Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35p

nen Platz oder Parterre eingetheilt ist. Die Wände dieses
runden Theiles sind bemalt und mit festvnirten Drape-
rien geschmückt; die Decke besteht aus einem durchsichti-
gen Gemälde, das, in mehrere Fächer abgethcilt, die Por-
träts verschiedener ausgezeichneter Künstler enthält, lieber
dieser halbdurchsichtigen Decke erhebt sich ein kegelförmi-
ges Dach, das, beynahe zur Hälfte aus Glas konstruirt
ist. Wie es der Plan zeigt, besteht der runde Thcil aus
einer Wand, zwey Dritteln eines Kreises, mit zwey klei-
nen Thüren und zwey großen Oeffnungen nach den Ge-
mächern des sceuischen Theaters oder den Gemalderäu-
men. Unmittelbar innerhalb dieser Wand, aber abgeson-
dert von ihr, ist eine andere Wand, welche sich von dem
Fußboden bis zur inner» Decke erhebt, und sich mit dem
Boden auf einem unterhalb demselben befindlichen Zapfen
umdreht. Eine breite viereckige Oeffuung, ungefähr ein
Fünftel des Kreises, gleich dem Proscenium eines Thea-
ters, gestattet der Versammlung die in den zwey Ge-
mälderäumen aufgestellten Bilder zu sehen. Zwey große
in denselben befestigte Gemälde werden durch dahinter
befindliche Fenster (folglich sind sie transparent) und durch
im Dach angebrachte Oeffnungen beleuchtet, welche das
Licht auf die Vorderseite der Gemälde zulaffen. Mit-
telst durchsichtiger und dunkler Vorhänge vor den Fen-
stern werden verschiedene Effekte des Ober - und Seiteu-
lichtes, des Schattens, der Farbenabstufung hervvrge-
bracht, und noch vieles andere kann damit ausgeführt
werden. Ohne eine für die gegenwärtigen kühnen und
geistvollen Darstellungen nacktheilige Bemerkung zu ma-
chen, kann ich doch die verständig berechneten, verschieden-
artigen und wahrhaft kraftvollen Effekte, und die geschickt
gemalten Darstellungen nicht vergessen, welche uns Lou-
therbourgh in seinem Eidophysikon vorführte. Sie waren
eine Meeransicht bcy Windstille, ein Mondschein, ein
Sonnenuntergang, ein Seesturm, allmählich von einem
sanften Lüftchen zu einem zerstörenden und finster stür-
menden Ungewitter sich erhebend, von Blitzen, Regen,
Donner und Wind begleitet, dann der Brand von Lon-
don ic. :c. Das Theater und die Scenen dieses Künst-
lers waren jedoch, in Vergleichung mit denen des Dio-
rama, klein, und die Darstellung geschah bey Nacht. Eine
sehr interessante Nachricht von dem Eidophysikon findet
man in der Schrift VVino and Walnuts.

Die Hauptdimensionen des Gebäudes sind in dem
beygefügteu Plaue angegeben.

2. Vritton.

Ueber die Proportion.

Aus Fiorillo's Nachlaß.

(Fortsetzung.)

Andere hielten sich an die von Vitruv angenommen
nen Proportionen, einige nahmen sie aus der Natur und
noch andere endlich entwarfen verschiedene Proportionen,
indem sie darin zwar den Maßstab ihres eigenen Verfah-
rens angaben, allein nicht den, nach welchem die so ver»
änderliche Natur arbeitet. Einige glaubten mit Hülfe der
Mathematik neue Methoden aufzufinden und vielleicht
war von dieser Art die des Bramaute, die von der
Quadratur der Körper handelte, und aus ihr entsprang
unstreitig die von Luca Cangiasio 1), wie man aus

dem Recueil d’cslampes, Impostures inno-
centes etc. par B. Picart. Amsterdam 1754. Pol.

pl. 5-1 und 35 sieht. Allein schon vor Cangiasio zeichnete
Albrecht Dürer einige Bilder auf diese Art, woraus man
abnehmen kann, daß sie schon früher im Gebrauch gewesen,
und vielleicht hatte Dürer, der mehrmals in Italien war,
das Werk von Foppe kennen gelernt 2).

Ueber die Proportion sollen Giotto, Ghirberti3),
Ghirlaudajo und Pietro della Francesca ge-
schrieben haben, und von lezterem ist noch eine Handschrift
vorhanden, in der man jedoch nichts als viele Köpfe

1) Nach der Vermuthung von Soprani in der Vita da!
Pittori Genovesi png. 34 war Giovanni Canibiafo
oder Cangiasio der erste, der die Erfindung mactite, dcn
menschlichen Körper vermittelst Quadraten und länglichen
Vierecke» darzustellen. Andere jedoch, unter denen auch
Lomazzo Pili. IV. pag. 020. schreiben diese Entdeckung
dem Bramante von Urbino zu. mit diesen Worten:

. ..Wag die Figuren durch Vierecke betrifft, so zeichnete
deren bereits Vincenz Foppa, der vielleicht von denjeni-
gen gelesen haben mußte, welche auf solche Weise der
alte Bildhauer Lyfivp *) mit Hü fe von Vierecken und
mit jener Svmmetrie entwarf, die im Lateinischen keinen
Namen hat . und ihm folgend, entwarf darauf Brar
mante bierüber ein Buch mit Zeichnungen, aus dem R.>-
pvacl Poludoro und Gaudentio den größten Nutzen zo-
gen , und welches, wie man sagt, nachmals in die Hände
vvir Lukas Cangiafio ackomincn ist.

2) Tratlato della Pittara e qnadralora del corpo umaio.
di Viccnzo Foppa, pittore Milanese.

3) Ueber einen Codex von Ghiberti s. meine kleinen Schrif-
ten Th. 1. S. 91. Cicognara storia della scul-
tura etc. Vol. I. und II. @. 99 — 708. auch die
Gött. gcl. Anzeigen 1818 St. i55, 757 und 158. Ich
weiß jedoch nicht, ob sich darin etwas über die Propor«
tion findet.

*) ,, . . . Nova intactaque rationc quadralas Veteran
itatuas permutando etc.‘‘ Plin. Lib. 34 c. 8. indem
er die alte Härte und viereckige Art in weichere und ge
fälligerc Formen verwandelte u. s. w.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen