DIE ENTWICKLUNG DER MÖBELFORMEN
165
"™Ä"™""
Entwurf zu einem vlämischen Zimmer von Patriz Huber, München.
reichtum der Sieg verschafft" wurde. Sie ermöglichte
eine rein aus der Konstruktion hervorgegangene Ver-
zierung. Basreliefs vom Dariuspalaste in Persepolis
vergegenwärtigen uns die Dreharbeit schon an einem
persischen Stuhle des 5. Jahrh. v. Chr. Dass auch
die im klassischen Altertum so sehr beliebte Ver-
wendung von Bronzemöbeln ihren Einfluss in dieser
Richtung geltend machte, ist begreiflich.
Leider sind wir für Hellas und Rom bezüglich
des hölzernen Mobiliars auf zeichnerische Darstellungen
von Reliefs und Vasenbildern angewiesen, aus denen
wir das Wichtigste oft nur erraten können. Der Haus-
rat ist ihnen zufolge noch gering; er besteht aus Stühlen
und Tischen, Betten und Truhen, von denen aber
letztere lange nicht jene Rolle spielten wie im Mittel-
alter und auch die Tische infolge ihrer meist schmuck-
losen Ausstattung hier nicht eingehender besprochen
zu werden brauchen. Es kommen hier also eigentlich
nur die Sitz- und Lagermöbel in Betracht. Blümner
hat nach altgriechischen Vasenbildern zahlreiche Formen:
Sessel mit und ohne Lehne, Klappstühle, Pracht- und
Thronsessel sowie Lagerstätten und Sofas zusammen-
gestellt. Ihnen allen ist, wie selbst die oft recht
flüchtigen Zeichnungen der alten Maler erkennen lassen,
eine sehr charakteristische Erscheinung fast ausnahms-
los eigentümlich: dass aus der Not eine Tugend ge-
macht und die Konstruktion, das Befestigungsmittel
dekorativ verwertet wird. Diese Ableitung der Ver-
zierung aus der Konstruktion ist die dritte wichtige
Erkenntnis, die wir aus der Entwicklung der Möbel-
formen schöpfen können. Während wir heute ängst-
lich bemüht sind, den Mechanismus zu verbergen und
durch Kunst und Künsteleien darüber hinwegzu-
täuschen, zeigt der griechische Tischler Falz, Klammer
und Scharnier ganz ungescheut und weiss, wenigstens
in der besten Zeit, gerade daraus Motive für den
Zierat abzuleiten. Dieselbe tüchtige Eigenschaft bildet
bekanntlich auch einen der schönsten Ruhmestitel des
mittelalterlichen Möbels.
Der griechische Lehnsessel, um hier nur die be-
165
"™Ä"™""
Entwurf zu einem vlämischen Zimmer von Patriz Huber, München.
reichtum der Sieg verschafft" wurde. Sie ermöglichte
eine rein aus der Konstruktion hervorgegangene Ver-
zierung. Basreliefs vom Dariuspalaste in Persepolis
vergegenwärtigen uns die Dreharbeit schon an einem
persischen Stuhle des 5. Jahrh. v. Chr. Dass auch
die im klassischen Altertum so sehr beliebte Ver-
wendung von Bronzemöbeln ihren Einfluss in dieser
Richtung geltend machte, ist begreiflich.
Leider sind wir für Hellas und Rom bezüglich
des hölzernen Mobiliars auf zeichnerische Darstellungen
von Reliefs und Vasenbildern angewiesen, aus denen
wir das Wichtigste oft nur erraten können. Der Haus-
rat ist ihnen zufolge noch gering; er besteht aus Stühlen
und Tischen, Betten und Truhen, von denen aber
letztere lange nicht jene Rolle spielten wie im Mittel-
alter und auch die Tische infolge ihrer meist schmuck-
losen Ausstattung hier nicht eingehender besprochen
zu werden brauchen. Es kommen hier also eigentlich
nur die Sitz- und Lagermöbel in Betracht. Blümner
hat nach altgriechischen Vasenbildern zahlreiche Formen:
Sessel mit und ohne Lehne, Klappstühle, Pracht- und
Thronsessel sowie Lagerstätten und Sofas zusammen-
gestellt. Ihnen allen ist, wie selbst die oft recht
flüchtigen Zeichnungen der alten Maler erkennen lassen,
eine sehr charakteristische Erscheinung fast ausnahms-
los eigentümlich: dass aus der Not eine Tugend ge-
macht und die Konstruktion, das Befestigungsmittel
dekorativ verwertet wird. Diese Ableitung der Ver-
zierung aus der Konstruktion ist die dritte wichtige
Erkenntnis, die wir aus der Entwicklung der Möbel-
formen schöpfen können. Während wir heute ängst-
lich bemüht sind, den Mechanismus zu verbergen und
durch Kunst und Künsteleien darüber hinwegzu-
täuschen, zeigt der griechische Tischler Falz, Klammer
und Scharnier ganz ungescheut und weiss, wenigstens
in der besten Zeit, gerade daraus Motive für den
Zierat abzuleiten. Dieselbe tüchtige Eigenschaft bildet
bekanntlich auch einen der schönsten Ruhmestitel des
mittelalterlichen Möbels.
Der griechische Lehnsessel, um hier nur die be-