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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Joseph, D.: Charles van der Stappen's Werke in Silber und Elfenbein auf der grossen Berliner Kunstausstellung von 1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0009
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Silberner Tafelaufsatz der Stadt Brüssel von Charles van der Stapfen.

CHARLES VAN DER STAPPEN'S WERKE IN SILBER UND
ELFENBEIN AUF DER GROSSEN BERLINER KUNST-
AUSSTELLUNO VON 1898

VON PROF. DR. D. JOSEPH.

WENN ich die bei uns übliche Scheidung
nach Kunst und Kunstgewerbe auf die
Arbeiten van der Stappen's') übertrage,
so weiss ich, dass dies nicht im Sinne des Meisters
geschieht. Nach ihm giebt es keine grosse und kleine
Kunst, je nachdem der Gegenstand einem idealen
oder dekorativ-gewerblichen Zwecke zu dienen hat,
sondern einfach nur Kunst. Es kommt dabei nicht
auf die Bestimmung des Objektes an, sondern ob und
wie letzteres künstlerisch aufgefasst ist. Deshalb ge-
hört nach van der Stappen auch eine Gürtelschnalle
in das Gebiet der reinen Kunst, wenn nur die Be-
handlung eine künstlerische ist, und der Künstler
würde es als eine Beleidigung ansehen, wollte man
seine Medusenschnalle (Abb. S. 2) in eine zweite Kunst-
klasse versetzen, wenn man überhaupt nur anerkennt,
dass ein künstlerischer Wert in dieser seiner Arbeit
liege.

1) Abb. S. 2 zeigt uns das Porträt des Meisters im
Arbeitsanzuge.

Kunstgewerbeblatt. N. F. X. H. l.

Wir können wohl die Anschauung van der
Stappen's verstehen, insoweit es sich um Künstler
seines Schlages handelt, um Künstler, die in gleicher
Weise alles Darstellbare künstlerisch zum Ausdruck
bringen, gleichviel ob es sich um Kolossalfiguren
oder um Gegenstände des täglichen Gebrauchs handelt.
In der Regel aber und auch aus praktischen Gründen
wird die einmal bei uns vorhandene Teilung nach
Grosskunst und dekorativer Kunst wünschenswert er-
scheinen, wenn nur in Ansehung der letzteren der
Beigeschmack, als ob sie minderwertiger als jene sei,
fortgelassen würde. Mit dieser Erklärung wird sich
auch van der Stappen zufrieden geben müssen, wenn
ich mich hier anschicke, seine auf der Grossen Berliner
Kunstausstellung von 1898 ausgestellten plastischen
Werke in Silber oder Silber und Elfenbein zu be-
sprechen.

Zwei Hauptwerke zeugen von der künstlerischen
Phantasie unseres Meisters auf dem Gebiete der deko-
rativen Plastik. Das kleinere Werk ist ein für den
 
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