68 DIE JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG DES VEREINS FÜR DEUTSCHES KUNSTGEWERBE
KAMINWAND, ENTWURF VON PROFESSOR A. GRENANDER, AUSFÜHRUNG: TISCHLERARBEITEN VCN
KARL MÜLLER, MARMORKAMIN VON DER AKTIENGESELLSCHAFT FÜR MARMORINDUSTRIE »KIEFER ,
BRONZEN VON OSKAR FRITZ, FLIESEN VON N. ROSENFELD & CO., BERLIN
sollen es offenbar zum Kulminationspunkt für die
Koloristik des Treppenhauses machen. Schade nur,
dass dieses den rechten Abstand versagt! Der erste
Hauptsaal (»Uhrsaal«) kommt um so besser zur
Wirkung. Sein feines, auf Weiss und metallisches
Grau gestimmtes, aber stellenweis durch Gold und
satte Töne kontrastiertes Farbenensemble fliesst in Max
Koch's Pfauenfedermosaik der Rückwand (Puhl &
Wagner) harmonisch zusammen, und die modern
gehaltenen weissen Vitrinen der hier vereinten Gold-
schmiedearbeiten geben kräftige Noten. Über den
der Wand vorgesetzten Pfeilern sind gute Plaketten
von W. Schmarje eingelassen. —
Völlig anders der zweite Hauptsaal. Vom ersten
ist er durch zahlreiche kleine, mit zierlichen Dingen
angefüllte Kojen getrennt und soll nach deren in-
timerem Reiz wieder Raumgrösse bringen. Daher
hier jenseits der kühnen Bogenlinien einer hölzernen
Einstellung nur grosse Wandflächen mit monumentalen
Brunnen und Bänken aus Mosaik und Stein (Bildhauer
Hauschild und W. Sclunarje).
Der obere Teil der Eingangs- und der Rückwand
wird grosszügig durch Malerei allein gefüllt: westlich
zwischen weissen Vertikalstegen eine sehr ^flott hin-
geworfene Wandlandschaft (Märkischer Künstlerbund);
östlich ein Fries von Waldunholden.
»Sie kommen sämtlich riesenhaft,
Natürlich nackt, in alter Kraft,
Den Ficlitenstamm in rechter Hand
Und um den Leib ein wulstig Band.
(Goethe, »Faust« II.)
Die innere Beziehung dieses Themas zur Aus-
stellung bleibt freilich verborgen, und die Übertreibung
der Bewegungen und Formen wird oft nicht nur
grotesk, sondern karikiert, aber das Ganze zeigt doch,
wie sicher sein Schöpfer, Richard Ouhr, Zeichnung
und Farben handhabt.
Aus der übrigen, mit der Raumgestaltung fest
verbundenen Dekoration sei nur noch die Stuckplastik
hervorgehoben, mit der Bildhauer Schirmer, der
Meister des Portals, die tonnengewölbte Koje nächst
dem Eingangssaal übersponnen hat: nordisches Flach-
ornament, mit Rosenzweigen geschickt verbunden,
durch Reliefs sinnreich belebt und unter Teilnahme
von Bildhauer Markcrt tadellos ausgeführt.
KAMINWAND, ENTWURF VON PROFESSOR A. GRENANDER, AUSFÜHRUNG: TISCHLERARBEITEN VCN
KARL MÜLLER, MARMORKAMIN VON DER AKTIENGESELLSCHAFT FÜR MARMORINDUSTRIE »KIEFER ,
BRONZEN VON OSKAR FRITZ, FLIESEN VON N. ROSENFELD & CO., BERLIN
sollen es offenbar zum Kulminationspunkt für die
Koloristik des Treppenhauses machen. Schade nur,
dass dieses den rechten Abstand versagt! Der erste
Hauptsaal (»Uhrsaal«) kommt um so besser zur
Wirkung. Sein feines, auf Weiss und metallisches
Grau gestimmtes, aber stellenweis durch Gold und
satte Töne kontrastiertes Farbenensemble fliesst in Max
Koch's Pfauenfedermosaik der Rückwand (Puhl &
Wagner) harmonisch zusammen, und die modern
gehaltenen weissen Vitrinen der hier vereinten Gold-
schmiedearbeiten geben kräftige Noten. Über den
der Wand vorgesetzten Pfeilern sind gute Plaketten
von W. Schmarje eingelassen. —
Völlig anders der zweite Hauptsaal. Vom ersten
ist er durch zahlreiche kleine, mit zierlichen Dingen
angefüllte Kojen getrennt und soll nach deren in-
timerem Reiz wieder Raumgrösse bringen. Daher
hier jenseits der kühnen Bogenlinien einer hölzernen
Einstellung nur grosse Wandflächen mit monumentalen
Brunnen und Bänken aus Mosaik und Stein (Bildhauer
Hauschild und W. Sclunarje).
Der obere Teil der Eingangs- und der Rückwand
wird grosszügig durch Malerei allein gefüllt: westlich
zwischen weissen Vertikalstegen eine sehr ^flott hin-
geworfene Wandlandschaft (Märkischer Künstlerbund);
östlich ein Fries von Waldunholden.
»Sie kommen sämtlich riesenhaft,
Natürlich nackt, in alter Kraft,
Den Ficlitenstamm in rechter Hand
Und um den Leib ein wulstig Band.
(Goethe, »Faust« II.)
Die innere Beziehung dieses Themas zur Aus-
stellung bleibt freilich verborgen, und die Übertreibung
der Bewegungen und Formen wird oft nicht nur
grotesk, sondern karikiert, aber das Ganze zeigt doch,
wie sicher sein Schöpfer, Richard Ouhr, Zeichnung
und Farben handhabt.
Aus der übrigen, mit der Raumgestaltung fest
verbundenen Dekoration sei nur noch die Stuckplastik
hervorgehoben, mit der Bildhauer Schirmer, der
Meister des Portals, die tonnengewölbte Koje nächst
dem Eingangssaal übersponnen hat: nordisches Flach-
ornament, mit Rosenzweigen geschickt verbunden,
durch Reliefs sinnreich belebt und unter Teilnahme
von Bildhauer Markcrt tadellos ausgeführt.