22
KLEINE MITTEILUNGEN
THEESERVICE AUS DEM BÜRGERLICHEN SPEISEZIMMER (S. 21) VON HERM. FRILINO, BERLIN,
AUSQEFÜRT VON KOCH & BEROFELD, BREMEN
Andererseits muss gesagt werden, dass unsere
dekorative Kunst, wenn auch vielleicht ein Stillstand
in ihr eingetreten ist, doch auch in diesem Jahre
nicht minder als sonst ihren Anteil an kunstreichen,
feinen und anziehenden Arbeiten geliefert hat. Auch
bei den namhaftesten Künstlern lässt sich weder in
Bezug auf die von ihnen gemachten neuen Versuche,
noch in Bezug auf ihre Arbeit ein Stillstehen ver-
zeichnen.
Will man den Gesamteindruck der in den Salons
ausgestellten kunst-
gewerblichen Ar-
beiten in Kürze zu-
sammenfassen, so
hat man zunächst
von den vorhan-
denen Kindlich-
keiten und von
dem abgedrosche-
nen Zeug abzu-
sehen, ferner von
den lediglich kost-
baren Juwelier-
arbeiten , welche
die Jury nur allzu
oft zulässt, und
muss endlich be-
merken, dass man-
che Lederarbeiten
nur einen Ersatz
für die Versuche
zarter Hände in
der früher von
ihnen betriebenen
Porzellanmalerei
darstellen. Dies
vorausgeschickt ist
bei den Arbei-
SPEISETISCH AUS DEM BÜRGERLICHEN SPEISEZIMMER
VON HERM. FRILING, BERLIN (S. 21)
ten das Beharren in einem Streben nach grösserer
Einfachheit zu bemerken; man fährt fort, sich von
den Knalleffekten sowie von der stilisierten Schön-
schreibekunst fern zu halten, die vor einigen Jahren
so sehr in der Mode waren, aber auch jetzt noch
vertreten sind und ihre Verteidiger finden.
Man kehrt energisch und mit Sorgfalt in der Aus-
führung der Arbeiten zur Überlieferung zurück. Der
Weg ist kein übler, man bildet sich nicht wenig
darauf ein, ihn einzuschlagen und führt häufig das
Wort Überliefe-
rung im Munde.
Ein schreckliches
Wort von einer
unwahren Klarheit.
Es will ohne Zwei-
fel die Vorstellung
von der Reihe der
seitens der Vor-
fahren gegebenen
guten Beispiele so-
wie von dem gu-
ten Gebrauch er-
wecken , der von
ihnen gemacht
worden ist, allein
man verständigt
sich nicht über den
Begriff des guten
Gebrauchs. Jeden-
falls will es nun
aber scheinen, als
ob man auf diesem
Wege der Überlie-
ferung ein wenig
eilig ginge. Der
Stil Ludwig's XV.
ist bewunderns-
KLEINE MITTEILUNGEN
THEESERVICE AUS DEM BÜRGERLICHEN SPEISEZIMMER (S. 21) VON HERM. FRILINO, BERLIN,
AUSQEFÜRT VON KOCH & BEROFELD, BREMEN
Andererseits muss gesagt werden, dass unsere
dekorative Kunst, wenn auch vielleicht ein Stillstand
in ihr eingetreten ist, doch auch in diesem Jahre
nicht minder als sonst ihren Anteil an kunstreichen,
feinen und anziehenden Arbeiten geliefert hat. Auch
bei den namhaftesten Künstlern lässt sich weder in
Bezug auf die von ihnen gemachten neuen Versuche,
noch in Bezug auf ihre Arbeit ein Stillstehen ver-
zeichnen.
Will man den Gesamteindruck der in den Salons
ausgestellten kunst-
gewerblichen Ar-
beiten in Kürze zu-
sammenfassen, so
hat man zunächst
von den vorhan-
denen Kindlich-
keiten und von
dem abgedrosche-
nen Zeug abzu-
sehen, ferner von
den lediglich kost-
baren Juwelier-
arbeiten , welche
die Jury nur allzu
oft zulässt, und
muss endlich be-
merken, dass man-
che Lederarbeiten
nur einen Ersatz
für die Versuche
zarter Hände in
der früher von
ihnen betriebenen
Porzellanmalerei
darstellen. Dies
vorausgeschickt ist
bei den Arbei-
SPEISETISCH AUS DEM BÜRGERLICHEN SPEISEZIMMER
VON HERM. FRILING, BERLIN (S. 21)
ten das Beharren in einem Streben nach grösserer
Einfachheit zu bemerken; man fährt fort, sich von
den Knalleffekten sowie von der stilisierten Schön-
schreibekunst fern zu halten, die vor einigen Jahren
so sehr in der Mode waren, aber auch jetzt noch
vertreten sind und ihre Verteidiger finden.
Man kehrt energisch und mit Sorgfalt in der Aus-
führung der Arbeiten zur Überlieferung zurück. Der
Weg ist kein übler, man bildet sich nicht wenig
darauf ein, ihn einzuschlagen und führt häufig das
Wort Überliefe-
rung im Munde.
Ein schreckliches
Wort von einer
unwahren Klarheit.
Es will ohne Zwei-
fel die Vorstellung
von der Reihe der
seitens der Vor-
fahren gegebenen
guten Beispiele so-
wie von dem gu-
ten Gebrauch er-
wecken , der von
ihnen gemacht
worden ist, allein
man verständigt
sich nicht über den
Begriff des guten
Gebrauchs. Jeden-
falls will es nun
aber scheinen, als
ob man auf diesem
Wege der Überlie-
ferung ein wenig
eilig ginge. Der
Stil Ludwig's XV.
ist bewunderns-