KLEINE MITTEILUNGEN
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gute Stücke erworben, unter denen eine Vase mit sehr früher
Art der Malerei und seltener Marke erwähnenswert ist. Auf
der Versteigerung Hirth sind eine schön modellierte, grosse
Terrine mit Untersatz, aus der Zeit um 1750, mit Blumen-
malerei, ein unbemalter weiblicher Genius mit einem
Medaillonbilde Augusts III. in Relief und eine Anzahl guter
Figuren aus Nymphenburg und Höchst erstanden worden,
von denen namentlich zwei unbemalte weibliche Figuren
aus erstgenannter Fabrik hervorragenden Kunstwert besitzen;
die Höchster Figur ist eine Arbeit des späterhin fn der
Frankenthaler und Nymphenburger Manufaktur thätig ge-
wesenen Bildhauers O. P. Melchior. Ausserdem sind noch
eine unbemalte Meissener Gruppe der Europa aus einer Folge
der vier Weltteile, sowie zwei frühere und eine spätere
Figur gleicher Herkunft angekauft worden. Die haupt-
sächlichste Erwerbung auf dem Gebiete der Keramik bilden
aber zwei monumentale barocke Meissener Vasen aus der
Zeit um 1735, welche schon auf der vorjährigen Ausstellung
aus Privatbesitz Aufsehen erregt hatten. Sie sind durchaus
im Charakter der plastischen
Dekoration des Dresdener
Zwingers gehalten und ver-
mutlich Arbeiten des besten
Modelleurs der Meissener
Manufaktur, Joh. Joachim
Kandier. Ihr Ankauf erforderte
einen Aufwand von 6000 M.
Unter den erworbenen Möbeln
ragt besonders ein Cylinder-
bureau im Stile Ludwigs XVI.
in einfach zweckmässiger Form
aus poliertem hellen Mahagoni-
holz und mit fein modellierten
und nachciselierten Beschlägen
aus feuervergoldeter Bronze
hervor. Die erst im laufenden
Jahre abgeschlossene, bereits
seit dem Frühlinge des Be-
richtjahres in Aussicht ge-
nommene Erwerbung eines
ganzen Rokoko-Zimmers aus
der Zeit um 1760 mit geschnitz-
ten Vertäfelungen und gut er-
haltenen Wand- und Deckenbildern hat, mit Rücksicht auf
seine Ausstattung, den Ankäufen eine bestimmte Richtung
gegeben und zur Erwerbung eines meisterhaft modellierten
Wandleuchterpaares von vergoldeter Bronze aus der besten
Zeit des französischen Rokoko geführt. Einen besonderen
Wert legt die Direktion auf die Erwerbung von zwei barocken,
holzgeschnitzten Engelsfiguren aus einer Leipziger Kirche,
welche sich durch schwungvolle Haltung, sowie Durch-
bildung und Natürlichkeit der Formen auszeichnen und
weit über dem Durchschnitt der Arbeiten der späten Barock-
kunst stehen. Die Sammlung der Glasarbeiten wurde durch
das Entgegenkommen einiger Freunde des Museums um
zwei charakteristische, spätgotische gemalte Scheiben aus
einer sächsischen Kirche vermehrt. Von modernen Arbeiten
wurde ein schön gearbeiteter Handspiegel von Geyger in
Florenz, einige französische und Münchener keramische
Arbeiten, sowie französische Medaillen und Plaketten er-
worben. Auch durch Geschenke wurden die Sammlungen
in dankenswerter Weise vergrössert. Im Laufe des Berichts-
jahres sind sechs allgemein zugängliche Vorträge gehalten
worden, ausserdem veranstaltete der Direktor des Museums
zwei Vortragsfolgen vor einem geladenen Publikum; auch
wurden wiederholt gut besuchte Führungen durch ver-
schiedene Abteilungen des Museums vorgenommen. Die
Vergrösserung der Bibliothek konnte durch einen Zuschuss
der Königlich Sächsischen Regierung wesentlich gefördert
werden, und die Zahl ihrer Besucher ist von 4425 im Vor-
jahre auf 6426 gestiegen. —ss—
SCHULEN
HAMBURG. Kunstgewerbeschule. Der Bericht über
das Gewerbeschulwesen im Schuljahr i8g8jgg be-
sagt über die Schule folgendes: In den Lehrplan
derselben ist am Anfang des Winterhalbjahres ein wöchent-
lich zwölfstündiger Unterricht im Aktmalen aufgenommen
worden. Zu diesen werden nur solche Kunstgewerbeschüler
zugelassen, welche die nötige Sicherheit in der Anatomie
und im Aktzeichnen schon erworben haben. Die Kunst-
gewerbeschule umfasst ferner seit Beginn des Schuljahres
eine Klasse für Ciselieren. Eine wichtige Erweiterung hat der
Modellierunterricht der Abend- und Sonntagsschule durch die
Ausdehnung auf das Blei-
modellieren für Kunstschmiede
und Kunstschlosser erfahren.
