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KLEINE MITTEILUNGEN
in Berlin durch die Herren Direktor Dr. Jessen, Professoren
Döpler d. J., Paul Koch und Skarbina, sowie die Inhaber
der Firma. An Preisen kamen zur Verteilung: 4 erste
ä 200 M., 6 zweite ä 100 M. und 22 dritte ä 50 M., insge-
samt 32 Preise mit 2500 M. Davon erhielten: F. Nigg in
Berlin zwei erste, einen zweiten und zwei dritte Preise. Jul.
von Meszäros in München einen ersten und einen dritten
Preis. Heinr. Wetzel in Frankfurt a. M. einen ersten Preis
und Ed. Cucuel, William Müller und A. Unger in Berlin,
sowie Elisabeth Bauer und Alb. Weisgerber in München je
einen zweiten Preis. Paul Otto Engelhard in München vier
dritte Preise. O. Rosenberger in München-Sendung, Heinr.
Hönich in Nieder-Hänichen b. Reichenberg i. B. und Hugo
Böttinger in Prag je zwei dritte Preise. H. Blankenburg in
Charlottenburg, Ernst Rieh. Hauff in Dresden, Adalb. Nie-
meyer, Willy Oertel, M. Schiestl und Leo Schnug in München,
Aug. Braun in Wangen i. Allgäu, Alb. Konrad in Graz
und Victor Lhuer in Paris je einen dritten Preis.
Ernst Häberte f. In Karlsruhe i. B. verstarb unerwartet
schnell der Professor der Orossh. Baugewerkeschule Ernst
Häberle. Zu einem unbedenklich erscheinenden Bronchial-
katarrh trat Lungenentzündung in Verbindung mit Herz-
schwäche und führte den Tod des erst 44 Jahre alten robusten
und kerngesunden Mannes herbei am 30. Dezember v. J.
Der Name des Verstorbenen ist auf dem kunstgewerblichen
Gebiete wohl bekannt, so dass wir veranlasst sind, auf sein
Leben einen kurzen Rückblick zu werfen. Ernst Häberle
war geboren zu Stuttgart im Jahre 1854 als Sohn eines
dortigen Professors der Kgl- Baugewerkeschule. Er machte
seinen Studiengang in seiner Vaterstadt, absolvierte Gym-
nasium und technische Hochschule und eine praktische
Lehrzeit bei dem nachmaligen Ulmer Münsterbaumeister
Prof. Dr. Beyer. Im Jahre 187g berief ihn Adolf Gnauth,
der geniale Architekt und Innendekorateur zu sich als Ge-
hilfe auf sein Bureau nach Nürnberg. Da gab es reiche
und volle Thätigkeit; denn es galt dem berühmten Meister
bei der Ausschmückung des Palais des Reichsrates Freiherrn
von Cramer-Klett in München werkthätig zur Seite zu stehen.
Die ersten Künstler und kunstgewerblichen Meister jener
Zeit, Makart, Lesker, Fischer, Bichweiler, Schwabe, Stotz,
Riedinger vereinten sich, um unter Gnauth's kundiger und
sicherer Führung ein Meisterwerk der Dekoration in den
Innenräumen des wenigen zugänglichen Palais zu schaffen.
Dank der Schulung an solch seltenen Aufgaben unter einem
solch seltenen Meister entwickelte sich Häberle als ein in
jedem Fache des Kunstgewerbes beschlagener Architekt, dem
eine hervorragend sichere und elegante Darstellung für seine
Entwürfe und Reproduktionen zur Seite stand. Er erweiterte
seine Fachkenntnisse auf einer Studienreise nach Italien und
trat nach seiner Rückkehr an das Kgl. Bayr. Gewerbemuseum
in Nürnberg als Kustos und Nachfolger von C. Schick über.
Hier entfaltete er eine rege Museums- und Bauthätigkeit; er
brachte Hunderte von Illustrationen in prächtiger Feder-
zeichnung in der Bayr. Gewerbezeitung, in der Stuttgarter
Gewerbehalle, der Münchener Zeitschrift für Kunstgewerbe,
der architektonischen Rundschau und vielen anderen tech-
nischen Blättern. Er beteiligte sich an erster Stelle an den
Bauten des Gewerbemuseums, bei der Edelmetallausstellung
1885 und ebenso 188g bei dem fränkischen Anteil an der
Deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München.
Verschiedenartige anregende Aufgaben der Innendekoration
erledigte er in seiner Privatthätigkeit in Nürnberg, Eger u.a.O.
