DIE KAISERZIMMER DES RESIDENZSCHLOSSES IN DARMSTADT
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Standuhr in Bronze im Residenzschlosse in Darmstadt.
haft mit Le Febre in Paris korrespondiert wegen
Lieferung von Sevres-Porzellan, und die (neuerdings
übersichtlich geordnete) Porzellan - Sammlung im
Schloss enthält eine ansehnliche Reihe bester
Biskuit-Figuren von Sevres. Von den Empire-Bron-
zen des grossherzoglichen Besitzes gehen übrigens
manche auf den kunstsinnigen Prinzen Wilhelm von
Preussen als ursprünglichen Besitzer zurück, den Vater
der Prinzessin Carl von Hessen. Er war im Jahre 1808
zur Vertretung preussischer Interessen zu einem
längeren Aufenthalt nach Paris gereist und hat offen-
bar damals schon den Grund gelegt zu den jetzt im Be-
sitz Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs be-
findlichen Kunstsammlungen, die er später so glänzend
erweitert hat, besonders durch Erwerbung von älteren
deutschen Gemälden — worunter Holbein's Madonna
— und von Werken der Kleinkunst. An jenen Pariser
Aufenthalt erinnert übrigens ein von Gerard gemaltes
Porträt des Prinzen, das sich jetzt ebenfalls im Gross-
herzoglichen Residenzschloss befindet.
Wir betreten das erste Kaiserzimmer (Abb. S. 82):
gelber Damast an den Wandflächen und an den schweren,
bronzebeschlagenen Möbeln. Bildnisse aus dem Anfang
des Jahrhunderts schauen von den Wänden herab und
Kunstgewerbeblatt. N. F. X. H. 5.
versetzen uns noch lebendiger in jene Zeit. Die streng
profilierten Prunkvasen entstammen der Berliner Manu-
faktur.
Aber erst im zweiten Saal entfaltet der Stil des
ersten Kaiserreichs seinen höchsten Glanz. Das dunkle
Rot der Wand- und Möbelbezüge und das feurige
Gold kostbarer Bronzen klingen hier in einen starken
Accord zusammen, der noch gesteigert ist durch die
am Fuss der Wand herumlaufende weisse, von gol-
denen Lorbeerkränzen massvoll geschmückte Holz-
täfelung (siehe Kopfleiste). Fein ornamentierte Leisten
in durchbrochener Arbeit fassen den roten Samtbe-
zug der Wände ein, und in Kopf höhe zieht sich
eine Reihe kleiner Wandleuchter herum, an denen uns
eine zierliche Verbindung von Pfau- und Palmetten-
motiv erfreut (Abb. S. 81).
In der Mitte der Hauptwand unter einem Bal-
dachin steht der von Löwen getragene Thronsessel,
mit reicher, vergoldeter Holzschnitzerei (Abb. S. 83): zu
seinen Seiten zwei hohe Kandelaber. Während diese
in Aufbau und Ornament die ganze Strenge des
antikisierenden Stiles verraten, bemerken wir an vier
anderen, auf die übrigen Wandflächen verteilten Kande-
labern eine gewisse Freiheit der Formen, zu der sich
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Standuhr in Bronze im Residenzschlosse in Darmstadt.
haft mit Le Febre in Paris korrespondiert wegen
Lieferung von Sevres-Porzellan, und die (neuerdings
übersichtlich geordnete) Porzellan - Sammlung im
Schloss enthält eine ansehnliche Reihe bester
Biskuit-Figuren von Sevres. Von den Empire-Bron-
zen des grossherzoglichen Besitzes gehen übrigens
manche auf den kunstsinnigen Prinzen Wilhelm von
Preussen als ursprünglichen Besitzer zurück, den Vater
der Prinzessin Carl von Hessen. Er war im Jahre 1808
zur Vertretung preussischer Interessen zu einem
längeren Aufenthalt nach Paris gereist und hat offen-
bar damals schon den Grund gelegt zu den jetzt im Be-
sitz Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs be-
findlichen Kunstsammlungen, die er später so glänzend
erweitert hat, besonders durch Erwerbung von älteren
deutschen Gemälden — worunter Holbein's Madonna
— und von Werken der Kleinkunst. An jenen Pariser
Aufenthalt erinnert übrigens ein von Gerard gemaltes
Porträt des Prinzen, das sich jetzt ebenfalls im Gross-
herzoglichen Residenzschloss befindet.
Wir betreten das erste Kaiserzimmer (Abb. S. 82):
gelber Damast an den Wandflächen und an den schweren,
bronzebeschlagenen Möbeln. Bildnisse aus dem Anfang
des Jahrhunderts schauen von den Wänden herab und
Kunstgewerbeblatt. N. F. X. H. 5.
versetzen uns noch lebendiger in jene Zeit. Die streng
profilierten Prunkvasen entstammen der Berliner Manu-
faktur.
Aber erst im zweiten Saal entfaltet der Stil des
ersten Kaiserreichs seinen höchsten Glanz. Das dunkle
Rot der Wand- und Möbelbezüge und das feurige
Gold kostbarer Bronzen klingen hier in einen starken
Accord zusammen, der noch gesteigert ist durch die
am Fuss der Wand herumlaufende weisse, von gol-
denen Lorbeerkränzen massvoll geschmückte Holz-
täfelung (siehe Kopfleiste). Fein ornamentierte Leisten
in durchbrochener Arbeit fassen den roten Samtbe-
zug der Wände ein, und in Kopf höhe zieht sich
eine Reihe kleiner Wandleuchter herum, an denen uns
eine zierliche Verbindung von Pfau- und Palmetten-
motiv erfreut (Abb. S. 81).
In der Mitte der Hauptwand unter einem Bal-
dachin steht der von Löwen getragene Thronsessel,
mit reicher, vergoldeter Holzschnitzerei (Abb. S. 83): zu
seinen Seiten zwei hohe Kandelaber. Während diese
in Aufbau und Ornament die ganze Strenge des
antikisierenden Stiles verraten, bemerken wir an vier
anderen, auf die übrigen Wandflächen verteilten Kande-
labern eine gewisse Freiheit der Formen, zu der sich
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