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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Schubring, Paul: Die Kunst im Buchdruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0188
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DIE KUNST IM BUCHDRUCK

DAS Jubiläum, das die Korporation der Berliner Buchhändler
im November vorigen Jahres aus Anlass ihres fünfzig-
jährigen Bestehens feierte, gab dem Kunstgewerbe-Museum
erwünschten Anlass, sich an dieser Feier durch eine Ausstellung
zu beteiligen, die „die Kunst im Buchdruck" von ihren Anfängen
bis auf die Gegenwart im historischen
Zusammenhang vorzuführen suchte. Der
grosse Lichthof des Museums barg die
riesigen Blatt- und Bücherschätze, die
schon der Zahl nach überraschten, noch
mehr aber durch die Vollständigkeit der
typischen Reihen und durch die Selten-
heit einzelner Exemplare die Besucher
in Erstaunen setzten. Im linken Teil
des Lichthofes war die alte Kunst des
15.—18. Jahrhunderts aufgestellt, der ganze rechte Teil war für
die Kunst des 19. Jahrhunderts reserviert. Schon durch diese
quantitative Bevorzugung der modernen Arbeiten verriet die Aus-
stellung, dass sie nicht einem archäologischen, sondern einem prak-
tischen, nämlich pädagogischen Zweck dienen wollte. In einer Zeit, in
der das Gefühl für künstlerische, d. h. einheitliche Buchausstattung
wieder lebendig geworden ist, wollte sie zunächst die unvergäng-
lichen, unüberbotenen Muster der ersten Druckzeiten dem Auge
wieder vorführen, weniger um zu direkten Kopien anzuregen, als
vielmehr um Stilgesetze und prinzipielle Fragen, die dort mit so
selbstverständlichem Takte befolgt und beantwortet werden, auch
dem modernen Schaffen lebendig und gegenwärtig zu halten. Dann
aber bezweckte die Aufzeigung der historischen Buch- und Druck-
entwicklung vor allem ein Verständnis für die Arbeit der Gegen-
wart, bei der vieles von der Masse noch immer als Schrulle und
Bizarrerie verurteilt wird. Die Kenntnis der Vergangenheit wird
auch hier am ehesten zur sachlichen Würdigung der Gegenwart
verhelfen; von ihr befruchtet wird auch
der schaffende Künstler die Willkür der
Einfälle mehr und mehr bewussten
Grundsätzen unterordnen, die nun ein-
mal für das künstlerisch ausgestattete
Buch Lebensbedingung sind. — Man

fr/scl).

Umrahmung, gezeichnet von H. Meyer-Cassel, Starnberg.

Kunstgewerbeblatt. N, F. X, H. 10.
 
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