CHARLES VAN DER STAPPEN'S WERKE IN SILBER UND ELFENBEIN
und Industrien Brüssels. An dem einen Leuchter
sehen wir hoch oben den Vertreter der Spin-
nerei, darunter sind dargestellt die Teppich-
wirkerei, Spitzenklöppelei, Broderie u.s.w. Der
andere zeigt uns oben einen Giesser und unten
das Kunst-, Waffen- und Goldschmiedehand-
werk. An den Armen der Leuchter hängen
oder sind befestigt die Symbole oder Attribute
der verschiedenen Pflichten der Gemeinde,
worauf auch herabhängende Etiketten mit ent-
sprechender Aufschrift Bezug haben. So er-
scheint die Kunst mit Pinsel, Palette und
Guitarre, der Unterricht mit Buch, die Sicher-
heit mit Hahn, die Hygiene mit Giesskanne
und Schlauchspritze, das Standesamt ist durch
zwei ineinandergelegte Hände und eine Bulle
wiedergegeben, die Armenpflege erscheint mit
Geld und Brot als Attributen. Als Kerzenträger
erkennen wir die Iris, die symbolische Blume
der Stadt Brüssel, doch erscheint sie hier in
neuer, seitdem vielfach nachgeahmter Stilisierung.
Diese beiden Tafelaufsätze sind künstlerische
Schöpfungen von unbestreitbarer Originalität,
sie sind die würdigen Gegenstücke zu van der
Stappen's Elfenbeinarbeiten.
Der Aufschwung der chryselephantinen
Kunst in Belgien hängt eng mit dem Empor-
blühen des Kongostaates zusammen. Dieser
lieferte den belgischen Bildhauern das Elfen-
bein zu den Werken, welche sie auf der Ant-
werpener Ausstellung vom Jahre 1893 und der
Brüsseler Ausstellung vom Jahre 1897 ausge-
stellt hatten. Über letztere habe ich bereits
anderweitig') ausführliche Mitteilungen gemacht,
die ich auch den folgenden Ausführungen zu
Grunde lege. Um sich vollkommen den hohen
Wert der gegenwärtigen Leistungen auf dem
Gebiete der Elfenbeinplastik klar zu machen,
muss man sich den Werdegang dieses Kunst-
zweiges vor die Augen halten. Die Haupt-
epochen seien hier nur kurz angedeutet. Die
Ägypter und Mesopotamier benutzten das Elfen-
bein zur Herstellung von Gegenständen der
Kunstindustrie; auch die homerischen Gesänge
geben uns Kunde von derartigen Arbeiten, und
die Ausgrabungen aus der sog. mykenischen
Epoche bestätigen diese Überlieferung. Was
aber wollen alle diese Funde besagen gegenüber
der götterbildenden Kunst eines Phidias, der
den Griechen das Elfenbeinbild des Zeus in
Olympia, in dem Parthenon auf der Akropolis
1) D. Joseph, Die Elfenbeinplastik auf der Brüs-
seler Weltausstellung von 1897 in Zeitschrift für bil-
dende Kunst N. F. VIII. Heft 12.
und Industrien Brüssels. An dem einen Leuchter
sehen wir hoch oben den Vertreter der Spin-
nerei, darunter sind dargestellt die Teppich-
wirkerei, Spitzenklöppelei, Broderie u.s.w. Der
andere zeigt uns oben einen Giesser und unten
das Kunst-, Waffen- und Goldschmiedehand-
werk. An den Armen der Leuchter hängen
oder sind befestigt die Symbole oder Attribute
der verschiedenen Pflichten der Gemeinde,
worauf auch herabhängende Etiketten mit ent-
sprechender Aufschrift Bezug haben. So er-
scheint die Kunst mit Pinsel, Palette und
Guitarre, der Unterricht mit Buch, die Sicher-
heit mit Hahn, die Hygiene mit Giesskanne
und Schlauchspritze, das Standesamt ist durch
zwei ineinandergelegte Hände und eine Bulle
wiedergegeben, die Armenpflege erscheint mit
Geld und Brot als Attributen. Als Kerzenträger
erkennen wir die Iris, die symbolische Blume
der Stadt Brüssel, doch erscheint sie hier in
neuer, seitdem vielfach nachgeahmter Stilisierung.
Diese beiden Tafelaufsätze sind künstlerische
Schöpfungen von unbestreitbarer Originalität,
sie sind die würdigen Gegenstücke zu van der
Stappen's Elfenbeinarbeiten.
Der Aufschwung der chryselephantinen
Kunst in Belgien hängt eng mit dem Empor-
blühen des Kongostaates zusammen. Dieser
lieferte den belgischen Bildhauern das Elfen-
bein zu den Werken, welche sie auf der Ant-
werpener Ausstellung vom Jahre 1893 und der
Brüsseler Ausstellung vom Jahre 1897 ausge-
stellt hatten. Über letztere habe ich bereits
anderweitig') ausführliche Mitteilungen gemacht,
die ich auch den folgenden Ausführungen zu
Grunde lege. Um sich vollkommen den hohen
Wert der gegenwärtigen Leistungen auf dem
Gebiete der Elfenbeinplastik klar zu machen,
muss man sich den Werdegang dieses Kunst-
zweiges vor die Augen halten. Die Haupt-
epochen seien hier nur kurz angedeutet. Die
Ägypter und Mesopotamier benutzten das Elfen-
bein zur Herstellung von Gegenständen der
Kunstindustrie; auch die homerischen Gesänge
geben uns Kunde von derartigen Arbeiten, und
die Ausgrabungen aus der sog. mykenischen
Epoche bestätigen diese Überlieferung. Was
aber wollen alle diese Funde besagen gegenüber
der götterbildenden Kunst eines Phidias, der
den Griechen das Elfenbeinbild des Zeus in
Olympia, in dem Parthenon auf der Akropolis
1) D. Joseph, Die Elfenbeinplastik auf der Brüs-
seler Weltausstellung von 1897 in Zeitschrift für bil-
dende Kunst N. F. VIII. Heft 12.