Hiermit ist das Hamburger
Gewerbeschulwesen allen an-
deren gewerblichen und kunst-
gewerblichen Bildungsanstal-
ten vorangegangen. Zu Ostern
fand eine lebhaft besuchte Aus-
stellung der Schülerarbeiten
statt. -u-
WETTBEWERBE
B
Goethe-Medaille, entworfen von Huqo Kaufmann-München
ADEN. Zur Erlangung
von Entwürfen zu einem
Reklamcplakatder Kar-
stadt Baden bei Wien wird von
Seiten der Kurkommission
dieser Stadt ein allgemeiner
Wettbewerb ausgeschrieben,
zu welchem die Maler und
Architekten Österreich - Un-
garns und Deutschlands ein-
geladen werden. Die Ausstattung und Grösse des Entwurfs
bleibt den Künstlern überlassen; es wird nur verlangt, dass
die Heilkraft der Schwefelthermen Badens in allegorischer
Weise dargestellt und das Plakat durch einige Ansichten von
Kurobjekten sowie Landschaftsbilder des Helenenthaies aus-
gestattet werde. Für den besten Entwurf wird ein Preis von
1000 Kronen ausgesetzt. Ausserdem behält sich die Kur-
kommission vor, zwei weitere als zunächst beste bezeichnete
Entwürfe zu Preisen von je 200 Kronen anzukaufen. Mit
der Erteilung der Preise gehen die Entwürfe in das volle und
unumschränkte Eigentum der Kurkommission über und
diese erwirbt dadurch zugleich das Recht der Reproduktion
und Verwendung für Reklamezwecke. Bezüglich der Grösse
wird verlangt, dass die Aufschrift „Curstadt Baden bei Wien"
und das Wort „Schwefel-Thermen" auf den an den Perrons
der Bahnhöfe anzubringenden Plakaten noch von den Coupe-
Fenstern der Bahnzüge deutlich lesbar seien. Die mit
Kennwort und Couvert in der üblichen Weise versehenen
Entwürfe sind bis zum 30. November d. J. an die Kur-
kommission von Baden bei Wien einzusenden. Das Preis-
gericht haben folgende Herren übernommen: Der Vorsitzende
der Kurkommission, ein Vertreter der Künstler-Genossenschaft
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gute Stücke erworben, unter denen eine Vase mit sehr früher
Art der Malerei und seltener Marke erwähnenswert ist. Auf
der Versteigerung Hirth sind eine schön modellierte, grosse
Terrine mit Untersatz, aus der Zeit um 1750, mit Blumen-
malerei, ein unbemalter weiblicher Genius mit einem
Medaillonbilde Augusts III. in Relief und eine Anzahl guter
Figuren aus Nymphenburg und Höchst erstanden worden,
von denen namentlich zwei unbemalte weibliche Figuren
aus erstgenannter Fabrik hervorragenden Kunstwert besitzen;
die Höchster Figur ist eine Arbeit des späterhin fn der
Frankenthaler und Nymphenburger Manufaktur thätig ge-
wesenen Bildhauers O. P. Melchior. Ausserdem sind noch
eine unbemalte Meissener Gruppe der Europa aus einer Folge
der vier Weltteile, sowie zwei frühere und eine spätere
Figur gleicher Herkunft angekauft worden. Die haupt-
sächlichste Erwerbung auf dem Gebiete der Keramik bilden
aber zwei monumentale barocke Meissener Vasen aus der
Zeit um 1735, welche schon auf der vorjährigen Ausstellung
aus Privatbesitz Aufsehen erregt hatten. Sie sind durchaus
im Charakter der plastischen
Dekoration des Dresdener
Zwingers gehalten und ver-
mutlich Arbeiten des besten
Modelleurs der Meissener
Manufaktur, Joh. Joachim
Kandier. Ihr Ankauf erforderte
einen Aufwand von 6000 M.
Unter den erworbenen Möbeln
ragt besonders ein Cylinder-
bureau im Stile Ludwigs XVI.
