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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Back, Friedrich: Die Kaiserzimmer des Residenzschlosses in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0089
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Täfelung im Thronzimmer des Residenzschlosses in Dannstadt.

DIE KAISERZIMMER DES RESIDENZSCHLOSSES

IN DARMSTADT

DIE verschiedenen Stilperioden des vorigen Jahr-
hunderts sind im Grossherzoglichen Residenz-
schloss von Darmstadt durch charakte-
ristische Dekorationen vertreten: es umfasst Räume
aus der Rokokozeit (mit reizenden, aus Schloss Brauns-
hart hierher übertragenen So-
praportendesJoh.Konr.Seekatz),
aus der Louis XVI.-Periode und
endlich solche aus dem Empire.
Wenn letztere, die sogenannten
Kaiserzimmer, schon durch ihre
dauernde Ausstattung ein sehr
anschauliches Bild der Dekora-
tion und des Kunstgewerbes des
Empire-Stiles darbieten,so wurde
dies Bild noch lebendiger und
vollständiger bei einem kürzlich
in diesen Räumen veranstalteten
Kostümfest, bei welchem auch
zahlreiche andere Erzeugnisse
desselben Stiles, die sich in
grossherzoglichem Besitz befin-
den und zum Teil erst neuer-
dings der Vergessenheit ent-
rissen worden sind, ergänzend
hinzutraten.

Als Entstehungszeit der gan-
zen Einrichtung, einschliesslich
der bei diesem Feste hinzu-
gezogenen Tafelgeräte, darf un-
gefähr die Zeit von 1790—1820
gelten. Die Inventare und an-

Kunstgewerbeblatt. N. F. X. H. 5.

Wandleuchter im Throns
in Darmstadt (ca.

deren einschlägigen Akten, deren Durchsicht mir die
Direktion des Geh. Staats-Archivs gütigst ermöglicht
hat, geben zwar über die Anschaffung der einzelnen
Stücke nur wenig Aufschluss, illustrieren aber sehr
deutlich die klassizistische Bewegung des Geschmacks,
die hier in Darmstadt im Beginn
der neunziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts mit Eifer einge-
setzt zu haben scheint. Im Jahre
1791 fielen ihr in der Land-
gräflichen Silberkammer die er-
sten Opfer. Eine grosse Anzahl
»unmodischer« Gefässe „von ur-
alten Formen" wurde auf der
Münze eingeschmolzen und das
Silber — im Gesamtwert von
etwa 500 Gulden ■— zu neuen
Geräten, besonders Tafelbestek-
ken, umgearbeitet. Die Gross-
herzogliche Silberkammer ist
auch heute noch reich an her-
vorragenden älteren Arbeiten;
ausser den von Schürmann und
Luthmer (Grossherzoglich Hes-
sische Silberkammer, Darmstadt
1884) veröffentlichten Gefässen
enthält sie noch eine Reihe von
Werken, welche die Augsburger
Silberschmiedekunst des Barock-
und des Rokoko-Stiles aufs beste
repräsentieren. Aber bei jener
Einschmelzung von 1791 mag
13

mmer des Residenzschlosses
'/6 der natürl. Grösse).
 
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