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DIE FRESKOMALEREI
Weinkanne, entworfen von Prof. O. Oeder, ausgeführt von
Silberschmied C. A. Beumers, Düsseldorf.
körnern im Sande. Der Mörtel erhält nicht den Cha-
rakter des Marmors, sondern denjenigen des Sandsteins.
Den Grobputz mache ich aus grobem, scharfem
Sande, Bornholmer Sand oder Berliner Normalsand,
mit einem Zusatz von zerschmetterten Backsteinen und
Kalk; die Mischung ist 1 zu 5. Der Feinputz muss
so fein und fest wie möglisch sein. Ich habe viele
verschiedene Arten von Sand versucht, um den besten
und denjenigen, welcher, was die Grösse der Körnchen
betrifft, am gleichartigsten ist, zu finden. Wir haben
den gewöhnlichen Mauersand, den Ufersand, den
pulverisierten Quarz, den Marmorsand, den Hügel-
sand und den Flugsand. Der Hügelsand ist gewöhn-
lich lehmig und führt fremde Stoffe mit sich; der
Ufersand ist, wenn ausgewaschen und gesichtet, ein
guter, scharfer Sand; jedoch sind die Körnchen des-
selben, selbst wenn sie mit dem Siebe Nr. 50 gesichtet
sind, unter dem Mikroskop gesehen, in hohem Grade
verschiedenartig. Der Flugsand dagegen ist vom
Winde so fein gesichtet, dass alle seine Körnchen an
Grösse ganz gleich sind und dass ein ferneres Sichten
ganz unnötig ist; er ist zugleich scharf und hat eine
schöne, warme Farbe; er enthält viel Salz, selbst wenn
er aus den ziemlich fern vom Ufer gelegenen Sand-
hügeln genommen ist, und muss daher ausgewaschen
werden; er giebt aber eine vorzügliche Oberfläche
und eine gleichartige Masse.
Was nun die Behandlung der Oberfläche betrifft,
so gehört diese zu den hauptsächlichen Punkten der
Technik. Bevor man sich persönlich hiermit be-
schäftigt hat, hat man keine Ahnung davon, mit welcher
technischen Tüchtigkeit die pompejanischen Fresken
ausgeführt sind. Die Oberflächen derselben sind mit
bewunderungswürdiger Delikatesse gemacht. Der Fein-
putz ist dicht und hart, nicht härter jedoch, als dass
man Risse in die Farbe machen kann, wenn man
will; die Oberfläche ist glatt, ganz glatt, entweder
matt oder blank, wie man sie haben wollte; viele
Oberflächen machen den Eindruck, als ob sie eher ge-
färbt als gemalt wären; ich will damit sagen, dass die
Farben so fein geschlemmt worden sind, dass man
keinen Pinselstrich sieht. Die meisten sind zwar ge-
glättet; auch mag das Glätten zum inwendigen Ge-
brauch ausgezeichnet sein; wenn aber von einer äusseren
Mauerfläche die Rede ist, ist das Glätten in unserem
Klima eine sehr missliche Sache. Eine Fläche muss,
wie die Maurer sagen, »in ihrer eigenen Sauce" fertig
geputzt werden, sonst hält sie nicht. Das Glätten
bewirkt, dass sich eine harte Schale auf der Oberfläche
bildet. Die Feuchtigkeit kann hineindringen, wenn
es aber friert oder thaut, kann sie nicht so schnell
wieder herauskommen wie sie soll, und daraus folgt,
dass die Schale abspringt. Das Glätten giebt ja auch
zugleich eine blanke Oberfläche, eine der Schönheiten
der Freskomalerei ist ja aber eben das feine Matt ihrer
Farben. Ich habe auf manche Weise versucht, eine
delikate Oberfläche zu bilden und bin endlich durch
ein ganz einfaches Verfahren dahin gelangt, eine glatte,
feste Oberfläche zu erhalten, welche meiner Meinung
nach sich nicht von der Unterlage wird trennen
können. Dieses geschieht mittels einer Walze. Nach-
dem die Farben auf die Oberfläche gemalt sind, walze
ich das Bild mit einer Walze von Bronze oder Elfen-
bein; die Sandkörnchen werden auf diese Art einge-
drückt, und man vermeidet so, dass sich eine Schale
bildet wie bei dem Glätten, weil hier ein Druck auf
die ganze Masse geübt wird; die Oberfläche wird
glatt, als wäre sie poliert, während sie gleichzeitig ihr
mattes Aussehen bewahrt. Dieses Walzen sehe ich
als einen ganz wesentlichen Teil der Technik an, weil
die ganze Fläche, nachdem sie getrocknet ist, so fest
wird, dass sie nur durch grosse Gewalt beschädigt
werden kann. Sie ist dann zugleich auch so glatt,
dass die Verwitterung nur sehr langsam vor sich gehen
kann. Sind die Wände auf diese Art gemalt, kann
man, wenn man sie reinigen will, dieselben ruhig mit
Wasser und Bürste scheuern oder selbst mit kochen-
dem Wasser und Waschlappen waschen, was man
nicht thun kann, wenn die Sandkörnchen hervorragen
und eine rauhe Oberfläche geben.
