VORSATZPAPIERE
31
Vorsatzpapiere nicht zu rechnen. Ihr muss es darauf
ankommen, die Allgemeinheit mit ihren Produkten zu-
frieden zu stellen. Und dies thut sie, wenn sie für
Vorsatzpapiere zierlicher, gewichtiger, ernster, heiterer,
strenger, ungebundener Art, kurz für solche jeder Art
und Weise sorgt. Die Verleger werden dann schon
die passenden für ihre Verlagswerke und die Buch-
binder das passendste Kolorit des so gewählten Vor-
satzes für ihre Buchdecke herauszufinden wissen.
Den Künstlern aber sollte billig überlassen bleiben,
mit welchen Formen sie die angedeuteten Stimmungen
erreichen wollen. Gerade hierin aber zeigt das
deutsche Publikum, wie jeder Händler, Fabrikant und
Zeichner weiss, einen kleinlichen Eigensinn. Eine
Distel ist dem guten Deutschen ewig etwas Stachlichtes
und Verächtliches, bei dem ihm höchstens der Esel ein-
fällt, der sich (seiner Meinung nach) daran delektiert.
Der Esel wiederum ist ihm allezeit das Bild der Dumm-
heit (obwohl er ja ein kluges Tier vielen anderen gegen-
über ist). Dass die Formen auch noch eine andere
Sprache sprechen als die konventionell, d. h. leer
gewordener Symbolik, dass die Distel eine, jedes
Künstlerauge entzückende, Pflanze ist und die Dar-
stellung eines Esels etwas total anderes ausdrücken
kann als die Versinnbildlichung der Dummheit, das
weiss er nicht und davon will er sich nicht über-
zeugen lassen. Ja, wenn er sich allein durch reine
schöne Form anziehen und imponieren Hesse! Aber
Wanderpreis der Stadt Berlin. Entworfen von Prof. Otto Eckmann, ausgeführt von Hofjuwelier J. H. Werner, Berlin.
31
Vorsatzpapiere nicht zu rechnen. Ihr muss es darauf
ankommen, die Allgemeinheit mit ihren Produkten zu-
frieden zu stellen. Und dies thut sie, wenn sie für
Vorsatzpapiere zierlicher, gewichtiger, ernster, heiterer,
strenger, ungebundener Art, kurz für solche jeder Art
und Weise sorgt. Die Verleger werden dann schon
die passenden für ihre Verlagswerke und die Buch-
binder das passendste Kolorit des so gewählten Vor-
satzes für ihre Buchdecke herauszufinden wissen.
Den Künstlern aber sollte billig überlassen bleiben,
mit welchen Formen sie die angedeuteten Stimmungen
erreichen wollen. Gerade hierin aber zeigt das
deutsche Publikum, wie jeder Händler, Fabrikant und
Zeichner weiss, einen kleinlichen Eigensinn. Eine
Distel ist dem guten Deutschen ewig etwas Stachlichtes
und Verächtliches, bei dem ihm höchstens der Esel ein-
fällt, der sich (seiner Meinung nach) daran delektiert.
Der Esel wiederum ist ihm allezeit das Bild der Dumm-
heit (obwohl er ja ein kluges Tier vielen anderen gegen-
über ist). Dass die Formen auch noch eine andere
Sprache sprechen als die konventionell, d. h. leer
gewordener Symbolik, dass die Distel eine, jedes
Künstlerauge entzückende, Pflanze ist und die Dar-
stellung eines Esels etwas total anderes ausdrücken
kann als die Versinnbildlichung der Dummheit, das
weiss er nicht und davon will er sich nicht über-
zeugen lassen. Ja, wenn er sich allein durch reine
schöne Form anziehen und imponieren Hesse! Aber
Wanderpreis der Stadt Berlin. Entworfen von Prof. Otto Eckmann, ausgeführt von Hofjuwelier J. H. Werner, Berlin.