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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Schubring, Paul: Die Kunst im Buchdruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0189
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i8a

DIE KUNST IM BUCHDRUCK

Titelseite aus einem Druck der vormaligen Kelmskott Press zu Hammersmith bei London (William Morris).

hatte, um des grossen Materials Herr zu werden, die Aus-
stellung in zwölf Gruppen geteilt, wie die Zeiten und
Völker sie ohne weiteres ergaben. Dank eines vortreff-
lichen Führers, den der Leiter der ganzen Ausstellung,
Direktor P. Jessen, geschrieben hatte, vermochten sich
auch diejenigen zurechtzufinden, die von Aldus Manutius
noch nie etwas gehört hatten. Jedes Buch hatte einen
Zettel, der den Drucker, die Jahreszahl und den
Druckort enthielt. Die Bücher entstammten zum Teil
der Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums und seiner
Ornamentstichsammlung; daneben hatte die Königliche
Bibliothek und das Leipziger Buchgewerbe-Museum
beigesteuert, vor allein aber hatten Private in liebens-

würdigster Weise ihre
Schätze zur Verfügung ge-
stellt, in erster Linie Herr
Architekt Hans Grisebach,
der für die alte deutsche
Kunst mit einer Fülle der
seltensten Bücher eintrat.
Für die moderne Kunst
hatten Private und Verlags-
firmen bereitwilligst ihre
Schätze eingesandt; dank
dessen konnte auch das
moderne Ausland durch
charakteristische Beispiele
vertreten sein, wenn auch
der Schwerpunkt dieser Ab-
teilungen in der Entfaltung
deutscher Arbeit lag und
liegen sollte. — Der Besuch
der Ausstellung war ein
recht guter, namentlich den
ganzen November über; sie
musste dann am 19. De-
zembereilig abgeräumtwer-
den, um für die Geschenke
des Sultans an den Kaiser
Platz zu schaffen.

Ein Rundgang, zu dem
ich die Leser einlade, soll
weniger den faktischen Ein-
zelbestand und den Wert
einzelner Stücke kontrol-
lieren, als vielmehr die Ge-
sichtspunkte aufdecken, un-
ter denen in verschiedenen
Zeiten gedruckt worden ist.
Es sei hier noch einmal
dem Missverständnis vorge-
beugt, das so oft bei den Be-
suchern zu Tage trat, als sei
eine Übersicht der Entwick-
lung der einzelnen Teile des
Buches beabsichtigt gewesen. Der eine suchte seine ge-
liebten Einbände und fand sie nicht; der andere f rüg nach
der Entwicklung der Type afs solcher — vergeblich. Die
Ausstellung wollte die Kunst des Buches als Ganzes dar-
stellen. Sie setzte ein mit einigen Miniaturproben des
14. und 15. Jahrhunderts aus Deutschland, Italien und
Frankreich. Fleiss, Ausdauer, viel Liebe und viel Zeit
bringt nach langen Jahren ein einziges Buch zu stände;
aber freilich: wie sieht es auch aus! Pergament der
Grund, auf dem in gezogenen Reihen die Antiqua
oder gotische Schrift in sorgsamer Sauberkeit steht.
Reicher Initialenschmuck blüht an den Kapitelanfängen;
Rankenwerk spinnt sich die Seiten herunter, und oft
 
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