Eine andere Sache, welche in der Technik eine
grosse Rolle spielt, ist natürlich die Kenntnis der Farben
DIE FRESKOMALEREI
Weinkanne, entworfen von Prof. O. Oeder, ausgeführt von
Silberschmied C. A. Beumers, Düsseldorf.
körnern im Sande. Der Mörtel erhält nicht den Cha-
rakter des Marmors, sondern denjenigen des Sandsteins.
Den Grobputz mache ich aus grobem, scharfem
Sande, Bornholmer Sand oder Berliner Normalsand,
mit einem Zusatz von zerschmetterten Backsteinen und
Kalk; die Mischung ist 1 zu 5. Der Feinputz muss
so fein und fest wie möglisch sein. Ich habe viele
verschiedene Arten von Sand versucht, um den besten
und denjenigen, welcher, was die Grösse der Körnchen
betrifft, am gleichartigsten ist, zu finden. Wir haben
den gewöhnlichen Mauersand, den Ufersand, den
pulverisierten Quarz, den Marmorsand, den Hügel-
sand und den Flugsand. Der Hügelsand ist gewöhn-
lich lehmig und führt fremde Stoffe mit sich; der
Ufersand ist, wenn ausgewaschen und gesichtet, ein
guter, scharfer Sand; jedoch sind die Körnchen des-
selben, selbst wenn sie mit dem Siebe Nr. 50 gesichtet
sind, unter dem Mikroskop gesehen, in hohem Grade
verschiedenartig. Der Flugsand dagegen ist vom
Winde so fein gesichtet, dass alle seine Körnchen an
Grösse ganz gleich sind und dass ein ferneres Sichten
ganz unnötig ist; er ist zugleich scharf und hat eine
schöne, warme Farbe; er enthält viel Salz, selbst wenn
er aus den ziemlich fern vom Ufer gelegenen Sand-
hügeln genommen ist, und muss daher ausgewaschen
werden; er giebt aber eine vorzügliche Oberfläche
und eine gleichartige Masse.
Was nun die Behandlung der Oberfläche betrifft,
so gehört diese zu den hauptsächlichen Punkten der
Technik. Bevor man sich persönlich hiermit be-
schäftigt hat, hat man keine Ahnung davon, mit welcher
technischen Tüchtigkeit die pompejanischen Fresken
ausgeführt sind. Die Oberflächen derselben sind mit
bewunderungswürdiger Delikatesse gemacht. Der Fein-
putz ist dicht und hart, nicht härter jedoch, als dass
man Risse in die Farbe machen kann, wenn man
will; die Oberfläche ist glatt, ganz glatt, entweder
matt oder blank, wie man sie haben wollte; viele
Oberflächen machen den Eindruck, als ob sie eher ge-
färbt als gemalt wären; ich will damit sagen, dass die
Farben so fein geschlemmt worden sind, dass man
keinen Pinselstrich sieht. Die meisten sind zwar ge-
glättet; auch mag das Glätten zum inwendigen Ge-
brauch ausgezeichnet sein; wenn aber von einer äusseren
Mauerfläche die Rede ist, ist das Glätten in unserem
Klima eine sehr missliche Sache. Eine Fläche muss,
wie die Maurer sagen, »in ihrer eigenen Sauce" fertig
geputzt werden, sonst hält sie nicht. Das Glätten
bewirkt, dass sich eine harte Schale auf der Oberfläche
bildet. Die Feuchtigkeit kann hineindringen, wenn
es aber friert oder thaut, kann sie nicht so schnell
wieder herauskommen wie sie soll, und daraus folgt,
dass die Schale abspringt. Das Glätten giebt ja auch
zugleich eine blanke Oberfläche, eine der Schönheiten
der Freskomalerei ist ja aber eben das feine Matt ihrer
Farben. Ich habe auf manche Weise versucht, eine
delikate Oberfläche zu bilden und bin endlich durch
ein ganz einfaches Verfahren dahin gelangt, eine glatte,
feste Oberfläche zu erhalten, welche meiner Meinung
nach sich nicht von der Unterlage wird trennen
können. Dieses geschieht mittels einer Walze. Nach-
dem die Farben auf die Oberfläche gemalt sind, walze
ich das Bild mit einer Walze von Bronze oder Elfen-
bein; die Sandkörnchen werden auf diese Art einge-
drückt, und man vermeidet so, dass sich eine Schale
bildet wie bei dem Glätten, weil hier ein Druck auf
die ganze Masse geübt wird; die Oberfläche wird
glatt, als wäre sie poliert, während sie gleichzeitig ihr
mattes Aussehen bewahrt. Dieses Walzen sehe ich
als einen ganz wesentlichen Teil der Technik an, weil
die ganze Fläche, nachdem sie getrocknet ist, so fest
wird, dass sie nur durch grosse Gewalt beschädigt
werden kann. Sie ist dann zugleich auch so glatt,
dass die Verwitterung nur sehr langsam vor sich gehen
kann. Sind die Wände auf diese Art gemalt, kann
man, wenn man sie reinigen will, dieselben ruhig mit
Wasser und Bürste scheuern oder selbst mit kochen-
dem Wasser und Waschlappen waschen, was man
nicht thun kann, wenn die Sandkörnchen hervorragen
und eine rauhe Oberfläche geben.
Eine andere Sache, welche in der Technik eine
grosse Rolle spielt, ist natürlich die Kenntnis der Farben