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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Ein Bahnbrecher des Kunsthandwerks?
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0119
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Schreibtisch, Sessel und Stuhl mit Lederschnittarbeit, ausgeführt von Georg Hulbe, Hamburg.

EIN BAHNBRECHER DES KUNSTHANDWERKS?

WENN ein Bildhauer die Fähigkeit hat, den
Ausdruck warmen Lebens und geschmei-
diger Bewegung dem toten Material ein-
zuprägen, wenn er — bis in die Fingerspitzen mo-
dernsten Geistes voll — in all seinen Geschöpfen nur
Kinder unserer Zeit, unserer Stunde, möchte man
sagen, zu bilden vermag, jedes einzelne so individuell,
dass man es mit Namen anrufen möchte, um sich zu
versichern, ob es nicht am Ende doch lebendig sei —
dann sollte man meinen, das sei genug, einen Künstler-
ehrgeiz zu befriedigen.

Wenn dieser Bildhauer nun aber den Eigensinn
hat, ein Handwerker sein zu wollen, so scheint sehr

fraglich, ob er ein guter Handwerker sein wird. Alles
was ihn dort unterstützte, wird ihm hier im Wege
stehen. Er müsste seine besten Gaben gegen andere
vertauschen können, um erfolgreich zu sein.

Carabin ist vom Handwerk ausgegangen, aber
ein ganzes Leben in seiner Atmosphäre hat nicht
den Bildhauer in ihm unterjochen können, der tief
innerlich in ihm steckt. Er mochte sich ungefährdet
daran wagen, seine Tintenfässer, Wandschirme und
Zimmerbrunnen zu formen. An solchem Mittelding
zwischen Schmuckstück und Gebrauchsgegenstand hat
auch die realistische Naturform ein Daseinsrecht.

Will er aber einen Tisch oder einen Stuhl er-
 
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