Nach einem Jahrzehnt übersiedelte er nach Karlsruhe, um
als Professor der Grossh. Baugewerkeschule zu wirken; er
gab Baukonstruktions- und auch Formenlehre; in erster Linie
aber war er Fachlehrer für die Ausbildung der Gewerbe-
lehrer und hatte hierfür einen rein kunstgewerblichen Kursus
zu leiten. Mit welchem Erfolge er sein Amt verwaltete,
bezeugen die vielen, dem tüchtigen Lehrer dankbaren Schüler,
die als Lehrer über das ganze badische Land zerstreut sind, nicht
minder die Wertschätzung seiner Fachgenossen. Auch in
Karlsruhe entwickelte er neben seinem Lehrberufe eine um-
fangreiche private Thätigkeit. Vereint mit seinem Freunde
A. Neumeister gab er heraus die «Deutschen Konkurrenzen",
die „Neubauten", das „Bauernhaus", die „Holzarchitektur",
mit seinem Bruder Otto Häberle in Nürnberg zusammen den
„Innenausbau". Er lieferte zeichnerische Beiträge zu dem
Inventarisationswerk der Kunstdenkmäler Badens, für die
Deutsche Bauzeitung, die Badische Gewerbezeitung und
viele andere periodische und einmalige Veröffentlichungen.
Als letzte Schöpfung zeichnete Häberle, bevor für immer
der fleissigen Hand der Stift entfiel, eine Anzahl Aschen-
urnen für die Erzgiesserei-Firma Peters & Beck in Karlsruhe.
In einer Anzahl von Städten: Hamburg, Gotha, Heidelberg,
Basel, Zürich bestehen Crematorien und Aufbewahrungs-
Stätten der Aschenbehälter; die Asche wird gesammelt in
einer Blechkapsel, die man verlötet und mit dem Namen
versieht. Als äussere Hülle dieser schmucklosen Blechbüchse
entwarf nun Häberle die hier veröffentlichten originellen und
schönen Gefässe; er schmückte sie mit den Attributen des
Todes. Auf einzelnen brachte er Inschriften an, und auf
dem Band eines Vasengestelles schrieb er nieder: „media
in vita", nicht ahnend, dass diese Worte für ihn selbst die
letzten sein sollten, die er geschrieben hat. E- B.
Schhissleiste, gezeichnet von H. von der Woode, Berlin.
Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Professor Karl Hoffacker, Architekt in Charlottenburg-Berlin.
Druck von August Pries in Leipzig.
KLEINE MITTEILUNGEN
in Berlin durch die Herren Direktor Dr. Jessen, Professoren
Döpler d. J., Paul Koch und Skarbina, sowie die Inhaber
der Firma. An Preisen kamen zur Verteilung: 4 erste
ä 200 M., 6 zweite ä 100 M. und 22 dritte ä 50 M., insge-
samt 32 Preise mit 2500 M. Davon erhielten: F. Nigg in
Berlin zwei erste, einen zweiten und zwei dritte Preise. Jul.
von Meszäros in München einen ersten und einen dritten
Preis. Heinr. Wetzel in Frankfurt a. M. einen ersten Preis
und Ed. Cucuel, William Müller und A. Unger in Berlin,
sowie Elisabeth Bauer und Alb. Weisgerber in München je
einen zweiten Preis. Paul Otto Engelhard in München vier
dritte Preise. O. Rosenberger in München-Sendung, Heinr.
Hönich in Nieder-Hänichen b. Reichenberg i. B. und Hugo
Böttinger in Prag je zwei dritte Preise. H. Blankenburg in
Charlottenburg, Ernst Rieh. Hauff in Dresden, Adalb. Nie-
meyer, Willy Oertel, M. Schiestl und Leo Schnug in München,
Aug. Braun in Wangen i. Allgäu, Alb. Konrad in Graz
und Victor Lhuer in Paris je einen dritten Preis.
Ernst Häberte f. In Karlsruhe i. B. verstarb unerwartet
schnell der Professor der Orossh. Baugewerkeschule Ernst
Häberle. Zu einem unbedenklich erscheinenden Bronchial-
katarrh trat Lungenentzündung in Verbindung mit Herz-
schwäche und führte den Tod des erst 44 Jahre alten robusten
und kerngesunden Mannes herbei am 30. Dezember v. J.
