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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Hofmann, Albert: Das Kunstgewerbe auf der Berliner und auf der Münchener Kunstausstellung 1898, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0050
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42 DAS KUNSTGEWERBE AUF DER KUNSTAUSSTELLUNO IN BERLIN UND MÜNCHEN 1898

Tiifan) glas, in Silber gefasst von Hofgoldschmied
Hugo Schaper, Berlin.

die ungeheure
Mannigfaltig-
keit ihrer Er-
scheinungs-
formen seine
Phantasie be-
fruchten. In
München, in
dem von ihm
geschaffenen
Raum, konnte
man diese Na-
tur-Studien
des Künstlers
bewundern;
sie legten
Zeugnis ab
von einem un-
eigennützigen
und liebevol-
len Versenken
in die Pflan-
zennatur mit
ihren tausend
zarten Regun-
gen, welche
von einer em-
pfindsamen
Seele beobachtet und verstanden werden wollen. Das
ist der grosse Vorsprung, welchen Berlepsch z. B. vor
Eckmann voraus hat, welcher seinen Schwerpunkt, wie
es auch natürlich ist, auf die Berliner Ausstellung
verlegt hat. Gut, zum Teil sehr gut sind seine Farben-
holzschnitte, gut auch ein Teil seiner Textilentwürfe
und sehr gut wieder vereinzelte seiner für Engelhard
in Mannheim entworfenen Tapetenmuster, wie z.B. das
Muster mit dem in feinen Farbentönen variierten Motiv
des Blattes der Rosskastanie. Wie begrenzt aber die
Phantasie und das künstlerische Vermögen des Künst-
lers ist, das zeigen doch wieder gerade die Tapeten,
unter welchen eine Reihe von Mustern sind, welche
kaum den bescheidensten Ansprüchen genügen. Un-
zulänglich erscheint die Begabung des Künstlers auch
da, wo er, wie bei einzelnen seiner Metallarbeiten, die
Naturformen nur verwenden kann, indem er ihnen in
härtester Weise Gewalt anthut. Man ist in der neuen
Bewegung so schnell bei der Hand mit der Verleihung
des Titels „Führer«. Man hat zu seinem Schaden
auch Eckmann damit bedacht und er hat es sich wohl
gefallen lassen. Aber der Rückschlag bleibt nicht aus,
und wenn nicht alle Anzeichen trügen, hat er schon
eingesetzt. —

Es giebt eine nicht unbeträchtliche Anzahl schaffen-
der Kräfte in der neuen Bewegung, welchen der Fluch
allzuleicht urteilender und nicht immer verständnisvoller

Freunde anhaftet. Diese, allzeit geschäftig und allzeit
darauf bedacht, mit dem Ruhm ihres Opfers ihren
eigenen zu mehren, verhindern jede Vertiefung der
Arbeit, zu welcher die Fähigkeiten vorhanden wären,
und machen aus einem vielleicht sonst gewissenhaften
und still aber tief schaffenden Künstler von ursprüng-
licher Empfindung einen elegant frisierten Seiltänzer.
Dadurch wird vielfach die Verflachung einer gesunden
und verheissungsvollen Bewegung herbeigeführt.

Glücklicherweise haben sich keramische Künstler
wie Max Länger in Karlsruhe und Hermann A. Kahler
in Nästved (Dänemark) mit ihren köstlichen Töpfereien
hiervon fernzuhalten gewusst. Wir brauchen auf die
an dieser Stelle schon mehrfach behandelten Arbeiten
nicht weiter einzugehen. Die vier Mosaiken Kähler's
aber, nach den Entwürfen von Hansen, Reistrup und
Eckmann ausgeführt, verdienen in ihrer technischen
Eigenart und in ihrer künstlerischen Behandlung ein
besonderes Wort der Anerkennung. In das Gebiet
interessanter Töpfereien gehören auch die Fayence-
Arbeiten der Frau Schmidt-Pecht in Konstanz, wie die

Tiffanyglas, in Silber gefasst von Hofgoldschmied
Huoo Schaper, Berlin.
 
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