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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Kurzwelly, Albrecht: "Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung": Ausstellung im Leipziger Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0145

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DIE PFLANZE IN IHRER DEKORATIVEN VERWERTUNO«

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der Künstlerarbeiten in der Leipziger Ausstellung zu-
sammengefasst ist, im einzelnen eingehender zu
charakterisieren. Es muss genügen, das Wesentlichste
kurz hervorzuheben. Der stattliche Saal, in dem der
Naturalismus und mit ihm die spezifisch malerische
Wiedergabe der Pflanze ihre Triumphe feiern, zeigt
alle Abstufungen dieser Gattungen vom abgerundeten
Blumenstück, von dem Wandbild in Öl bis zur
naturalistischen Aquarellstudie, an die die dekorative
Verwertung unmittelbar anknüpfen kann. Vollständig-
keit auf diesem weiten Gebiet anzubahnen, konnte
nicht Zweck der Ausstellung sein, am wenigsten,
eine grössere Reihe von modernen Blumenstücken
vorzuführen. Eine kleine Auswahl hervorragender
Beispiele musste genügen. Das Eigenartigste haben
der Schotte Stuart-Park, Marie Henriette Steinhausen,
die Tochter des Frankfurter Meisters, Olga Weiss,
Käthe Roman-Foersterling, Anna Benkendorff, A.
Schmidt-Michelsen und Annie Seiffert zu dieser Gruppe
beigesteuert. Unter den studienhaften Blumenmalereien
in Aquarell und Gouache zeigen besondere Vorzüge
die in der Farbe ungemein kräftigen Arbeiten von
Cesar Klein, sowie einzelne Arbeiten von Hugo Ludwig
in Breslau, Bertha Meissner und Ella Hagen in Leipzig
und der Firma Hanke & Wilcke in Berlin.

Naturalismus und Stilisierung sind durch schwer
zu kategorisierende feine Übergänge miteinander ver-
bunden. So hätte manches Blatt, das den natura-
listischen Arbeiten angereiht ist, schliesslich auch
unter den Stilisierübungen Platz finden können und
umgedreht. Auf dem angedeuteten Grenzgebiet be-
wegen sich einzelne vortreffliche Blätter von Karl
Theodor Meyer-Basel, Rose und Lucy du Bois-Rey-
mond, Lina Krause-Grunewald und andere.

Unter den Stilisierübungen nehmen, was Schärfe
der Beobachtung, Betonung des Wesentlichen und
Klarheit und Reiz der Darstellung anlangt, die durch
und durch gesunden, leicht gegetönten Federzeich-
nungen von H. E. von Berlepsch-Valendas die erste
Stelle ein. Sie sind frei von jedem Anklang an
doktrinäre Richtungen, der unmittelbare Ausdruck
eines stark persönlichen Temperaments.
ihnen zunächst ihren Wert. Aber ihre
höhere Bedeutung beruht darin, dass sie
in vollendeter Weise jenes Prinzip eines
eindringlichen analytischen Pflanzenstu-
diums verkörpern, das jederzeit das wirk-
samste Regenerationsmittel für das orna-
mentale Empfinden bilden wird.

In einer ähnlichen Richtung be-
wegen sich die Studien von Margarethe
Schrödter in Maria Eich-Planegg, Lina
Krause in Grunewald, Josefa Licht in
Leipzig und Molly Denzinger und Laura
Härlin-Höflich in München. Allenthalben
äussert sich in den Arbeiten dieser Künst-
lerinnen ein vorurteilsloser Blick, ein
respektvolles Eingehen selbst auf die klein-
sten Details der Pflanzenform und doch
eine grosszügige Art der Darstellung.
Dieselben Vorzüge verbunden mit einer

Das giebt

seltenen Delikatesse des Vortrags, mit einer Grazie
der Auffassung, die an japanische Farbenholzschnitte
erinnert, beweist in einer grossen Serie von leicht
aquarellierten Federzeichnungen eine Holländerin, die
für Deutschland bisher wohl eine neue Erscheinung
ist: Frau Beatrice Sluytermann im Haag. Die Ver-
wandtschaft mit der konsequenten Flächenhaftigkeit
und leichten Anmut japanischer Formenauffassung
haben die trefflichen Arbeiten dieser Dame mit den
Pfanzenstudien der Künstler G. Belwe, F. H. Ehmcke
und F. Kleukens gemein, die sich in der Steglitzer
Werkstatt zu gemeinsamer Arbeit vereinigt haben. Sie
haben mit ihren fein empfundenen Studien in Leipzig
die Anerkennung aller Fachleute gefunden.

Tüchtige Studien haben ferner Otto Ubbelohde,
C. Schlotke in Barmen, Josef Lichtenberg in Hüls
bei Krefeld, Max Bienert in Chemnitz, Lina Burger
in Leipzig und Käthe Roman-Foersterling in Karls-
ruhe geschickt. Die letztgenannte Dame hat sich
auch mit zahlreichen Entwürfen für kunstgewerbliche
Techniken aller Art, vornehmlich Buchschmuck, Ge-
schmeide und gemusterte Stoffe, beteiligt. Die reich
veranlagte, vielseitige Künstlerin stützt sich auf ein
ungemein gewissenhaftes Pfanzenstudium und be-

STUDIE NACH
MOTIVEN DER
KASTANIE IN FEDER-
ZEICHNUNO VON
JOSEFA LICHT
IN LEIPZIG
 
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