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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0215

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204

KLEINE MITTEILUNGEN

läge ausgeführt und zeigt fallende, einzeln oder ge-
häuft liegende Lindenblätter, unter denen zwei Masken,
Scherz und Schimpf darstellend, hervorlugen. Die
fünf senkrechten Linien spielen auf die fünf Unter-
brechungen des Stückes »Schluck und San«, ein Spiel
zu Scherz und Ernst in fünf Unterbrechungen, von
Gerhart Hauptmann an, das den Inhalt des Buches bildet.
Der Rücken zeigt dieselbe Dekoration.

Der vom Museum für Kunst und Gewerbe in
Hamburg angekaufte Einband des Jahrbuchs der Ge-
sellschaft Hamburger Kunstfreunde (Seite 188) zeigt
auf rotem Saffiangrunde vier naturalistisch gezeichnete
kleine Papageien auf einem geraden Stege in Hand-
vergoldung mit verschiedenfarbiger Lederauflage. Der
Löwenkopf links unten, das Wappen der Gesellschaft
darstellend, sowie die Schrift sind gleichfalls hand-
vergoldet.

Ebenfalls für das Hamburger Museum für Kunst
und Gewerbe angekauft ist der im Auftrage der Ham-
burger Sternwarte angefertigte Einband zu Tychonis
Brahe, de nova Stella. Er zeigt auf dunkelviolettem
Saffianleder in Linienhandvergoldung eine hohe Frauen-
gestalt in langwallendem, auch das Haupt einhüllen-
dem Mantel, die Wissenschaft symbolisierend, deren
Rechte mit einem Griffel auf einem Himmelsglobus
einen neu entdeckten Stern einträgt, der unter den
Sternen des Himmels besonders stark hervorstrahlt,
so den Inhalt des Buches andeutend.

Die Einbände von Georg Hulbe, Seite 186, sind
in Lederschnitt ausgeführt, die Brieftasche aus zart
stahlfarbig getöntem Rindleder mit farbig gebeizten
und handmodellierten Ahornblättern. Die Kanten
sind mit Riemennaht versehen und handciseliertem
Metallbeschlag in Altsilber, Ahornfrüchte darstellend.
Die Brieftasche auf Seite 187 zeigt auf marmoriertem
Leder gelblich gehaltenen, handgeschnittenen Judas-
schilling, desgleichen ist dies Motiv im Beschlag von
Altmessing durchgeführt. Die Wanduhren sind in
Leder modelliert, die eine ist farbig gebeizt und zeigt
die aufgehende Sonne, links den in Schlaf verfallenen
Uhu, rechts den krähenden Hahn, die andere Uhr
ist braun in braun gehalten und bringt eine Dar-
stellung der Versuchung im Paradiese. Der Wand-
schirm hat ein Gestell aus grau Ahornholz und in
Leder geschnittene, handmodellierte Füllungen, in
zarten Beiztönen gehalten. Bei den konischen Papier-
körben ist der Boden zum Klappen eingerichtet, um
beim Ausleeren das Papier leicht herausfallen lassen
zu können. Der Dokumentenschrein, Seite 188, ent-
hält im Innern eine von Professor Mohrmann in
Hannover auf Pergament gemalte Urkunde, durch
welche die Bauhütte »Zum weissen Blatt< in Han-

BUCHSCHMUCK,
VON

nover durch ihren Altmeister Geh. Rat Professor
Haase der Hamburger Tochterhütte die Gerechtsame
verbrieft und versiegelt, selbständig Hütte zu halten.
Das Innere des, wie die Urkunde selbst, in streng
romanischen Formen gehaltenen Schreines ist mit
rotem Glanzleder ausgestattet und durch Goldlinien
verziert. Das Äussere des Schreines ist aus grün-
spanfarbigem Leder mit rotgetönten Linienverzierungen.
Die beiden Thürflügel des Schreines werden durch
eine kunstvoll ciselierte, 16 cm breite Kupferplatte
verbunden. Die Treibarbeit führte Ciseleur Gröwel
in Hamburg aus, der Entwurf des Schreines rührt
von Architekt Jürgensen in Altona her.

Die Trinkstube, Seite 193 und 194, ist nach Mo-
tiven des 18. Jahrhunderts entworfen. Ihre Aus-
führung ist in gestrichener Arbeit gedacht, z. B. in
einer gebrochenen Resedafarbe, die auf der Zeichnung
dunkel angegebenen Glieder und Flächen sollen tief-
blau und rot dekoriert werden; der Fenstervorhang
und der Grund der Möbelbezüge ist ebenfalls tiefblau,
fast schwarz gedacht, die gewebten Blumen, ebenso
die des Holzwerks rot, blau, gelb und weiss gehalten,
der Eisenbeschlag schwarz gebrannt.

Der Ehrenschild für General von Bülow, wurde von
den Offizieren und Beamten des 14. Armeekorps ihrem
scheidenden kommandierenden General gewidmet. Er
hat bei 60 cm Durchmesser ein stark gewölbtes Profil.
Der Rand steigt schräg an, der folgende glatte Mittelteil
ist stärker gewölbt, während die dreibogige Mittelpartie,
auf der die Widmung angebracht ist, wieder stärker
gebuckelt sich heraushebt und das frei in Silber ge-
triebene Bülow'sche Wappen trägt. Dieses selbst
zeigt goldene Kugeln auf blauemailliertem Felde, die
Helmzier goldene Flügel und blaue Hörner mit gol-
denen Kugeln belegt, dazwischen den goldenen Vogel
Bülow. Die Helmdecke ist gold und blau (Email)
gehalten. Die Plaketten im Rand zeigen den Dom
von Merseburg, der ersten Garnisonsstadt Bülow's und
das Generalkommandogebäude des 14. Armeekorps
in Karlsruhe. Auf den gewölbten Buckeln der drei
das Schild durchquerenden Spangen, wie auf der
oberen, den preussischen Adler tragenden Plakette
sind die höchsten zwei Orden, wie die beiden Kriegs-
orden von Bülow's angebracht, auf dem Rande sind die
Schlachten, die Bülow mitgemacht hat, wie die ver-
schiedenen Kommandos, die er geführt hat, verzeichnet.
Die Orden sind in natürlicher Grösse und der rich-
tigen farbigen Ausführung frei aufgelegt, das Schild
selbst ganz in Silber gehalten, nur auf den Spangen,
dem Blattrand zwischen den Schrifträndern und am
Adler der oberen Plakette ist Vergoldung in decenter
Weise angebracht. —r

HELLMUTH,
ANSBACH



Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Professor Karl Hoffacker, Karlsruhe i. B., Moltkestrasse 13.

Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig.
 
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