DAS KUNSTGEWERBE AUF DER KUNSTAUSSTELLUNG IN BERLIN UND MÜNCHEN 1898 45
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friych fk-
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Tiffanyglas, in Silber gefasst von Hofgoldschmi
Huoo Schai'ER, Berlin.
ebenso vortrefflichen wie interessanten Lüster- Fayencen
von Kornhas in Karlsruhe.
Auch einige ausgezeichnete Metallarbeiten besass
die Berliner Ausstellung. Vortrefflich in Modellierung
und Ciselüre waren die Schmucksachen von Alex.
Charpenüer, O. Roty, Jules Cheret und Vernier; frisch
erfunden die Arbeiten von Hirzel; köstlich in der
metallischenMontierungundinderFarben-
wirkung die Tiffany-Gläser von Schaper.
Einzelnes sehr Gute war auch in der
Gruppe von O. Roh/off. Auf dem Ge-
biete der Kunstverglasung hatten sich Rarl
Engelbrecht in Hamburg und Hans Chris-
tiansen in Paris zu Werken von schlich-
tester Zeichnung aber tiefster Farbenglut
zusammengethan.
Das Hauptinteresse der Berliner kunst-
gewerblichen Abteilung aber vereinigte
sich auf die „Sonder-Ausstellung der Ver-
einigten Werkstätten für Kunst im Hand-
werk, G. m. b. H, München«. Ihr waren
vier Räume zugewiesen, nicht sehr gross,
aber doch wieder genügend gross, die
künstlerischen Absichten der Werkstätten
in vollem Umfange erkennen zu lassen.
In dem einen Räume hatte der Bildhauer
Hermann Obrist in München seine be-
kannten Stickereien, die er in Verbindung
mit der Stickerin Frl. Rucket geschaffen
hat, ausgestellt. Man kennt aus mehr-
fachen Anlässen die in der Technik vor-
züglichen, in der Farbe sehr fein ge-
wählten, in der gesamten Erscheinung auf
das einfachste Mass künstlerischen Auf-
wandes beschränkten schönen Arbeiten, welche jedoch
bei allen diesen Vorzügen keinesfalls den Anspruch auf
neue Offenbarungen auf diesem Gebiete erheben können,
welchen man ihnen so gern zuweist. Ein grosses und
nicht zu unterschätzendes Verdienst aber besitzen sie,
und das besteht darin, dass sie den Massstab für die
Wertschätzung der Materialien dieses weiblichen Kunst-
gebietes wesentlich rektifiziert haben. Es ist in den
Arbeiten der Beweis geliefert, dass auch ein an-
scheinend minderwertiges Material bei entsprechender
Wahl der Gegenmaterialien sehr wohl und mit grossem
künstlerischen Erfolg zur Mitwirkung im Rahmen
eines Kunstwerkes berufen werden kann.
Einen der Räume der Sonderausstellung der „Ver-
einigten Werkstätten« hatte Herr RichardRicmerschmid
in München, einen zweiten Herr Paul Schultze-Naum-
burg in Berlin und einen dritten Herr Bruno Paul,
wieder in München, eingerichtet. Was diese sämt-
lichen Räume gemeinsam hatten, das war eine bis
aufs äusserste beschränkte Anwendung der üblichen
architektonischen Ausdrucksmittel, soweit man bei
solchen Räumen überhaupt von den letzteren sprechen
kann. Sie sind an solchem Aufwand wie auch in der
Farbe ausserordentlich bescheiden und möglichst ein-
heitlich, und wenn in dem Räume des Herrn Schultze-
Naumburg die Malerei in Form von hohen land-
schaftlichen Friesen zur Anwendung gekommen ist,
so fallen diese merkwürdigerweise keineswegs aus
Tiffanyglas, in Silber gefasst von Hofgoldschmied Hugo Scha
per, Berlin.
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Tiffanyglas, in Silber gefasst von Hofgoldschmi
Huoo Schai'ER, Berlin.
ebenso vortrefflichen wie interessanten Lüster- Fayencen
von Kornhas in Karlsruhe.
Auch einige ausgezeichnete Metallarbeiten besass
die Berliner Ausstellung. Vortrefflich in Modellierung
und Ciselüre waren die Schmucksachen von Alex.
Charpenüer, O. Roty, Jules Cheret und Vernier; frisch
erfunden die Arbeiten von Hirzel; köstlich in der
metallischenMontierungundinderFarben-
wirkung die Tiffany-Gläser von Schaper.
Einzelnes sehr Gute war auch in der
Gruppe von O. Roh/off. Auf dem Ge-
biete der Kunstverglasung hatten sich Rarl
Engelbrecht in Hamburg und Hans Chris-
tiansen in Paris zu Werken von schlich-
tester Zeichnung aber tiefster Farbenglut
zusammengethan.
Das Hauptinteresse der Berliner kunst-
gewerblichen Abteilung aber vereinigte
sich auf die „Sonder-Ausstellung der Ver-
einigten Werkstätten für Kunst im Hand-
werk, G. m. b. H, München«. Ihr waren
vier Räume zugewiesen, nicht sehr gross,
aber doch wieder genügend gross, die
künstlerischen Absichten der Werkstätten
in vollem Umfange erkennen zu lassen.
In dem einen Räume hatte der Bildhauer
Hermann Obrist in München seine be-
kannten Stickereien, die er in Verbindung
mit der Stickerin Frl. Rucket geschaffen
hat, ausgestellt. Man kennt aus mehr-
fachen Anlässen die in der Technik vor-
züglichen, in der Farbe sehr fein ge-
wählten, in der gesamten Erscheinung auf
das einfachste Mass künstlerischen Auf-
wandes beschränkten schönen Arbeiten, welche jedoch
bei allen diesen Vorzügen keinesfalls den Anspruch auf
neue Offenbarungen auf diesem Gebiete erheben können,
welchen man ihnen so gern zuweist. Ein grosses und
nicht zu unterschätzendes Verdienst aber besitzen sie,
und das besteht darin, dass sie den Massstab für die
Wertschätzung der Materialien dieses weiblichen Kunst-
gebietes wesentlich rektifiziert haben. Es ist in den
Arbeiten der Beweis geliefert, dass auch ein an-
scheinend minderwertiges Material bei entsprechender
Wahl der Gegenmaterialien sehr wohl und mit grossem
künstlerischen Erfolg zur Mitwirkung im Rahmen
eines Kunstwerkes berufen werden kann.
Einen der Räume der Sonderausstellung der „Ver-
einigten Werkstätten« hatte Herr RichardRicmerschmid
in München, einen zweiten Herr Paul Schultze-Naum-
burg in Berlin und einen dritten Herr Bruno Paul,
wieder in München, eingerichtet. Was diese sämt-
lichen Räume gemeinsam hatten, das war eine bis
aufs äusserste beschränkte Anwendung der üblichen
architektonischen Ausdrucksmittel, soweit man bei
solchen Räumen überhaupt von den letzteren sprechen
kann. Sie sind an solchem Aufwand wie auch in der
Farbe ausserordentlich bescheiden und möglichst ein-
heitlich, und wenn in dem Räume des Herrn Schultze-
Naumburg die Malerei in Form von hohen land-
schaftlichen Friesen zur Anwendung gekommen ist,
so fallen diese merkwürdigerweise keineswegs aus
Tiffanyglas, in Silber gefasst von Hofgoldschmied Hugo Scha
per, Berlin.