in einfach zweckmässiger Form
aus poliertem hellen Mahagoni-
holz und mit fein modellierten
und nachciselierten Beschlägen
aus feuervergoldeter Bronze
hervor. Die erst im laufenden
Jahre abgeschlossene, bereits
seit dem Frühlinge des Be-
richtjahres in Aussicht ge-
nommene Erwerbung eines
ganzen Rokoko-Zimmers aus
der Zeit um 1760 mit geschnitz-
ten Vertäfelungen und gut er-
haltenen Wand- und Deckenbildern hat, mit Rücksicht auf
seine Ausstattung, den Ankäufen eine bestimmte Richtung
gegeben und zur Erwerbung eines meisterhaft modellierten
Wandleuchterpaares von vergoldeter Bronze aus der besten
Zeit des französischen Rokoko geführt. Einen besonderen
Wert legt die Direktion auf die Erwerbung von zwei barocken,
holzgeschnitzten Engelsfiguren aus einer Leipziger Kirche,
welche sich durch schwungvolle Haltung, sowie Durch-
bildung und Natürlichkeit der Formen auszeichnen und
weit über dem Durchschnitt der Arbeiten der späten Barock-
kunst stehen. Die Sammlung der Glasarbeiten wurde durch
das Entgegenkommen einiger Freunde des Museums um
zwei charakteristische, spätgotische gemalte Scheiben aus
einer sächsischen Kirche vermehrt. Von modernen Arbeiten
wurde ein schön gearbeiteter Handspiegel von Geyger in
Florenz, einige französische und Münchener keramische
Arbeiten, sowie französische Medaillen und Plaketten er-
worben. Auch durch Geschenke wurden die Sammlungen
in dankenswerter Weise vergrössert. Im Laufe des Berichts-
jahres sind sechs allgemein zugängliche Vorträge gehalten
worden, ausserdem veranstaltete der Direktor des Museums
zwei Vortragsfolgen vor einem geladenen Publikum; auch
wurden wiederholt gut besuchte Führungen durch ver-
schiedene Abteilungen des Museums vorgenommen. Die
Vergrösserung der Bibliothek konnte durch einen Zuschuss
der Königlich Sächsischen Regierung wesentlich gefördert
werden, und die Zahl ihrer Besucher ist von 4425 im Vor-
jahre auf 6426 gestiegen. —ss—
SCHULEN
HAMBURG. Kunstgewerbeschule. Der Bericht über
das Gewerbeschulwesen im Schuljahr i8g8jgg be-
sagt über die Schule folgendes: In den Lehrplan
derselben ist am Anfang des Winterhalbjahres ein wöchent-
lich zwölfstündiger Unterricht im Aktmalen aufgenommen
worden. Zu diesen werden nur solche Kunstgewerbeschüler
zugelassen, welche die nötige Sicherheit in der Anatomie
und im Aktzeichnen schon erworben haben. Die Kunst-
gewerbeschule umfasst ferner seit Beginn des Schuljahres
eine Klasse für Ciselieren. Eine wichtige Erweiterung hat der
Modellierunterricht der Abend- und Sonntagsschule durch die
Ausdehnung auf das Blei-
modellieren für Kunstschmiede
und Kunstschlosser erfahren.
Hiermit ist das Hamburger
Gewerbeschulwesen allen an-
deren gewerblichen und kunst-
gewerblichen Bildungsanstal-
ten vorangegangen. Zu Ostern
fand eine lebhaft besuchte Aus-
stellung der Schülerarbeiten
statt. -u-
WETTBEWERBE
B
Goethe-Medaille, entworfen von Huqo Kaufmann-München
ADEN. Zur Erlangung
von Entwürfen zu einem
Reklamcplakatder Kar-
stadt Baden bei Wien wird von
Seiten der Kurkommission
dieser Stadt ein allgemeiner
Wettbewerb ausgeschrieben,
zu welchem die Maler und
Architekten Österreich - Un-
garns und Deutschlands ein-
geladen werden. Die Ausstattung und Grösse des Entwurfs
bleibt den Künstlern überlassen; es wird nur verlangt, dass
die Heilkraft der Schwefelthermen Badens in allegorischer
Weise dargestellt und das Plakat durch einige Ansichten von
Kurobjekten sowie Landschaftsbilder des Helenenthaies aus-
gestattet werde. Für den besten Entwurf wird ein Preis von
1000 Kronen ausgesetzt. Ausserdem behält sich die Kur-
kommission vor, zwei weitere als zunächst beste bezeichnete
Entwürfe zu Preisen von je 200 Kronen anzukaufen. Mit
der Erteilung der Preise gehen die Entwürfe in das volle und
unumschränkte Eigentum der Kurkommission über und
diese erwirbt dadurch zugleich das Recht der Reproduktion
und Verwendung für Reklamezwecke. Bezüglich der Grösse
wird verlangt, dass die Aufschrift „Curstadt Baden bei Wien"
und das Wort „Schwefel-Thermen" auf den an den Perrons
der Bahnhöfe anzubringenden Plakaten noch von den Coupe-
Fenstern der Bahnzüge deutlich lesbar seien. Die mit
Kennwort und Couvert in der üblichen Weise versehenen
Entwürfe sind bis zum 30. November d. J. an die Kur-
kommission von Baden bei Wien einzusenden. Das Preis-
gericht haben folgende Herren übernommen: Der Vorsitzende
der Kurkommission, ein Vertreter der Künstler-Genossenschaft
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