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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Plehn, Anna L.: Erste internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0011

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ERSTE INTERNATIONALE AUSSTELLUNO FÜR MODERNE DEKORATIVE KUNST IN TURIN 3

Scherben als solcher wirken kann und wo die Malerei
an einer Stelle steht, welche der Form gemäss nach
einem Schmuck verlangt. Die andere Fabrik hat sich
hauptsächlich mit der Technik der geflammten und
Überlaufglasuren befasst, bringt aber auch eine tech-
nische Neuheit heraus, indem sie Lavamasse als Scherben-
material verarbeitet. Dieses zeichnet sich gebrannt
durch eine schwärzliche Farbe und durch einen sehr
hellen Klang aus.

So vereinzelte Bestrebungen reichen natürlich
nicht aus, die nationale Sache wesentlich zu bessern.
Hätte man sie in einer anderen Form ermutigt, als in
der einer internationalen Ausstellung, und hätte man
ihnen namentlich Zeit gelassen, sich auszubilden und
Nachfolge zu werben, so hätte wohl auch der Tag
kommen können, wo vor aller Welt Ehre einzulegen
war. Nun aber wird es später schwer halten, den
diesmal gemachten Eindruck auszulöschen, wo Italien
die Palme technischer und künstlerischer Erfolge den
geladenen Gästen lassen musste.

Von den Hauptpunkten, welche das Ausstellungs-
programm zur Berücksichtigung aufstellte, haben nicht
alle eine eingehende Berücksichtigung erfahren. Ent-
würfe für eine künstlerische Gestaltung der modernen
Strassenanlage, ihren Schmuck, ihre Beleuchtung sind
gar nicht eingeschickt worden. Am nächsten hätte es
natürlich gelegen, dass auf dem Ausstellungsterrain
selbst davon etwas gezeigt wurde. Aber sowohl die
Verteilung der Gebäude wie die Lichtanlagen und
Trägermasten zeigen das ganz gewöhnliche Aus-
stellungsschema. Die Gebäude selbst, von dem Archi-
tekten d'Aronco aufgeführt, weisen starke Anleihen
bei Olbrich's Ideen auf. Viel flache Wände, die der
Italiener aus eigener Phantasie durch unmotivierte
Schnörkellinien und am Hauptgebäude durch sehr





KARLSRUHER JUBILÄUM-KUNSTAUSSTELLUNO 1902
MÖBEL AUS DEM ARBEITSZIMMER VON ARCHITEKT HERMANN B1LLINO, KARLSRUHE

ration, was für italienische Verhältnisse
immerhin auffällt.

Das andere Gebiet, in dem gesündere
Anfänge zu beobachten sind, ist dasjenige,
welches auch in anderen Ländern an1 der
Spitze der Bewegung gestanden hat: die
Keramik. Hier sind es zwei Florentiner
Firmen, welche sich mit ihren Erzeug-
nissen von den mit
überladenen und in
schieden und trübe
Schnittmajoliken unterscheiden. Es sind:
l'Arte della Ceramica und die Societä
artistica Ceramica. Die erste Fabrik ge-
staltet die Majolikamalerei zu breitflecki-
gem Dekor um, welcher mehr durch
Leuchtkraft der Farbe als durch den
Ehrgeiz realistischer Wirkung zum Ziel
kommt. Auch stellt sie Trinktassen von
Steingut aus in einer hellbräunlichen
Farbe mit stilisiertem Blumenrand in Hell-
blau, bei denen also doch einmal der

kleinlicher Malerei
der Farbe unent-
wirkenden Durch-
 
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