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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Rücklin, Rudolf: Moderne Kunstemaillierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0114

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ES ist eine in der Geschichte des Kunstgewerbes
verschiedenfach beobachtete Erscheinung, dass
in Zeiten künstlerischen Niederganges die schwie-
rigen, zu einfachen und grossen Wirkungen zwingen-
den Techniken vernachlässigt werden und an ihre
Stelle solche treten, welche eine reichere, natura-
listischere und kleinlichere Arbeitsweise begünstigen.
So ist auch in der Kunst des Emails, man kann sagen
jahrhundertelang, die weissgrundige, zierlich detail-
lierende Emailmalerei bevorzugt worden, zu Ungunsten
der spröderen, zu dekorativer Arbeitsweise zwingen-
den Emaillierung. Der technische Unterschied zwischen
beiden kann am besten damit klar gemacht werden,
dass man sagt, der Emailmaler reibt seine Farben mit
Öl an und malt mit dem Pinsel, der Emailleur hin-
gegen mischt sein Farbpulver mit Wasser und trägt
es mit einem Metallstift auf. Es leuchtet ein, dass
die eine Arbeitsweise zur realistischen, die andere
zur dekorativen Wirkung drängt, und es liegt in der
Kunstentwickelung der letzten Jahrzehnte begründet,
dass die künstlerische Emaillierung mehr und mehr
in den Vordergrund des Interesses tritt. Namentlich,
da sie in der Glut der Farbenwirkung die Email-
malerei weit übertrifft und eine viel reichere und
mannigfaltigere künstlerische Mitwirkung des Edel-
metalles gestattet, als jene. Wir haben bereits nam-
hafte Vertreter der künstlerischen Emaillierung auf
Edelmetall, es seien nur in England Alexander Fisher,
in Frankreich E. Feuillätre genannt; ein kurzer Über-
blick über die verschiedenen technischen Abarten wird
daher wohl am Platze sein.

Das Email ist eine Mischung von Glasmasse und
Metalloxyden, welche die Eigenschaft hat, fest auf der
Oberfläche des Metalls zu haften, auf welche es auf-
geschmolzen ist. In Bezug auf seine Lichtdurchlässig-
keit lassen sich dreierlei Emailfarben unterscheiden:
Ganzdurchsichtige, halbdurchsichtige oder durch-

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scheinende (opalisierende Emaille) und endlich opake
oder undurchsichtige. Bei durchsichtigem Emailauf-
trag 'ässt sich das darunter befindliche Metall so
genau erkennen, dass eine fein ausgeführte Gravierung
oder Ciselierung desselben möglich und von ausser-
ordentlich günstiger Wirkung ist. Bei halbdurch-
sichtigem Email wirkt die Farbe des Unterlagsmetalles
noch mit, während die feinere Modellierung ver-
schwindet. Opakes Email lässt den Metallgrund als
solchen verschwinden.

Zum Emaillieren werden sowohl farblose Glas-
flüsse, als auch solche, denen Metalloxyde beigemengt
sind, verwendet. Der Glasfluss besteht aus Kiesel-
erde, das heisst aus gepulvertem Kiesel oder Silber-
sand, Mennige, ein rotes Bleioxyd, Nitrat oder kohlen-
saurer Natron, oder Pottasche, was alles zusammen
so lange in einem Schmelztiegel geschmolzen wird,
bis keine Schmelzblasen mehr aufsteigen. Diesem
Glasfluss wird nun das färbende Metalloxyd je nach
Bedarf zugesetzt. Bis zu einem gewissen Punkte
höchster erreichbarer Sättigung steigt die Tiefe und
Fülle eines Tones mit der Grösse des Oxydzusatzes.
Jeder durchsichtige Emailsatz kann zu einem opaken
gemacht werden durch einfachen Zusatz von Zinn-
oxyd, einer Mischung von calciniertem Zinn und Blei,
oder auch durch Beimischung von weissem Arsenik,
bezw. arseniger Säure. Ein Zusatz von Gold und
Zinn zu farblosem Fluss giebt den sogenannten
Cassius'schen Purpur, ein wundervolles Purpurrot,
durch Beimischung von Kupferoxyd kann Grün, Blau
und Rot erzeugt werden, durch Kobaltoxyd Blau,
durch Eisen Braun und Orange. Ein Zusatz von
Mangan giebt Purpur, von Silber und Gold Orange-
Rot, von Zinnsäure oder Zinnoxyd ein opakes Weiss.

Aus diesen Tönen kann man durch Mischen im
Schmelztiegel wieder neue erhalten. Die Schönheit
der Farbe wird bedingt durch gleichmässiges Schmel-

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