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363

nach Raphael sehr vielen Beyfall erhielt. Hierauf ver-
anlasse ihn die allgemeine Bewunderung, welche man da-
mals dem Rubens zollte, nach dessen Hauptgemälde in
der Düsseldorfer Gallerte, das jüngste Gericht vorstellend,
eine große Platte zu unternehmen. Doch wurde die-
selbe nur zum Drittheil in Düsseldorf gearbeitet und erst
nach fünfzehn Jahren in München vollends zu Stande
gebracht.

Die bald darauf erfolgte Regierungsveränderung un-
terbrach ihn in dieser Arbeit. Die Gallerte und Akade'
mie wurde im Jahr isoö von Düsseldorf nach München
verlegt, wo der kunstliebende König Marimilian die den
beyden Anstalten verbundenen Künstler mit vieler Gnade
empfing und auch unserm Heß alsogleich eine ehrenvolle
Beschäftigung gab. Es wurde ihm der Stich des heil.
Hieronymus übertragen, welches Gemälde damals von
Würzburg nach München versezt worden war, und als ein
Werk von Raphael galt. Später hat man sich über-
zeugt, daß es etwa von dem älter» Palma herrühren
könnte. Nach Beendigung dieser Platte folgte eine Reihe
von Jahren, von welchen leider fast der größte Theil wie-
der mit kleinen Brodarbeiten verloren ging, obgleich er
dazwischen auch einige größere Werke, z. B. eine Ma-
donna nach Carlo Dolce, zwey Blatter nach Hont-
horst u. s. w. verfertigte.

Fast seinem später» Greisenalter war es Vorbehalten,
mit gehöriger Ruhe größere Werke unternehmen und aus-
führen zu können. In seinem yssten Jahre begann er,
auf die gnädige Aufmunterung des Königs Mar, die
große Platte nach van Eyck, die heil, drei) Könige ver-
stellend. Die verschiedenartigen Entwickelungen, welche
Kunst und Wissenschaft unter so vielen stürmischen Krie-
gen erfuhren, die tieferen und lebendigern Ansichten, die
man besonders in der bildenden Kunst faßte, hatten auch
ihn in seinem schon so hohen Alter mit jugendlicher Frische
berührt. Unverkennbar sieht man in diesem Werke ein
neues Streben in ihm ausblühen, und cs ist, als wäre
jezt seine eigentliche Entwicklungsperiode cingetreten. Vom
frühem Morgen bis zum späten Abend verfolgte er mit
rastlosem Fleiße diest neue Arbeit, und oft hörte man
ihn sein Alter beklagen, daß es ihm die schöne Aussicht
auf eine noch lange und thätige Mitwirkung zur neuen
Entwicklung unsrer deutschen Kunst versagte.

Er hatte schon das allste Jahr erreicht, als er die
genannte Platte vollendete, und doch beschäftigte sich sein
thätigcr Geist schon wieder mit neuen Unternehmungen,
obwohl leider sein alternder Körper schon damals anfieug,
die Folgen seiner zu großen Anstrengungen zu fühlen.

Kaum war er demnach von einer kurzen Krankheit'
wiederhergestcllt, so faßte er, durch seine große Liebe und
Dankbarkeit gegen seinen König bewogen, den Vorsatz,

dessen eben von dem Hofmaler Stiel er vollendetes
Bildniß in ganzer Figur in Kupfer zu stechen. Mit un-
geschwächtem Eifer ging er sogleich an diese neue Arbeit.
Schon war die Platte ihrer Vollendung nah, als ein
plötzlicher Tod seinen edlen Gönner und Herrn von die-
ser Welt entführte. Dies für ganz Bayern so betrü-
bende Ereigniß erschütterte auch seine Seele. Kaum war
daher diese mühevolle Arbeit in seinem 72stcn Lebensjahre
beendigt, als auch sogleich sein überspannter Körper der
zu langen Anstrengung unterlag.

Wohl schien die erfolgte Nierenlähmung ihn zuweilen
verlassen zu wollen, und jugendliche Hoffnungen ergrünten
in seiner nie gealterten Seele. Doch vergebens; am
25sten Juli dieses Jahrs, Morgens halb 6 Uhr, endigte
ein Nervenschlag als Folge völliger Entkräftung seine
zwepjährigen Leiden in seinem 74sten Lebensjahre.

Seine Kinder, drey Söhne und zwey Töchter, ver-
ehrten ihn stets als daS schönste Muster der strengsten
Rechtlichkeit und einer in allen Fällen des Lebens uner-
schütterten Charakterfestigkeit, als einen weisen, lieben
und edlen Vater. Was seine seltene literarische Bildung
und seinen überaus liebevollen und rechtlichen Charakter
anbelangt, so mögen alle diejenigen darüber Zeugniß ob-
legen, welche Gelegenheit hatten, ihn genauer kennen zu
lernen.

Vorstehende biographische Skizze enthält zwar nur
die Hauptzüge des Lebens eines Mannes, über dessen
Wesen und Wirksamkeit als Mensch, als Künstler, als
Familienvater und Bürger vieles zu sagen wäre; doch
geht hinlänglich daraus hervor, welchen großen Verlust
seine Familie, die Knnstwelt und die Kunstanstalt, an
welcher er lehrte, durch seinen Tod erlitten hat. Es sey
uns daher nur noch erlaubt, darauf aufmerksam zu ma-
chen, daß die obige Notiz alles Erforderliche zur Berich-
tigung der früher über-den Verstorbenen erschienenen bio-
graphischen Andeutungen enthält. Eine kurze, von keiner
Unrichtigkeit entstellte Notiz über ihn findet sich in Li-
powsky's bayrischem Künstlerlerikon; dagegen sind in
Füßli's allgcm. Künstlerlerikon mehrere Angaben un-
richtig und durch diirtnber geworfen, so ist z. B. ein Pe-
ter Heß, der nicht mit ihm verwandt war, al-s dessen
Bruder angegeben, und er selbst zweymal unter dem Na-
men Ernst Carl und Ernst Christoph anfgeführt. Zur
Vermeidung ähnlicher Irrungen genüge es hier zu be-
merken, daß von seinen drei, Söhnen, die sich sämmt. ch
zu München befinden, der älteste, Peter, der rühmlich
bekannte Schlachten - und Genremaler, der zwevte, Hein-
rich, Professor der Histvricnmalerep an der k. Akademie
der Künste ist, der dritte, Carl, sich dem landschaftlichen
und Genrefach gewidmet., hat.. Gewiß trägt es nicht we-
nig zu dem Ruhme des Verstorbenen bey, eine Künstler-
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