DIE DRESDNER AUSSTELLUNGEN 1903
207
DEUTSCHE STÄDTEAUSSTELLUNG DRESDEN,
HAUPTHALLE, MODELL VON ÖFFENTLICHEN ANLAGEN
Slädtewesen von den meisten fremdländischen unter-
scheidet.
Wie anders aber konnte das moderne Städtewesen
dargestellt werden, als dass es sich im früheren
spiegelt? So sehen wir in der Deutschen Städte-
Ausstellung neue Städtekultur; und ihre Basis ist
allenthalben die alte.
Als Ausstellungsgebiet dient wieder der städtische
Ausstellungspalast mit seinem schönen Garten, nahe
dem Zentrum, mitten in einem der schönsten Teile
der sächsischen Residenz gelegen. Hier weht freie
gesunde Luft. Auf der einen Seite flankiert der weite
Stübelplatz, auf der anderen der königliche Grosse
Garten und der königliche Botanische Garten.
Leider wurde nur das Ausstellungsareal diesmal
viel zu eng. Erst 1896 wurde der Ausstellungspalast
durch Wallot gebaut, — mit allen Zukunftskautelen;
diesen Winter machten sich bereits Erweiterungen
nötig. Von dem grünen Ausstellungspark blieb gar
wenig übrig. Hier ragen in buntem Durcheinander
über 20 Bauten: Pavillons, leichte Kioske, schwere
Hallen; nicht einmal die Vorplätze der Haupt-
front konnten davon verschont werden; das Aus-
stellungsmaterial war überreichlich, wenigstens in An-
sehung des Platzes.
Von aussen gewährt mithin das Ausstellungsgebiet
keinen ästhetisch schönen, harmonischen Anblick. Man
steht unter dem Eindruck »quetschender Enge«. Es
fehlt die Ruhe. Dieses Gefühl verstärkt noch die
allzugrosse stilistische Verschiedenheit der Form, der
einzelnen Einbauten. Es wurde den einzelnen ihre
stille Sonderwirkung völlig genommen.
Nur eine einzige von diesen Gelegenheitsarchitek-
turen kann aber überhaupt künstlerisch in Betracht
kommen, diejenige der Gebrüder KörtingrHannover,
zumal abends, wenn die von den darin ausgestellten
Dynamomaschinen gespeisten zahlreichen Bogenlampen
von insgesamt 14000 Kerzen Stärke, sie ringsum be-
leuchten. Auch die von denselben Maschinen be-
triebene Leuchtfontäne ist, nebenbei bemerkt, eine
farbige und deshalb künstlerische Anregung von
schätzbarem Werte.
Dagegen hat man sich bei anderen grossen Hallen
zu heutzutage unbegreiflichen Missgriffen verstanden.
Obwohl sie aus Holz zusammengeschlagen sind, hat
man ihnen eine Tünche und eine Aussenzeichnung
31*
207
DEUTSCHE STÄDTEAUSSTELLUNG DRESDEN,
HAUPTHALLE, MODELL VON ÖFFENTLICHEN ANLAGEN
Slädtewesen von den meisten fremdländischen unter-
scheidet.
Wie anders aber konnte das moderne Städtewesen
dargestellt werden, als dass es sich im früheren
spiegelt? So sehen wir in der Deutschen Städte-
Ausstellung neue Städtekultur; und ihre Basis ist
allenthalben die alte.
Als Ausstellungsgebiet dient wieder der städtische
Ausstellungspalast mit seinem schönen Garten, nahe
dem Zentrum, mitten in einem der schönsten Teile
der sächsischen Residenz gelegen. Hier weht freie
gesunde Luft. Auf der einen Seite flankiert der weite
Stübelplatz, auf der anderen der königliche Grosse
Garten und der königliche Botanische Garten.
Leider wurde nur das Ausstellungsareal diesmal
viel zu eng. Erst 1896 wurde der Ausstellungspalast
durch Wallot gebaut, — mit allen Zukunftskautelen;
diesen Winter machten sich bereits Erweiterungen
nötig. Von dem grünen Ausstellungspark blieb gar
wenig übrig. Hier ragen in buntem Durcheinander
über 20 Bauten: Pavillons, leichte Kioske, schwere
Hallen; nicht einmal die Vorplätze der Haupt-
front konnten davon verschont werden; das Aus-
stellungsmaterial war überreichlich, wenigstens in An-
sehung des Platzes.
Von aussen gewährt mithin das Ausstellungsgebiet
keinen ästhetisch schönen, harmonischen Anblick. Man
steht unter dem Eindruck »quetschender Enge«. Es
fehlt die Ruhe. Dieses Gefühl verstärkt noch die
allzugrosse stilistische Verschiedenheit der Form, der
einzelnen Einbauten. Es wurde den einzelnen ihre
stille Sonderwirkung völlig genommen.
Nur eine einzige von diesen Gelegenheitsarchitek-
turen kann aber überhaupt künstlerisch in Betracht
kommen, diejenige der Gebrüder KörtingrHannover,
zumal abends, wenn die von den darin ausgestellten
Dynamomaschinen gespeisten zahlreichen Bogenlampen
von insgesamt 14000 Kerzen Stärke, sie ringsum be-
leuchten. Auch die von denselben Maschinen be-
triebene Leuchtfontäne ist, nebenbei bemerkt, eine
farbige und deshalb künstlerische Anregung von
schätzbarem Werte.
Dagegen hat man sich bei anderen grossen Hallen
zu heutzutage unbegreiflichen Missgriffen verstanden.
Obwohl sie aus Holz zusammengeschlagen sind, hat
man ihnen eine Tünche und eine Aussenzeichnung
31*