DOI Artikel:
Braun, Edmund Wilhelm: Jean Carriès
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0228
Schlafendes Kind. Thonrelief im Hamburger Museum für Kunst und Qewerbe.
JEAN CARRIES
VON DR. EDMUND WILHELM BRAUN (TROPPAU).
»La vraie richesse, c'est des murs passe
ä la chaux, dans un ton gris, avec quelques
gravures de Dürer, ou des photographies
d'apres Velasquez ou Rembrandt."
Carries.
"\T77EK mit der Kunst und ihrer Entwicklung
\X/ vertraut ist> wer durch sie ergriffen, be-
VY wegt und bezwungen wird, macht öfters
die Erfahrung, dass die blosse Namensnennung eines
Künstlers, dessen Werke man kennt, eine tiefe, starke
und plötzliche, ich möchte sagen leidenschaftliche Be-
wegung in ihm erzwingt, die aus den verschiedensten
zeitlich und quantitativ variierten Einzelemotionen
zusammengesetzt eben, aber eben vereint eine solche
energische Wirkung erzeugt. Nicht immer sind es
die Grossen allein, aber doch meistens. Diese Einzel-
emotionen sind meist erregt durch die Beobachtung
von starken persönlichen, impulsiven und impressio-
nistischen Qualitäten bei dem betreffenden Künstler.
Kunstgewerbeblatt. N. F. X. H. 12.
Oft stehen wir vor einem direkt von Schmerz getragenen
Drang nach Wahrheit und Lebendigkeit im Kunstwerke,
oft ist es das bis zur heiligsten Qual sich steigernde
Verlangen, das herrliche Traumleben der Künstlerseele
in grossen, beseligenden Emanationen zur Welt zu
bringen. Und das Neue, das der Künstler bringen
will, das Neue, das mehr oder weniger verschleiert
noch in ihm ruht und das er im fortwährenden
Martyrium zu erkennen und darzustellen sich quält,
und das zu dieser inneren Qual noch den Schmerz
der Befeindung und des Nichtverstandenwerdens fügt:
dieses Neue wirkt mit bei jenen Emotionen. Unser
Jahrhundert in seiner zweiten Hälfte, das die Kunst
wiedererobert hat, weist einige solcher Künstler auf.
Welche Fülle von Gefühlen erweckt der Name
Marees! Oder aber der des Jean Carries, der gleich
genial als Bildhauer wie als Töpfer in der Vollkraft
seiner Kunst dahinging, wie Rafael, in Jugend und
Schönheit blühend. Vor mir liegt ein Buch: „Jean
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JEAN CARRIES
VON DR. EDMUND WILHELM BRAUN (TROPPAU).
»La vraie richesse, c'est des murs passe
ä la chaux, dans un ton gris, avec quelques
gravures de Dürer, ou des photographies
d'apres Velasquez ou Rembrandt."
Carries.
"\T77EK mit der Kunst und ihrer Entwicklung
\X/ vertraut ist> wer durch sie ergriffen, be-
VY wegt und bezwungen wird, macht öfters
die Erfahrung, dass die blosse Namensnennung eines
Künstlers, dessen Werke man kennt, eine tiefe, starke
und plötzliche, ich möchte sagen leidenschaftliche Be-
wegung in ihm erzwingt, die aus den verschiedensten
zeitlich und quantitativ variierten Einzelemotionen
zusammengesetzt eben, aber eben vereint eine solche
energische Wirkung erzeugt. Nicht immer sind es
die Grossen allein, aber doch meistens. Diese Einzel-
emotionen sind meist erregt durch die Beobachtung
von starken persönlichen, impulsiven und impressio-
nistischen Qualitäten bei dem betreffenden Künstler.
Kunstgewerbeblatt. N. F. X. H. 12.
Oft stehen wir vor einem direkt von Schmerz getragenen
Drang nach Wahrheit und Lebendigkeit im Kunstwerke,
oft ist es das bis zur heiligsten Qual sich steigernde
Verlangen, das herrliche Traumleben der Künstlerseele
in grossen, beseligenden Emanationen zur Welt zu
bringen. Und das Neue, das der Künstler bringen
will, das Neue, das mehr oder weniger verschleiert
noch in ihm ruht und das er im fortwährenden
Martyrium zu erkennen und darzustellen sich quält,
und das zu dieser inneren Qual noch den Schmerz
der Befeindung und des Nichtverstandenwerdens fügt:
dieses Neue wirkt mit bei jenen Emotionen. Unser
Jahrhundert in seiner zweiten Hälfte, das die Kunst
wiedererobert hat, weist einige solcher Künstler auf.
Welche Fülle von Gefühlen erweckt der Name
Marees! Oder aber der des Jean Carries, der gleich
genial als Bildhauer wie als Töpfer in der Vollkraft
seiner Kunst dahinging, wie Rafael, in Jugend und
Schönheit blühend. Vor mir liegt ein Buch: „Jean
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