Der Name des Verstorbenen ist auf dem kunstgewerblichen
Gebiete wohl bekannt, so dass wir veranlasst sind, auf sein
Leben einen kurzen Rückblick zu werfen. Ernst Häberle
war geboren zu Stuttgart im Jahre 1854 als Sohn eines
dortigen Professors der Kgl- Baugewerkeschule. Er machte
seinen Studiengang in seiner Vaterstadt, absolvierte Gym-
nasium und technische Hochschule und eine praktische
Lehrzeit bei dem nachmaligen Ulmer Münsterbaumeister
Prof. Dr. Beyer. Im Jahre 187g berief ihn Adolf Gnauth,
der geniale Architekt und Innendekorateur zu sich als Ge-
hilfe auf sein Bureau nach Nürnberg. Da gab es reiche
und volle Thätigkeit; denn es galt dem berühmten Meister
bei der Ausschmückung des Palais des Reichsrates Freiherrn
von Cramer-Klett in München werkthätig zur Seite zu stehen.
Die ersten Künstler und kunstgewerblichen Meister jener
Zeit, Makart, Lesker, Fischer, Bichweiler, Schwabe, Stotz,
Riedinger vereinten sich, um unter Gnauth's kundiger und
sicherer Führung ein Meisterwerk der Dekoration in den
Innenräumen des wenigen zugänglichen Palais zu schaffen.
Dank der Schulung an solch seltenen Aufgaben unter einem
solch seltenen Meister entwickelte sich Häberle als ein in
jedem Fache des Kunstgewerbes beschlagener Architekt, dem
eine hervorragend sichere und elegante Darstellung für seine
Entwürfe und Reproduktionen zur Seite stand. Er erweiterte
seine Fachkenntnisse auf einer Studienreise nach Italien und
trat nach seiner Rückkehr an das Kgl. Bayr. Gewerbemuseum
in Nürnberg als Kustos und Nachfolger von C. Schick über.
Hier entfaltete er eine rege Museums- und Bauthätigkeit; er
brachte Hunderte von Illustrationen in prächtiger Feder-
zeichnung in der Bayr. Gewerbezeitung, in der Stuttgarter
Gewerbehalle, der Münchener Zeitschrift für Kunstgewerbe,
der architektonischen Rundschau und vielen anderen tech-
nischen Blättern. Er beteiligte sich an erster Stelle an den
Bauten des Gewerbemuseums, bei der Edelmetallausstellung
1885 und ebenso 188g bei dem fränkischen Anteil an der
Deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München.
Verschiedenartige anregende Aufgaben der Innendekoration
erledigte er in seiner Privatthätigkeit in Nürnberg, Eger u.a.O.
Nach einem Jahrzehnt übersiedelte er nach Karlsruhe, um
als Professor der Grossh. Baugewerkeschule zu wirken; er
gab Baukonstruktions- und auch Formenlehre; in erster Linie
aber war er Fachlehrer für die Ausbildung der Gewerbe-
lehrer und hatte hierfür einen rein kunstgewerblichen Kursus
zu leiten. Mit welchem Erfolge er sein Amt verwaltete,
bezeugen die vielen, dem tüchtigen Lehrer dankbaren Schüler,
die als Lehrer über das ganze badische Land zerstreut sind, nicht
minder die Wertschätzung seiner Fachgenossen. Auch in
Karlsruhe entwickelte er neben seinem Lehrberufe eine um-
fangreiche private Thätigkeit. Vereint mit seinem Freunde
A. Neumeister gab er heraus die «Deutschen Konkurrenzen",
die „Neubauten", das „Bauernhaus", die „Holzarchitektur",
mit seinem Bruder Otto Häberle in Nürnberg zusammen den
„Innenausbau". Er lieferte zeichnerische Beiträge zu dem
Inventarisationswerk der Kunstdenkmäler Badens, für die
Deutsche Bauzeitung, die Badische Gewerbezeitung und
viele andere periodische und einmalige Veröffentlichungen.
Als letzte Schöpfung zeichnete Häberle, bevor für immer
der fleissigen Hand der Stift entfiel, eine Anzahl Aschen-
urnen für die Erzgiesserei-Firma Peters & Beck in Karlsruhe.
In einer Anzahl von Städten: Hamburg, Gotha, Heidelberg,
Basel, Zürich bestehen Crematorien und Aufbewahrungs-
Stätten der Aschenbehälter; die Asche wird gesammelt in
einer Blechkapsel, die man verlötet und mit dem Namen
versieht. Als äussere Hülle dieser schmucklosen Blechbüchse
entwarf nun Häberle die hier veröffentlichten originellen und
schönen Gefässe; er schmückte sie mit den Attributen des
Todes. Auf einzelnen brachte er Inschriften an, und auf
dem Band eines Vasengestelles schrieb er nieder: „media
in vita", nicht ahnend, dass diese Worte für ihn selbst die
letzten sein sollten, die er geschrieben hat. E- B.
Schhissleiste, gezeichnet von H. von der Woode, Berlin.
Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Professor Karl Hoffacker, Architekt in Charlottenburg-Berlin.
Druck von August Pries in Leipzig.