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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Zimmermann, Ernst: Arbeiten Hermann Haase's
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0213
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ARBEITEN HERMANN HAASE'S

H. Haase, Entwurf für Kachel maierei in Delfttechnik, ausgeführt von A. H. Wessely

de Waterkant" so reich ist, die sich aber auch sonst über
die Stadt verstreuen. Mit der Wiedergabe dieser Volks-
typen, zu denen sich dann auch rein ländliche gesellen,
z. B. die Imker der Lüneburger Heide, die Sprotten-
fischer in Eilerbeck bei Kiel, sowie auch deren mehr oder
weniger freiwilligen Komik, hat Haase viel Glück gehabt,
und es ist vielleicht noch möglich, dass Haase hier
das erfüllt, was einst sein Landsmann Allers versprach,
als er mit seinem Klub Eintracht seine Künstlerlauf-
bahn begann, die dann, höheren oder zu hohen
Regionen zustrebend, traurig Schiffbruch erlitt.

Ein grosser Teil dieser Zeichnungen ist für
die bekanntesten illustrierten Blätter geschaffen wor-
den, so für die Gartenlaube, Universum, zur
guten Stunde, und man kann jenen Blättern
Glück wünschen, dass sie sich diese Kraft zu
erwerben gewusst haben und ihren Lesern nicht
jene schreckliche ästhetische Wochenkost vor-
setzen, die andere und gerade unsere haupt-
sächlichsten illustrierten Blätter noch gerade
für gut genug halten. Andere Zeichnungen
sind als geschlossene Publikationen erschienen,
so namentlich die „Hamburger Gänge« und
„Malerische Ecken und Winkel".

Das Wertvollste jedoch, was Haase bis jetzt
hervorgebracht hat, sind die im Auftrage des
Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe

entstandenen Aquarellaufnahmen eines al-
ten Bauernhauses, die mit den in Hamburg
seit geraumer Zeit vorbereiteten, nunmehr
planmässig betriebenen Aufnahmen der
letzten Resteder Altertümer Hamburgs und
seiner Umgebung zusammenhängen. Es
handelt sich hier um ein vielen Hambur-
gern sowieauch Fremden bekanntes kleines
Bauernhaus in Neuengamme, das seine
alte stattliche Ausstattung aus den guten
alten Zeiten noch am besten bewahrt hat.
Für eine solche Aufgabe war Haase in
Hamburg der gegebene Mann. Nur ein
Zeichner, wie er, der das vollste Verständ-
nis und die Liebe für das einzelne kunst-
gewerbliche Erzeugnis besitzt und zugleich
ein künstlerisches Gefühl für die inhalt-
liche wie malerische Gesamtstimmungeines
mit solchen Gegenständen angefüllten Rau-
mes, konnte hier zu einem in gegenständ-
licher wie künstlerischer Richtung gleich
guten Resultat gelangen, und es ist höchst
erfreulich, wie Haase, der bisher sich nur
als Schwarz-Weiss-Künstler gezeigt hatte,
auch in koloristischer Hinsicht sich als ein
stimmungsvoller Aquarellmaler entpuppt.
Bei der Herren-Wohnstube mit ihrer so-
liden Eichenholztäfelung, dem schönen
alten blauen „Hamburger Fayenceofen", den Intarsia-
möbeln, den wandschrankartigen Betten und den blauen
Kalkwänden ist es der helle Sonnenschein, der, zum
Fenster hereindringend, diesem traulichen Reste alter
solider Kultur einen sonntäglichen Glanz verleiht. Bei
der Diele, die alte Kleiderschränke,Truhen und das male-
rische Hausgerät zieren, findet die Gesamtstimmung ihr
poetisches Element in dem verbliebenen blauen Rauch
des erloschenen Herdfeuers, dessen Intensivität jedem,
der es nicht in der Natur selbst gesehen, immer als
unwahr zu erscheinen pflegt. Hoffen wir, dass Haase
nach diesem Erfolge auf diesem Gebiete noch manchen
neuen dankbaren Auftrag erhalten möge.

ERNST ZIMMERMANN.

Haase, Sperling und Erica, Schlussstück. Aus Universum, Verlag von
Philipp Reclam jun., Leipzig.
 
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