie Hr. Delaeroir gethan hat.
Nicht wenige der lyrischen Uebersetzungen machen seinem
Talent Ehre; daß er aber nicht überall in den Geist des
Dichters eingedrungen, ja daß er nicht einmal die Sprache
ganz verstanden, zeigen mehrere Stellen, z. B. im Prolog;

„Und steh' beschämt, wenn bu bekennen mußt:

Ein guter Mensch in seinem dunkle» Drange
Ist sich des rechten Weges wohl bewußt."

Et rougir, si tu dois avouer a la sin

Que, jusque dans les rangs de la foule grossicre,

Le juste peut encore choisir le droit chemin.

und weiter:

Von allen Geistern, die verneinen.

Ist mir der Schalk am wenigsten verhaßt»

Gar, seul pnrmi la racc immonde,

Le malin futjytoujours tres precieux pour moi.

_ S.

Architektur.

Entwürfe ausgeführter und zur Ausführung bestimm-
ter Gebäude, herausgegebe» von Or. Georg
Möller, grosiherzoglich hessischem Oberbaurath,
und Frau; Heger, grosiherzoglich hessischem
Landbaumeister, zweytes Heft. Darmstadt bey
Carl Wilhelm Leske. (Ohne Jahrzahl.)

(Fortsetzung.)

Sehr lobenswerth finden wir, daß unser Architekt
die Umfassungsmauer, um ihr von Außen das Monotone
zu nehmen, dekorirt hat. In angemessenen Entfernungen
sehen wir Verstärkungspfeiler in Form von Anten ange-
bracht, welche für diesen Platz den großen Vorzug vor
jeder andern Art von Dekoration haben, daß durch sie
die Mauer für das Auge möglichst hoch wird. Auch die
Ausfüllung zwischen den Anten mit angemessen großen
Quadern wirkt sehr wohlthatig. Die fingirten Vogen da-
zwischen finden wir dagegen weniger zu loben. Augen-
scheinlich hat der Architekt' hier die Backsteinbogen des
Pantheons im Sinne gehabt; jene dienen aber zur wirk-
licheu Verstärkung oder größeren Haltbarkeit der aus
gleich kleinen künstlichen Steinen erbauten Umfassungs-
mauer, und waren dabey unter der Marmorbekleidung,
welche dieselbe vormals wahrscheinlicher Weise hatte, nicht
sichtbar. Bey vorliegendem Gebäude wird nun gar durch
diese die andere Zierde zerstört, da die Bogen die stark
und gut übereinander bindenden Quader, aus denen die
Mauer zu bestehen scheint, unterbrechen, wodurch viele
der Quader die rechtwinkliche Auflage entbehren. Die
Mauer kann hier also eher an Festigkeit dadurch verlie-
ren als gewinnen; außerdem werden die in Stein uuauS-
sührbaren spitzwrnklichen Keile zum Verräther, daß die
Quaderlagen nur auf der-Oberfläche fingirt, anstatt wirk-
lich sind, und diese Entdeckung ist niemals erfreulich.
Daß die Aulen ohne Füße auf dem mit sehr dünnem Ge-
sims bedeckten Untersatze stehen, ist ebensowohl zu tadeln,
als auch das Unzugehörige des Architraves, Frieses und
Hauptgesimses.

DaS aus der eben beschriebenen Umfassungsmauer um
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